01 April 2008

Tarif-Einigung im öffentlichen Dienst

Potsdam (Deutschland), wikinews 01.04.2008 – In der Tarifrunde 2008 im öffentlichen Dienst in Deutschland konnte eine Einigung erzielt werden. Weitere Streiks konnten somit abgewendet werden.

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst können sich über Erhöhungen ihrer Bezüge von rund acht Prozent bis 2009 freuen. Im Gegenzug erreichten die öffentlichen Arbeitgeber von Bund und Kommunen eine Verlängerung der Arbeitszeit in den westlichen Kommunen auf einheitlich 39 Stunden. Um die prozentuale Erhöhung der niedrigeren Gehaltsgruppen anzuheben, wurde ein Sockelbetrag von 50 Euro für alle Beschäftigten rückwirkend ab 1. Januar 2008 vereinbart. Dazu kommt dann eine prozentuale Erhöhung aller Einkommen um 3,1 Prozent für dieses Jahr mit dem 1. Januar als Stichtag im Tarifgebiet West und mit dem 1. April 2008 für das Tarifgebiet Ost. Für das laufende Jahr ergibt sich so ein Erhöhung von rechnerisch 5,1 Prozent. Für das kommende Jahr 2009 wurde dann eine weitere 2,8-prozentige Erhöhung der Bezüge vereinbart, zu der dann noch eine Einmalzahlung von 225 Euro kommt. Die Auszubildenden erhalten rückwirkend ab 1. Januar 70 Euro mehr. Ab April 2008 ist eine Anpassung der Einkommen der in den östlichen Bundesländern beschäftigten Bundesangestellten an das Westniveau vorgesehen. Eine entsprechende Anpassung bei den Beschäftigten der Kommunen soll Anfang 2009 erfolgen.

Die Freude über den errungenen Kompromiss wurde auf Arbeitgeberseite durch die Aussicht auf eine hohe Belastung der öffentlichen Haushalte getrübt. Thomas Böhle von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) sprach von „erheblichen Belastungen“ in Höhe von 3,5 Milliarden Euro in diesem und sechs Milliarden Euro im kommenden Jahr, die vor allem die Kommunen zu tragen hätten. Als Konsequenz aus dem Abschluss werde an den Abbau von Stellen sowie die Privatisierung weiterer kommunaler Dienstleistungen gedacht.

Nachdem der Schlichterspruch am Donnerstag, den 27.März 2008, noch von den Gewerkschaften ver.di, dbb tarifunion und GEW verworfen wurde, begannen die erneuten Sondierungsgespräche am Samstagvormittag um zehn Uhr in Potsdam. Die öffentlichen Arbeitgeber von Bund und Kommunen (VKA) wollten offenbar einen langandauernden Streik im öffentlichen Dienst verhindern und signalisierten Entgegenkommen in der strittigen Frage der Arbeitszeit. Der Schlichterspruch hatte eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 39,5 Wochenstunden ab Juli 2008 vorgeschlagen. Die Wochenarbeitszeit beim Bund liegt ohnehin schon bei 39,0 Wochenstunden und in den ostdeutschen Kommunen bei 40,0 Wochenstunden.

Die letzte Runde der Tarifverhandlungen hatten am Samstag mit einem Sondierungsgespräch der Verhandlungsführer begonnen, nämlich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, VKA-Verhandlungsführer Thomas Böhle, dem ver.di Vorsitzenden Frank Bsirske und dem Vorsitzenden der dbb-tarifunion, Frank Stöhr. Gegen 12:30 Uhr waren die Verhandlungen in einer um weitere Fachleute der Verhandlungskommission vergrößerten Runde fortgesetzt und am Samstagabend gegen 22 Uhr unterbrochen worden. Die Arbeitgeberseite hatte am Samstagabend offenbar einen konstruktiven Vorschlag gemacht, der anschließend in der Tarifkommission beraten wurde. Auch am Sonntag war bis spät in die Nacht weiterverhandelt worden, um dann eine Fortsetzung der Gespräche für Montagmorgen zu vereinbaren. Im Verlauf des Morgens wurde dann eine Einigung erzielt, die dann in den zuständigen Gremien der Arbeitgeber und Gewerkschaften zur Abstimmung vorgelegt werden musste. Die Arbeitgeber des Bundes stimmten bereits im Verlauf des Montagvormittags zu während die Tarifkommissionen der beteiligten Gewerkschaften dann schließlich um 14.15 Uhr ein zustimmendes Votum zu dem erzielten Kompromiss abgaben. Die kommunalen Arbeitgeber stimmten kurz danach um 15.00 Uhr ebenfalls zu.

Durch die Einigung können nun flächendeckende und langandauernde Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst abgewendet werden. Die Einigung könnte auch Signalwirkung auf die offenen Tarifkonflikte bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), im Lande Berlin und auf weitere Branchen haben.

Nach Milliardenverlusten bei der Schweizer Bank UBS: Bankchef Marcel Ospel zurückgetreten

Zürich (Schweiz), 01.04.2008 – Die internationale Finanzkrise zieht weitere Kreise. Die Schweizer Großbank UBS veröffentlichte heute neue Quartalszahlen. Danach verzeichnet das Geldinstitut Verluste in Höhe von 12 Milliarden Franken (umgerechnet 7,6 Milliarden Euro). Bereits im letzten Quartal des Jahres 2007 hatte die Bank ähnlich hohe Verluste eingefahren. Im gesamten Jahr 2007 machte sie einen Verlust in Höhe von 4,4 Milliarden Franken (2,8 Milliarden Euro). Die Aktionäre sollen nun einer Kapitalerhöhung von 15 Milliarden Franken zustimmen. Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel zog heute die Konsequenzen und erklärte seinen Rücktritt. Die Bank hatte sich auf dem US-amerikanischen Hypothekenmarkt verspekuliert. Nach der Nachricht vom Rücktritt des Bankpräsidenten stiegen die Aktienkurse der Bank am Nachmittag um sieben Prozent. An die Spitze der Bank soll künftig Peter Kurer treten, der seit 2002 der Konzernleitung angehört.

