Dili (Timor-Leste), 25.06.2008 – Anfang des Jahres unterschrieb die Regierung von Timor-Leste mit der indonesischen Firma GTLeste Biotech eine Absichtserklärung über ein geplantes Bioethanol-Projekt. Auf 100.000 Hektar sollen Zuckerrohrplantagen entstehen, was einem Sechstel des fruchtbaren Landes von Timor-Leste entsprechen würden. Außerdem ist eine Ethanolfabrik geplant. Für 50 Jahre Nutzung des „unproduktiven Landes“ will GTLeste der Regierung 100 Millionen US-Dollar zahlen. Durch das Engagement sollen 2000 neue Arbeitsplätze entstehen, hauptsächlich in ländlichen Gebieten.
Die Oppositionspartei FRETILIN zeigt sich skeptisch, dass auf so genanntem „unproduktiven Land“ Zuckerrohr angebaut werden könne, und befürchtet stattdessen den Verlust von Anbauflächen für Nahrungsmittel. Der landwirtschaftliche Sprecher der FRETILIN, der ehemalige Premierminister Estanislau da Silva, sagte, der Plan könne sich zu einem Fluch für die Nahrungsmittelproduktion in dem durch die Landwirtschaft geprägten Land entwickeln.
Maximus Tahu vom unabhängigen „Timor-Leste Institut für Entwicklungsbeobachtung und -analyse La'o Hamutuk“ kritisiert vor allem den Entstehungsprozess des Projektes. Zuerst solle sich die Regierung beraten lassen, bevor sie Verträge unterzeichne, so Tahu. Bei einer Fläche von 100.000 Hektar wären auch bereits bestehende Farmen von den Planungen betroffen. Zudem könnten die Böden unfruchtbar werden. Da 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten, sei Land für sie von zentraler Bedeutung. Tahu erklärte, andere Länder hätten bereits schlechte Erfahrung mit Zuckerrohrplantagen gemacht.
Die Regierung gab bekannt, dass die Gespräche noch in einem Anfangsstadium seien und noch keine konkreten Flächen eingeplant seien. Noch sei GTLeste kein Land versprochen worden. Landwirtschaftsminister Mariano Assanami Sabino nannte die Kritik an den Plänen „falsche Propaganda“. Er sieht in dem Projekt eine dringend benötigte Investition für das ländliche Timor-Leste. Timor-Leste ist eines der ärmsten Länder Asiens – mit fast 50 Prozent Arbeitslosigkeit und gleichzeitig einer der höchsten Geburtsraten der Welt.
Biosprit, der aus Palmöl, Zuckerrohr und Sojabohnen hergestellt wird, gilt als Lösung für Probleme wie steigende Erdölpreise und die Globale Erwärmung. Sorgen bereiten allerdings die Umweltschäden durch die Monokulturen und der Anstieg der Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt durch sinkende Produktion.
So stieg der Reispreis in Timor-Leste in den letzten sechs Monaten von 40 US-Cent pro Kilo auf 1,20 oder gar 1,30 US-Dollar. Preise, die viele Familien nicht mehr bezahlen können. Nur durch Subventionen können die Vereinten Nationen einen 35-Kilogramm-Sack Reis für 17 US-Dollar verkaufen, doch ihre Mengen sind begrenzt.
Timor-Leste kämpft zudem schon seit Monaten mit einer akuten Lebensmittelknappheit, hauptsächlich durch Unwetter und Heuschrecken. Ein Fünftel der Bevölkerung leidet an Unterernährung und muss mit Hilfslieferungen versorgt werden. Man schätzt, dass Osttimor 86.000 Tonnen an Lebensmitteln einführen musste, um die Verluste der letzten Ernteausfälle auszugleichen. 15.000 Tonnen davon mussten durch internationale Nahrungsmittelhilfen aufgebracht werden. ++
25 Juni 2008
Timor-Leste: Pläne für Biosprit gefährden Nahrungsmittelversorgung
Labels:
Energiepolitik,
Landwirtschaft,
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