Auch die größte deutsche Privatbank, die Deutsche Bank, meldete heute Milliardenverluste. 2,5 Milliarden Euro müssen abgeschrieben werden. Wegen der Hypothekenkrise in den Vereinigten Staaten musste die Deutsche Bank bereits im letzten Jahr 2,3 Milliarden Euro abschreiben. Trotz der hohen Abschreibungen im Jahr 2007 konnte die Bank allerdings im letzten Jahr einen Vorsteuergewinn von 8,7 Milliarden Euro ausweisen. Für das laufende Jahr gab die Bank eine Gewinnwarnung aus. Das Ziel von 8,4 Milliarden Euro vor Steuern könnte möglicherweise wegen weiterer Abschreibungen nicht erreicht werden. +wikinews+

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  • Diskussionen
  • 31 März 2008

    Niederländischer Außenminister tritt für weltweiten Verzicht auf Atomwaffen ein

    DEN HAAG, 31. März (RIA Novosti). Die beiden größten Atomwaffenmächte, Russland und die USA, müssen laut dem niederländischen Außenminister Maxime Verhagen ihre Bestände weiter reduzieren, was schließlich eine totale Beseitigung aller Atomwaffen der Welt ermöglichen soll.

    "Die USA und Russland halten den Schlüssel zu einer allgemeinen atomaren Abrüstung in der Hand. Sie tragen eine besondere Verantwortung dafür", sagte Verhagen am Montag in einem Gespräch mit RIA Novosti.

    Am Vortag hatte er auf einem von der Niederländischen Atlantischen Kommission veranstalteten Seminar für atomare Abrüstung die von Großbritannien und Frankreich angekündigte Bereitschaft gewürdigt, ihre Atomwaffenbestände abzubauen. Verhagen zufolge erfordert die atomare Abrüstung ein multilaterales Vorgehen. Jedes Land sollte Anstrengungen unternehmen, um das gemeinsames Endziel zu erreichen: die totale Beseitigung der Atomwaffen in der Welt.

    Hierbei plädierte der niederländische Außenminister für Strafmaßnahmen gegen Nichtatomwaffen-Staaten wie Iran, die sich über die Forderungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und des UN-Sicherheitsrates hinwegsetzen.

    Parallel müssten die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden, damit keine Atomwaffen in die Hände von Terroristen gelangen, urteilte Verhagen. Er sprach sich gegen eine Waffenstationierung im Weltraum aus und lobte die russisch-chinesische Initiative, einen international verbindlichen Vertrag zur Verhinderung eines Wettrüstens im All abzuschließen.

    Als Standortland des Europäischen Weltraumzentrums ESTEC (European Space Research and Technology Centre) prüfen die Niederlande die Möglichkeit, im kommenden Jahr eine internationale Konferenz zur friedlichen Nutzung des Weltraums einzuberufen, sagte Verhagen.

    KOMMENTAR: Das ist mal eine gute Initiative. Nun sollten sich Steinmeier und weitere EU-Politiker anschließen. (msr)

    Arabische Liga: Israel soll IAEO beitreten

    Arabische Liga vermutet Israel in Besitz von Atomwaffen - IAEO-Kontrolle gefordert

    BEIRUT, 31. März (RIA Novosti). Israel soll dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (Atomwaffensperrvertrag) beitreten und seine Atomobjekte unter IAEO-Kontrolle stellen.

    So heißt es in einer "Erklärung von Damaskus", die zum Abschluss des Arabischen Gipfels am Sonntag in der syrischen Hauptstadt angenommen wurde.

    "Wir rufen die Völkergemeinschaft auf, Israel zu verpflichten, dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen unverzüglich beizutreten und die Kontrolle über seine Atomobjekte der IAEO zu überantworten sowie das Recht der anderen Staaten auf friedliche Nutzung von Atomenergie entsprechend den IAEO-Normen und -Forderungen anzuerkennen", heißt es im Schlussdokument des Gipfeltreffens.

    Die arabischen Länder, die Israel in Besitz von Atomwaffen vermuten, rufen dazu auf, den Nahen Osten in eine atomwaffenfreie Zone zu verwandeln.

    Israel will seinerseits den Besitz von Atomwaffen weder bestätigen noch leugnen. Es weigert sich, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen und verweigert IAEO-Inspekteuren den Zugang zu seinen Nuklearobjekten.

    Nur einmal wurde von Israel dessen Status als Atomwaffenmacht faktisch anerkannt, als Regierungschef Ehud Olmert entsprechende Aussagen in einem Interview für den deutschen TV-Sender "Sat 2" machte.

    Bush forciert "NATO-Osterweiterung"

    Bush: Nato-Zukunft von Kiew und Tiflis wird beim Gipfel in Bukarest entschieden

    KIEW, 31. März (RIA Novosti). Die Zukunft der Ukraine und Georgiens bezüglich der Perspektive ihrer Nato-Mitgliedschaft soll beim bevorstehenden Nato-Gipfel in Bukarest klar festgelegt werden.

    Das erklärte US-Präsident George W. Bush in einem vom ukrainischen Fernsehsender Inter am Sonntag ausgestrahlten Interview.

    "Ein Nato-Beitritt der Ukraine wäre eine gute Politik", so Bush. "Ich habe meine Absichten klar geäußert und arbeite daran. Wir werden sehen, was geschehen wird, wenn wir nach Bukarest kommen. Wir haben keine anderen Versprechen bis auf die Feststellung, dass dies ein richtiger Schritt ist. Ich lasse mich davon leiten, dass dies besser für die Nato und die Ukraine wäre."

    Bush fügte hinzu, dass der Ukraine beim Gipfel in Bukarest lediglich angeboten werde, sich dem Aktionsplan für die Nato-Mitgliedschaft anzuschließen. Über den Beitritt zur Allianz muss das Volk der Ukraine entscheiden. "Wenn das ukrainische Volk am Schluss dieses Prozesses ein ‚Nein' dazu sagen wird, so wird es eine Sache des ukrainischen Volkes sein", betonte er.

    Die Ukraine und Georgien wollen beim bevorstehenden Nato-Gipfel den Status von Beitrittskandidaten bekommen. Innerhalb der Allianz gibt es indes keine Einigung dazu: Deutschland, Frankreich, Belgien und die Niederlande äußern sich skeptisch zu den Perspektiven einer Aufnahme dieser Länder in die Nato.

    Ukrainische Experten bewerten die Chancen ihres Landes, dem Aktionsplan für die Nato-Mitgliedschaft beizutreten, als "50:50".

    30 März 2008

    Ticket nach Peking

    TEHERAN, 30. März (RIA Novosti). Die chinesische Botschaft in Teheran hat am Sonntag eine offizielle Einladung an den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zur feierlichen Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2008 übergeben.

    Wie die iranische Presse berichtet, wurde neben Ahmadinedschad auch Mohammad Ali Abadi, der iranische Vizepräsident für Körperkultur und Sport, zur Zeremonie eingeladen.

    KOMMENTAR

    Der Olympische Gedanke leitet die physischen Kräfte in den friedlichen Wettbewerb, und Feindschaft soll schweigen. Deshalb ist die Einladung an Ahmadinedschad richtig, aber nicht nur den Brandstiftern sollten Einladungen zukommen, sondern z.B. auch den Friedensnobelpreisträgern, also Einladungen an Frau Shirin Ebadi (2003) und den Dalai Lama (1989).

    -msr- >> Diskussion

    29 März 2008

    Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier wollen nicht an Olympia-Eröffnung teilnehmen

    Kranj (Slowenien), 29.03.2008 – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) werden voraussichtlich nicht an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am 8. August in Peking teilnehmen. Diese Entscheidung sei allerdings nicht auf Grund der aktuellen Lage in Tibet getroffen worden, denn eine Teilnahme an den Feierlichkeiten sei ohnehin nie geplant gewesen. „Insofern gibt es nichts abzusagen. Wie das andere Staatschefs für sich geplant haben, kann ich nicht beurteilen“, so Steinmeier. Einen Olympia-Boykott lehnte Steinmeier ab. Ein Nein zur Teilnahme an der Olympiade sei „weder eine Hilfe für die Menschen in China noch eine Hilfe für die Sportverbände“, sagte der deutsche Bundesaußenminister. +wikinews+

    KOMMENTAR

    Das Sport-Event boykottieren, die Konzerne hofieren. Das macht keinen Sinn.

    -msr-

    Taiwans neuer Präsident sucht Nähe zu China

    MOSKAU, 29. März (Dmitri Kossyrew, RIA Novosti). Der Sieg des Kandidaten der Nationalpartei Guomindang bei den Präsidentenwahlen auf Taiwan bedeutet keineswegs, dass an die Macht auf der Insel ein "Peking-treuer" Politiker gekommen ist.

    Angebracht ist hier wohl doch ein anderes Wort: ein "normaler" Politiker. Aber für die internationale juristische Anomalie, die Taiwan seit bereits 58 Jahren darstellt, ist auch "normal" ein etwas deplaziertes Wort.

    Ma Yingjiu zum Beispiel siegte bei den kürzlich abgehaltenen Wahlen mit der Parole "Entwicklung der Beziehungen zwischen Taiwan und dem Festland", wobei die Frage nach der juristischen Abtrennung der Insel, ihrer Souveränität usw. unter den Teppich gekehrt wurde. Der Sieg war recht beeindruckend: 58 Prozent gegen 42 Prozent der Stimmen. Das darf nicht verwundern, hat doch dieselbe Guomindang vor zwei Monaten auch bei den Parlamentswahlen gesiegt und zwei Drittel Sitze bekommen.

    Das bedeutet, dass nach einem achtjährigen Experiment der verbalen (und nicht nur verbalen) Konfrontation mit Peking alles zu der seit 1949 gültigen Formel zurückkehrt: China ist einheitlich, es schließe auch Taiwan ein. Etwas anderes ist, dass Peking und Taipeh die berüchtigte Einheit unterschiedlich auffassen. Aber gegen diese unterschiedliche Auffassung erheben beide Seiten keine Einwände.

    Nur auf den ersten Blick kann der Eindruck entstehen, dass es die Chinesen beiderseits der Meerenge in der "Taiwan-Frage" somit vorgezogen hätten, in dem Bürgerkrieg zu verharren, der 1949 mit dem Sieg der Kommunisten unter Mao Zedongs Führung endete. Aber der Verlierer, der Guomindang-Führer Chiang Kai-shek, hielt sich auf der Insel Taiwan versteckt und erklärte bis zu seinen letzten Lebenstagen, gerade seine Regierung sei für das gesamte Territorium Chinas legitimiert. Und erst unter dem vorherigen Präsidenten, Chen Shuibian, versuchten die Taiwaner Politiker, mit einem gegensätzlichen Herangehen zu experimentieren. Das heißt, die Unabhängigkeit Taiwans auszurufen. Sie scheiterten.

    In Wirklichkeit haben die Taiwaner natürlich nicht den Bürgerkrieg, sondern die Einheit des Landes gewählt. Das ist der höchste Wert, dem gegenüber alles Übrige zurücktritt. Davon künden die Erfahrungen von mindestens drei Jahrtausenden der chinesischen Geschichte: Sobald China einheitlich ist, prosperiert es und sind die Menschen glücklich; wenn ein Unglück hereinbricht, spaltet sich China und wartet auf einen neuen Herrscher, der das Riesenreich wiedervereinigen und die wirtschaftliche Norm wieder einführen wird. Die chinesische Zivilisation hat genügend solcherlei Zyklen "Spaltung - Wiederherstellung" erlebt, und als der frühere Präsident von Taiwan, Chen Shuibian, diese Erfahrungen der chinesischen Zivilisation an die zweite Position, nach der Idee des "Taiwaner Nationalismus", stellte, erlitt er ebendeshalb ein Fiasko. Eigentlich hätte er schon vor vier Jahren verloren, wäre nicht der merkwürdige Vorfall - ein angebliches Attentat auf ihn - dagewesen. Dieser Hokuspokus half ihm jedoch, wie wir sehen, nur für kurze Zeit.

    Es erhebt sich die Frage, was hinter dem Experiment mit den acht Jahren von Chen Shuibian steckte. Er war ein nicht ganz gewöhnlicher Präsident. Bei meiner Taiwan-Reise 2000 erlebte ich etwas Sonderbares: Zahlreiche Taiwaner hatten Schwierigkeiten zu verstehen, auf welche Weise ein dermaßen offenkundig wenig vorbereiteter und schwacher Politiker an die Macht kommen konnte. Es ist klar, dass daran in großem Maße die (ein wenig à la Breschnew) erstarrte Guomindang schuld war. Aber am meisten beschuldigten die Taiwaner ihre amerikanischen Freunde: Sie hätten "ihren Mann" eingeschmuggelt.

    Nun waren die 90er Jahre auch sonst eine Epoche der internationalen Experimente, da an die Macht offenkundig schwache Führer kamen, und auf jedem von ihnen hing auf jeden Fall die Marke: "amerikanischer Kandidat". Die Erklärung wäre zu lange und zu kompliziert, was der wirkliche Grund war: ob es an der verbreiteten Meinung lag, dass bei der Globalisierung an der Spitze eines Staates ein farbloser Manager und nicht ein "Führer" stehen solle, oder daran, dass das Clintonsche Amerika tatsächlich zum Sieg jener beitrug, die schwächer und lenkbarer waren. Vielleicht wirkte da beides zusammen.

    Aber seitdem haben sich Amerika und auch China verändert. Die Administration des republikanischen Präsidenten George Bush wagt es heute nicht, China zu ärgern - dazu zählen Gespräche über Taiwans Unabhängigkeit. Dass Washington die Pläne des UN-Beitritts von Taiwan als einzeln genommener Staat nicht unterstützen werde, hatten die USA entschieden bekundet. Das Experiment der Demokraten war gescheitert, und jetzt ist Amerika sowohl unter den Wählern von Präsident Ma (wegen der acht Jahre der Geschichte des Taiwaner Separatismus) als auch unter den Anhängern des verabschiedeten Präsidenten Chen (zuerst angelockt, dann im Stich gelassen) recht unpopulär.

    Was ist jetzt vom Sieger Ma Yingjiu zu erwarten? Wie oben gesagt, ist er schwerlich ein "China-freundlicher" Kandidat zu nennen, obwohl Peking mit seinem Sieg natürlich zufrieden ist. Ma kritisiert China hinsichtlich der Demokratie und der Menschenrechte, die Taiwaner legen traditionsgemäß ihre Hand auf die nicht heilende Wunde der chinesischen Gesellschaft: Verbot der Falun-Gong-Sekte und so weiter. Am wichtigsten aber ist, dass sich Ma für eine beschleunigte Integration Taiwans in die Wirtschaft des Festlands einsetzt. Offenbar wird er mit dem direkten Seeverkehr über die nicht sehr breite Taiwanstraße anfangen, denn die Häfen waren bereits in der Zeit vor Chens Machtantritt dazu bereit. Möglicherweise wird die Sache sehr bald auch bis zum direkten Flugverkehr gedeihen.

    Es geht darum, dass die Wähler von Ma Yingjiu der "wirtschaftlichen Verschlechterung" ein Ende zu setzen fordern, aber der einzige Weg dazu ist eine aktivere Kooperation mit China. Nicht nur Taiwan, sondern auch selbst Japan hängen heute wirtschaftlich vom chinesischen Markt, von den in China ansässigen Produktionsunternehmen ab. Mehr noch: Von der Zusammenarbeit mit China hängt auch Amerikas Wirtschaft ab.

    Bemerkenswert ist, dass die Taiwaner Unternehmen ungeachtet den Konfrontationsübungen von Chen Shuibian in die Wirtschaft des Festlandes bis zu 150 Milliarden Dollar investiert haben. Bei Eröffnung von Produktionen in der VR China sparen die Taiwaner an Steuern und gewinnen einen Markt von Verbrauchern derselben Nationalität und Kultur. Laut Schätzungen lagen weitere 20 Milliarden Dollar bereit, um nach der Wahl eines Guomindang-Präsidenten den Sprung über die Meerenge zu vollbringen.

    Die Taiwaner Erfahrungen lassen noch einmal darüber nachdenken, welche Tendenz in der Welt von heute doch stärker ist; die separatistische oder die integrative. Die Chinesen beiderseits der Taiwanstraße haben eine genügend klare Antwort darauf gegeben.

    Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

    Gaddafi fordert gemeinsamen Araber-Staat

    Libyens Staatschef Gaddafi ruft zu arabischem Superstaat auf

    BEIRUT, 29. März (RIA Novosti). Der libysche Staatschef Muammar Gaddafi hat beim Gipfel der Arabischen Liga in der syrischen Hauptstadt Damaskus zur Bildung eines gemeinsamen arabischen Staates aufgerufen.

    „Die Araber werden in der gegenwärtigen Welt keinen Platz haben, solange sie keinen gemeinsamen Staat haben“, sagte Gaddafi.

    Nach seinen Worten muss sich die gespaltene arabische Welt ein Beispiel an Europa, Lateinamerika und Afrika nehmen, wo sich Prozesse der Konsolidierung und der Vereinigung vollziehen.

    Ohne eine Einheit, so das libysche Staatsoberhaupt, würden sich die Araber in der Welt nicht durchsetzen können.

    Gaddafi machte seinen Vorschlag auf einem Araber-Treffen, das in die Geschichte als Gipfel von Streiten und Konflikten eingehen wird.

    Die Staats- und Regierungschefs der Hälfte der Mitgliedsländer der Arabischen Liga hatten wegen politischen Kontroversen mit Syrien ihre Teilnahme am Gipfel abgesagt.


    KOMMENTAR: Mit oder gegen Israel? Davon hängt die Beurteilung ab.
    -msr-

    Mumia Abu-Jamal wird nicht hingerichtet

    Philadelphia (Vereinigte Staaten), 29.03.2008 – Der seit 1982 in der Todeszelle sitzende Mumia Abu-Jamal soll nun doch nicht hingerichtet werden. Nachdem er 1981 in eine Schießerei verwickelt war, bei der der Polizist Daniel Faulkner erschossen wurde, wurde Jamal als Tatverdächtiger mit der Tatwaffe in der Nähe des Tatortes festgenommen und in einem Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Jamal beteuerte vehement seine Unschuld, äußerte sich aber jahrelang nicht zum Vorfall. Nachdem sein Hinrichtungstermin bereits zweimal angesetzt und dann wieder verschoben worden war, wurde die Todesstrafe am Donnerstag von einem Bundesgericht in Philadelphia aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft kann nun erneut vor einem Schwurgericht die Todesstrafe beantragen, verzichtet sie jedoch darauf, würde die Strafe für Jamal in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

    Jamal selbst beteuert bis heute seine Unschuld. Sein Schicksal wurde zum Symbol des Kampfes gegen die Todesstrafe in den USA – auch weil immer wieder Vorwürfe erhoben wurden, die den Ausgang des Verfahrens mit Rassismus in Verbindung brachten. Jamal war früher Mitglied der radikalen Bürgerrechtsorganisation „Black Panthers“. +wikinews+

  • Diskussionen
  • Moskau kritisiert NATO-Erklärung

    Streit um KSE-Vetrag: Russland wirft NATO Ignoranz vor

    BRÜSSEL, 29. März (RIA Novosti). In der NATO-Erklärung zum Aufruf, das Moratorium für den Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag) aufzuheben, sind dem russischen NATO-Botschafter Dmitri Rogosin zufolge nicht die Bemerkungen Moskaus berücksichtigt worden.

    „In der Erklärung sind viele Worte enthalten, es fehlt aber das Wichtigste: Unsere Bemerkungen wurden keinesfalls berücksichtigt“, sagte Rogosin.

    Nach seinen Worten ist im Dokument darüber nichts gesagt, dass die neuen NATO-Mitglieder eine Verpflichtung übernehmen, den adaptierten KSE-Vertrag zu unterzeichnen.

    Rogosin bezeichnete die NATO-Erklärung als Streben, eine „abgestimmte Position“ vor dem Gipfel des Russland-NATO-Rates am 4. April in der rumänischen Hauptstadt Bukarest auszuarbeiten. Diese Position werde von der russischen Seite aufmerksam geprüft.

    „Aber dies ändert nicht unsere Position bezüglich der Notwendigkeit der Erhaltung der Rüstungskontrolle“, betonte der russische NATO-Vertreter.

    „Wir rufen Russland auf, das Moratorium auszusetzen und mit uns für ein Grundlagenabkommen bei einem Paket von parallelen Schritten zusammenzuarbeiten“, hieß es in der NATO-Erklärung.

    In dem Dokument erklären sich die NATO-Staaten bereit, den Dialog mit Russland zu allen umstrittenen Fragen fortzusetzen.

    „Die parallelen Handlungen, die die USA mit der Billigung durch die anderen NATO-Mitglieder im Herbst 2007 Russland angeboten haben, ermöglichen es, alle Besorgnisse der russischen Seite auszuräumen“, wird in der Erklärung betont.

    Die parallelen Handlungen sehen unter anderem eine Aktivierung des Prozesses der Ratifizierung des adaptierten KSE-Vertrags durch die Allianz unter der Voraussetzung vor, dass Russland sein Militär aus Moldawien und Georgien abzieht.

    Außerdem sollen sich die baltischen Staaten und Slowenien dem KSE-Vertrag nach seinem Inkrafttreten anschließen.

    Außerdem sehen die parallelen Schritte vor, dass Russland und die NATO dem Terminus „wesentliche Streitkräfte“ eine allgemeine Definition geben müssen.

    „Nach dem Inkrafttreten des adaptierten Vertrages werden die NATO-Länder und Russland mögliche Änderungen am Dokument, darunter auch daran vornehmen können, was die Begrenzung der Streitkräfte und Technik betrifft“, heißt es in der Erklärung.

    28 März 2008

    Intervention auf den Komoren

    Komoren: Landung von Truppen der Afrikanischen Union auf Anjouan

    Mutsamudu (Komoren), wikinews 28.03.2008 – Soldaten der Afrikanischen Union (AU) und Angehörige der komorischen Streitkräfte haben die zu den Komoren gehörende Insel Anjouan besetzt. Der Staat der Komoren besteht aus drei Inseln; eine weitere Insel, Mayotte, ist ein Überseegebiet Frankreichs. An der Militäraktion waren Einheiten aus dem Sudan, Tansania, Libyen und dem Senegal beteiligt. Frankreich hatte logistische Unterstützung gewährt.

    Auf Anjouan hatte Oberst Mohamed Bacar im Jahr 2001 die Macht ergriffen und eine Miliz aufgestellt. Er war bei Wahlen 2002 zum Regionalpräsident gewählt und 2007 wiedergewählt worden. Bacar hatte eine Unabhängigkeitserklärung der Insel angekündigt. Die Wahl im letzten Jahr wurde von der komorischen Regierung nicht anerkannt. Beobachter werten das Vorgehen der AU als ein Zeichen an andere abtrünnige Gebiete auf dem Kontinent.

    Bacar ist nach Mayotte geflüchtet, wo er wegen illegaler Einreise und Waffenbesitz verhaftet wurde. Er ersuchte da um politisches Asyl. Die Nachricht hat zu Demonstrationen vor der französischen Botschaft in der Hauptstadt Moroni geführt. Die Komoren, die mit Frankreich kein Auslieferungsabkommen haben, verlangten die Herausgabe Bacars.

    Die Invasionstruppen waren am 25. März auf der Insel gelandet und auf wenig Widerstand gestoßen. Nach Angaben des Krankenhauses sind in der Inselhauptstadt Mutsamudu mindestens elf Zivilpersonen bei Zusammenstößen verletzt worden. Zu den Angaben des komorischen Verteidigungsministers Mohammed Desara, es seien Kämpfer Bacars getötet worden, gibt es bislang keine unabhängigen Berichte.

    Moskau kritisiert USA wegen Kosovo-Militarisierung

    Bushs Beschluss zu Waffenlieferungen ins Kosovo verstößt gegen Resolution 1244 - Rogosin

    BRÜSSEL, 28. März (RIA Novosti). Die Entscheidung von US-Präsident George W. Bush über die Aufnahme von Waffenlieferungen in das Kosovo verstößt aus russischer Sicht grob gegen die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates.

    Das sagte der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin am Freitag in Brüssel. Am 19. März hatte Bush mit seiner Anordnung grünes Licht für Waffenlieferungen in das Kosovo gegeben. Es sei notwendig, die Sicherheit der Vereinigten Staaten zu festigen und den Frieden in aller Welt durchzusetzen, hieß es zur Begründung.

    Rogosin äußerte Besorgnus und Empörung im Zusammenhang mit diesem Beschluss, der die Sicherheit in der Provinz gefährdet. "Dieser Beschluss bedeutet de facto, dass die Serben mit Gewalt gezwungen werden, im unabhängigen Kosovo zu leben. Im Kosovo gibt es ohnehin schon genug Waffen, deshalb wäre eher eine Entmilitarisierung weitaus aktueller."

    Das Problem des Kosovo-Status soll nach Rogosins Worten im UN-Sicherheitsrat gelöst werden. Was die NATO betreffe, die als Organisation den neuen Staat Kosovo nicht anerkennt, dort aber ihre Friedenskräfte hat, wolle Russland streng kontrollieren, dass die Allianz nicht über ihr Mandat hinaus gehe.

    "Der UN-Sondervertreter im Kosovo, Marti Ahtisaari, hatte zugegeben, dass das Problem des Kosovo-Status bereits bei dem Bombardement Serbiens im Jahr 1999 gelöst wurde. Nun ist jetzt die gesamte logische Kette sichtbar", sagte Rogosin.

    Ukraine wirbt für NATO-Beitritt

    NATO-Beitritt der Ukraine soll Beziehungen zu Russland nicht verschlechtern - Timoschenko

    KIEW, 28. März (RIA Novosti). Der NATO-Beitritt der Ukraine soll sich nicht negativ auf die Beziehungen zu Russland auswirken, sagte die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko am Freitag auf einer Pressekonferenz.

    Die Frage des Beitritts der Ukraine zum Membership Action Plan der NATO soll auf dem Gipfel der Organisation in Bukarest (2.-4. April) entschieden werden.

    Im Januar hatten Präsident Viktor Juschtschenko, Parlamentspräsident Arseni Jazenjuk und Timoschenko ein Schreiben an NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer gerichtet. In dem Brief wird die Hoffnung geäußert, dass sich Kiew beim bevorstehenden NATO-Gipfel dem Aktionsplan anschließen darf.

    Das Schreiben löste eine Parlamentskrise in der Ukraine aus. Die oppositionelle Partei der Regionen des früheren Regierungschefs Viktor Janukowitsch blockierte die Arbeit der Obersten Rada (ukrainisches Parlament) für etwa einen Monat. Das Parlament konnte seine Arbeit erst wieder aufnehmen, nachdem eine Verordnung über ein Referendum über den NATO-Beitritt angenommen worden war.

    27 März 2008

    Aus für Transrapid

    Aus für Transrapid ist gute Nachricht für den Naturschutz und den Steuerzahler

    Berlin: Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), stellte zum Aus für den Münchner Transrapid vor allem den Gewinn für die Natur und den Klimaschutz heraus: „Die drohende Beeinträchtigung von Flora-Fauna-Habitatgebieten an den Isarauen ist nun abgewendet. Damit sind wertvolle bayerische Naturschutzgebiete auch künftig geschützt und ein Verstoß gegen bayerisches, deutsches und europäisches Naturschutzrecht wird vermieden. Diese Entscheidung steht Deutschland gut zu Gesicht, auch weil sich im Mai die Welt bei uns zur globalen Artenschutzkonferenz versammeln wird.“ Im Vergleich zu einem Ausbau der in München vorhandenen S-Bahnen falle auch die Klimabilanz des Transrapid negativ aus. Sein Betrieb würde etwa doppelt soviel Klimagase verursachen wie eine Express-S-Bahn zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen.

    Die Magnetschwebebahn in München sei auch als Prestigeprojekt der bayerischen CSU-Regierung, insbesondere des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und des heutigen CSU-Vorsitzenden Erwin Huber, gescheitert. Die Projektgegner - darunter der BUND-Landesverband Bund Naturschutz, der Aktionskreis contra Transrapid, außer CSU und FDP alle übrigen Parteien, die Landeshauptstadt München sowie weitere Verbände und die Gewerkschaften hätten stets auf die unrealistischen Kostenplanungen der Transrapid-Befürworter hingewiesen und die Schwebebahn unter anderem auch deshalb abgelehnt. Die bislang von offizieller Seite genannten Kosten von 1,85 Milliarden Euro waren in einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2002 ermittelt worden. Nun solle die gleiche Transrapid-Strecke mehr als drei Milliarden Euro kosten. Der BUND hatte die Kosten auf eine ähnliche Höhe geschätzt.

    In den vergangenen Jahren wurden bereits eine geplante Transrapid-Strecke von Hamburg nach Berlin und ein ebenfalls in Schwebetechnik ausgeführter „Metrorapid“ in Nordrhein-Westfalen wegen zu hoher Kosten verworfen. Die nun frei werdenden Steuer-Milliarden der Münchener Transrapidstrecke sollten nun sinnvoller für den Bus- und Bahnverkehr in ganz Deutschland und den überfälligen Ausbau bayerischen Hauptstrecken der Bahn eingesetzt werden, damit endlich verstärkt Güter von der Autobahn auf die Schiene verlagert würden.

    BUND Pressemitteilung vom 27. März 2008

    Chaos-Welt der Energiemärkte

    Russland und Ukraine verstricken sich im Geflecht des Gashandels - Russlands Presse

    MOSKAU, 29. Februar (RIA Novosti). Die Ukraine als Wirtschaftspartner gleicht zunehmend Iran. Kiew will bereits verbrauchtes Gas nicht bezahlen, ebenso wie Teheran einst den AKW-Bau nicht bezahlen wollte, schreiben russische Zeitungen am Freitag.

    Damals versuchte Teheran ebenfalls Moskau davon zu überzeugen, dass die Dienstleistungen bezahlt worden seien, doch bestätigte Rosatom (Russische Energiebehörde) den Empfang des Geldes nicht. Als die Diskussion die politische Ebene erreichte, wurde das Geld für die AKW-Bauarbeiten dennoch erhalten.

    Bei Wunsch könnte wahrscheinlich der am abermaligen Gaskonflikt zwischen Kiew und Moskau Schuldige gefunden - das heißt, es könnte berechnet werden, wer nicht das Nötige bezahlt, wer nicht das Nötige geliefert, wer die mündlichen Abmachungen nicht in Dokumenten festgehalten hat. Es ist jedoch völlig offenkundig: Die ständigen Konflikte gehen darauf zurück, dass die Lieferverfahren nicht transparent sind.

    In der Händlerkette Naftogas - Ukrgasenergo - Rosukrenergo - Gazprom können die einen nicht Gas, die anderen nicht das Geld finden. Jede Seite legt die Situation auf ihre Art aus. Zudem sind die Teilnehmer an den Verhandlungen zahlreich. Selbst als die Situation auf die Ebene der Staatsoberhäupter erhoben wurde, konnte ihre Zahl nicht radikal gekürzt werden: Wenn es Viktor Juschtschenko gelingt, sich mit Julia Timoschenko zu einigen, erreicht er keine Einigung mit Wladimir Putin. Wenn sich Putin und Juschtschenko einig sind, muss man sich auf Probleme seitens Timoschenkos gefasst machen.

    Bei ihren Moskauer Verhandlungen kamen die Präsidenten überein, die einen Vermittler durch andere zu ersetzen: Statt Rosukrenergo und Ukrgasenergo sollen zwei Gemeinschaftsunternehmen von Gazprom und Naftogas gegründet werden. Im Ergebnis wird Gazprom statt eines 25-prozentigen Anteils an Ukrgasenergo letztendlich 50 Prozent am ukrainischen Absatz bekommen.

    Man könnte die Situation dahingehend einschätzen, dass Gazprom diese Runde gegen die Ukraine gewonnen hat. Aber Gazprom kann nicht die Ukraine und Naftogas nicht Russland besiegen: Die Länder sind souverän. Und genauso wie Russland die Bedingungen des Product-Sharing-Abkommens einseitig verändern kann, kann die Ukraine die kommerziellen Abkommen mit einem ausländischen Partner abblocken, falls sie zu dem Schluss kommt, dass sie ihre Wirtschaftssicherheit gefährden.

    Solche Schlüsse sind Sache des jeweiligen an der Macht befindlichen Politikers. Eine solche Blockade ist ein Skandal, der von den Gasverbrauchern in Europa nicht unbemerkt bleibt. Die Überwindung eines solchen Skandals mittels Ultimaten und Gashähne könnte ernste politische Nachteile nach sich ziehen. Die Überwindung eines solchen Skandals mit Hilfe von Dokumenten ist kompliziert, weil das Schema unübersichtlich ist. Ob es durch den Austausch eines Vermittler durch einen anderen transparenter wird, ist fraglich.

    Sarkozys Staatsbesuch in GB

    London (Vereinigtes Königreich), wikinews 27.03.2008 – Am gestrigen Mittwoch hat der zweitägige Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland gegen 11 Uhr mit einem Empfang bei Königin Elisabeth II. begonnen. Am Nachmittag hielt Sarkozy dann eine Rede vor dem Britischen Ober- und Unterhaus.

    Eine besondere Bedeutung maß Sarkozy dem Treffen bereits vor dessen Beginn zu. So bezeichnete er es als eine Möglichkeit, „ein neues Kapitel“ in den zwischenstaatlichen Beziehungen der beiden Länder aufzuschlagen. Zudem hob Sarkozy dem „Figaro“ zufolge in einem Interview mit der BBC die Wichtigkeit Englands besonders hervor. Er sagte, Europa brauche die Engländer. Zudem fügte er hinzu: „Wer kann glauben, man könne ein Europa ohne die Engländer aufbauen? Wer kann glauben, dass Großbritannien alleine leben wird, obwohl der Kontinent nur 30 Kilometer entfernt ist?“

    Die Annäherung zwischen Sarkozy und Großbritanniens Premierminister Gordon Brown erfolgt dabei unter dem Gesichtspunkt, dass unter deren jeweiligen Vorgängern, Jacques Chirac und Tony Blair, die Beziehungen der beiden Länder eine Talsohle durchschritten hatten. Zwar strebten auch Chirac und Blair zunächst eine Annäherung an, das Verhältnis litt jedoch später unter der Uneinigkeit der beiden über den Irakkrieg: Blair hatte diesen unterstützt, Chirac nicht.

    In einer Analyse des BBC wird die Entwicklung jedoch auch als französische Reaktion auf verschlechterte Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland gesehen. So vertrage sich Sarkozy nicht sehr gut mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Beobachter hatten das Verhältnis von Chirac und Merkel als entspannter betrachtet. Sarkozy bestritt diese Überlegungen jedoch indirekt, indem er sagte, eine stärkere britisch-französische Zusammenarbeit würde eine „Achse Berlin-Paris“ nicht ersetzen, sondern vervollständigen.

    Die neue Annäherung könnte sich auch auf die Afghanistan-Politik der beiden Länder auswirken, die ein wichtiges Gesprächsthema zwischen Sarkozy und Brown werden soll. So betonte Sarkozy bereits im Vorfeld des Treffens, sein Land habe nicht die Absicht, Truppen aus Afghanistan abzuziehen, auch eine Aufstockung sei nicht ausgeschlossen. Allerdings zeigte er sich auch offen für eine neue Strategie, die darin bestehen solle, mehr Vertrauen in die Afghanen selber zu setzen.

    Ein weiteres Thema des Treffens soll die Kernenergie sein.

    Die angebliche "Stromlücke"

    „Stromlücke“ ist Schimäre der Energiekonzerne. Atom- und Kohlekraftwerke sind verzichtbar

    Berlin: Zur aktuellen Expertise des Umweltbundesamtes über das Nichtvorhandensein einer Versorgungslücke im Energieangebot erklärte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Jetzt hat auch das Umweltbundesamt klargestellt, dass ohne Atomstrom und ohne neue Kohlekraftwerke ambitionierte Klimaschutzziele und eine sichere Stromversorgung erreichbar bleiben. Die Chefs der Energieunternehmen sollten endlich einsehen, dass ihre Panikmache vor einem Black-out in Deutschland gescheitert ist. Und sie sollten dafür sorgen, dass mehr in effiziente und klimaschonende Heizkraftwerke investiert wird.“

    Nach Ansicht des BUND könnten regenerative Energien bis 2020 die Kapazitäten der abzuschaltenden Atomkraftwerke ersetzen. Werde der Stromverbrauch bis dahin um ein Fünftel gesenkt und der Anteil des Stroms aus Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) auf rund 30 Prozent gesteigert, sei Deutschland weit von einer so genannten "Stromlücke" entfernt. Die Stromerzeugung in KWK-Heizkraftwerken mit hohem Wirkungsgrad lasse sich gegenüber dem heutigen Stand mindestens verdoppeln, wenn es eine ausreichende Förderung gebe.

    Den von der Deutschen Energieagentur (dena) zur Deckung einer „Stromlücke“ errechneten Bedarf von 15 zusätzlichen Großkraftwerken stellte der BUND infrage. Deutschlands Stromexporte hätten im zurückliegenden Jahr der Leistung zweier Atomkraftwerke entsprochen. Dieser hohe Exportanteil belege, dass es auch dann keine Stromlücke gebe, wenn wie 2007 mehrere Reaktoren wegen technischer Pannen monatelang abgeschaltet blieben. Neue Kohlekraftwerke, wie sie die dena fordere, unterliefen zudem die nationalen Klimaschutzziele. Diese erforderten, dass der gesamte Energiesektor in Deutschland im Jahr 2050 nur noch etwa 85 Millionen Tonnen CO2 emittieren dürfe. Die derzeit geplanten Kohlekraftwerke würden dann jedoch mindestens 145 Millionen Tonnen des Klimagases ausstoßen.

    Weiger kündigte an, der BUND werde den Bürgerprotest an den Standorten geplanter neuer Kohlekraftwerke weiter intensiv unterstützen. Als nächstes gehe es darum, den Bau des Steinkohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg zu stoppen. Die Hamburger Grünen dürften nur dann eine Koalitionsvereinbarung mit der CDU eingehen, wenn statt des Kohlekraftwerks ein deutlich kleineres effizientes Gaskraftwerk gebaut wird und Hamburg verstärkt auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien setzt. In einem Alternativszenario hatte der BUND errechnet, dass auf diese Weise die CO2-Emissionen der Hansestadt gegenüber dem von Vattenfall geplanten Kohlekraftwerk um 80 Prozent geringer ausfallen.

    BUND Pressemitteilung vom 27. März 2008

    Russ. Jubelmeldung zur Atomindustrie

    Russische Atomindustrie erobert die Welt

    MOSKAU, 27. März (Tatjana Sinizyna, RIA Novosti). Der russische Atomkraftwerkbauer Atomstroyexport hat am 25. März sein bescheidenes 10-jähriges Jubiläum gefeiert.

    Doch es ist schwer zu übersehen: Die Atomkraftexperten haben viel für das Land getan. Die Leistungen des Unternehmens wurden eben erst mit dem Nationalen Preis für Engineering und Projektmanagement (Kategorie „Bestes russisches Unternehmen auf ausländischen Märkten“) geehrt.

    Ich kann mich erinnern, wie sich das „Geburtstagskind“ für das bulgarische Projekt AKW Belene mächtig ins Zeug legte. Damals, im Frühjahr 2006, hatte Bulgarien wohl kaum Zweifel an der Wahl gehabt. Russland bot nach Einschätzung der IAEO das weltbeste Atomkraftwerk-Projekt zu einem annehmlichen Preis an. Doch es kam ein recht heikler politischer Faktor dazu: Bulgarien stand an der Schwelle zur EU, und Russlands Teilnahme an einem großen Atomkraft-Projekt schien peinlich. Die Experten des Projekts fanden jedes Mal etwas auszusetzen, doch die Russen blieben standhaft: Sie bereiteten stapelweise Dokumente vor, beantworteten alle möglichen Fragen, räumten die winzigsten Zweifel aus. Es blieb den Bulgaren einfach nichts übrig, als die Russen zum Projektsieger zu erklären. So kamen die russischen Atomkraftexperten nach Europa zurück.

    Die professionelle Hartnäckigkeit und Geisteskraft haben Atomstroyexport zum Sieg im Konkurrenzkampf um Russlands ersten Bauauftrag in der EU verholfen. Dieser Verhaltensstil wurde zur Marke. Er kam an der chinesischen Gelbmeerküste zum Vorschein, wo (ebenfalls unter recht komplizierten Umständen) das Tianwan-Kernkraftwerk errichtet wurde, und hilft auch beim Bau des indischen Atomkrafwerks in Kudankulam.

    Ganz zu schweigen davon, wieviel Kraft und Ausdauer nötig waren, um am langwierigen iranischen Kraftwerk-Projekt Bushehr zu arbeiten, über das die russischen Atomkraftexperten sagen: „Gott hüte uns vor noch einem solchen Standort!“ Nur die damalige schwere wirtschaftliche Lage hat Russland gezwungen, das von Siemens angefangene Objekt, das fast seit 20 Jahren in der Sonne stand, von Schlangen bevölkert und vom Sand zugeweht, fertig zu bauen.

    Doch es stellte sich heraus, dass die Bauarbeiten nicht das schwerste waren. Um die Ausrüstung war es noch schlimmer bestellt. Siemens hatte einst circa 35 000 Einheiten eingeführt, doch vieles war verrostet oder veraltet, und nur ein Siebtel der Ausrüstung wurde arbeitsfähig befunden. Die Ausmaße und Bauart stimmten mit dem russischen Projekt nicht überein, auch neue Ausrüstung war nötig. Außer den technischen Schwierigkeiten verzögerten die politischen Probleme um Iran den Lauf der Zeit. Dennoch gingen die Bauarbeiten weiter, und mittlerweile ist ein Finale in Sicht.

    Das zehnjährige Jubiläum von Atomstroyexport hat natürlich auch einen tieferen historischen Hintergrund: Die Grundlage des Unternehmens wurde von zwei russischen AKW-Bauern Atomenergoexport und Zarubezhatomenergostroy gebildet, die beide vieljährige Erfahrungen im AKW-Bau im Ausland hatten. Atomstroyexport ist es gelungen, nicht nur die wichtigsten Kompetenzen, sondern auch die kolossale Erfahrung der beiden auf dem ausländischen Markt zu bündeln.

    Die Entscheidung über die Bildung des neuen Unternehmens wurde in der komplizierten Werdegangsperiode der russischen Marktwirtschaft getroffen, da es notwendig war, die russischen Atomdienstleistungen auf den Weltmarkt zu bringen und zu fördern. Atomstroyexport realisierte in diesen zehn Jahren seine Projekte in verschiedenen Ländern der Welt, perfektionierte dabei sein Managementsystem und entwickelte neue Verwaltungsstrategien für die Errichtung der Kernkraftwerke.

    Heute führt Atomstroyexport Aufträge aus, die mehr als 20 Prozent des Weltmarktes ausmachen. Das Unternehmen errichtet leistungsstarke Atomkraftwerke mit Wasser-Wasser-Energiereaktoren (WWER) in gleich vier Ländern. In Indien arbeitet es an zwei Blöcken des Kudankulam-Kraftwerks, im Iran baut es das AKW Bushehr fertig. Die Arbeiten am zweiblöckigen Kraftwerk Belene in Bulgarien sind im Gange. In China dauert die Garantieperiode nach der Übergabe des Tianwan-Kraftwerks an. Alle Partner des russischen AKW-Bauers peilen mit Sicherheit eine weitere Zusammenarbeit.