04 April 2008

Russlands "Entwicklungshilfe" für Chavez

Hugo Chaves gilt vielen als Hoffnungsträger, die sich für Südamerika mehr soziale Gerechtkeit wünschen, aber die nachstehende Meldung sollte ernüchtern, wenn Chaves sein Heil im Kauf von U-Booten sucht.

Von wem sich Chaves bedroht sieht, ließe sich noch beantworten, denn US-Präsident Bush mag ihn nicht und innenpolitisch hat Chaves viele Feinde. Aber die würden ihn nicht militärisch zu Fall bringen, sondern es eher per Attentat versuchen, wenn es ihnen nicht auf demokratische Weise gelingt.

Dass Russland die vier U-Boote mit Rücksicht auf Chaves Sozialpolitik kreditieren will, ändert nichts daran, dass es nur Aufschub in der Etat-Umwerteilung ist.

Der nachstehend dokumentierte Novosti-Artikel räumt indirekt ein, dass Chaves beim "Säbelrasseln" geholfen werde. Das nimmt Russland möglicherweise gern in Kauf, um im Gegenzug zu allerlei NATO-Osterweiterung ein bisschen die USA zu ärgern, aber den letzten Ausschlag gibt, dass Rüstungskommerz mal wieder Vorrang vor aller politischen Vernunft und sozialer Verantwortung bekommt, so eigentlich nur zu hoffen ist, dass Russland das Kreditrisiko scheut. Aber wenn der russische Staat den Rüstungskonzernen Ausfallbürgschaften präsentiert, wie es die deutsche Regierung in solchen Fällen macht, dann haftet mal wieder auch in Russland die Bevölkerung für diese beknackte Politik.

Und so scheint es zu kommen, denn die "Provisionen" sollen schon mal gleich bezahlt werden. Das macht die Akteure eifrig, denn die Zukunft ihrer Geschäfte bezahlen sie nicht. Auch das ist KORRUPTION.

-markus rabanus-

Hintergrund des Kommentars ist folgende Novosti-Meldung:

Russland stattet Venezuela mit Krediten und Waffen aus

MOSKAU, 04. April (RIA Novosti). Venezuela verhandelt mit Moskau über einen Kredit zum Erwerb von russischen Waffen.

Mit dem Darlehen in Höhe von etwa 800 Millionen US-Dollar sollen die vier U-Boote des Projekts 636 in Raten bezahlt werden, die Caracas bei Russland bestellen wird, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Freitag.

Nach Meinung von Experten braucht der venezolanische Präsident Hugo Chavez Gelder für seine Sozialprogramme und sucht deshalb nach neuen Finanzierungsquellen für seine Rüstungsaufträge.

Venezuelas Präsident wurde zur Amtseinführung Dmitri Medwedews eingeladen, die im Mai stattfindet. Wie erwartet wird, soll im Zuge des Besuches ein Vertrag über den Bau von U-Booten unterzeichnet werden. „Der Vertrag war noch Ende 2007/Anfang 2008 abgestimmt worden“, präzisierte ein venezolanischer Diplomat. „Es war geplant, ihn im Februar dieses Jahres zu unterzeichnen. Aber damals kam der Besuch von Chavez nicht zustande“, fügte er hinzu.

Als offizieller Grund der Absage des Besuchs gilt die drastische Zuspitzung der Beziehungen zwischen Venezuela und Kolumbien. Aber der wirkliche Grund war der Wunsch von Chavez, die Amtseinführung des neuen russischen Präsidenten abzuwarten.

Außerdem wird derzeit über die Lieferung von zwölf schweren Militärtransportflugzeugen Il-76 an Venezuela verhandelt. Anfang März machte Rosoboronexport (staatliches Waffenexportunternehmen) Venezuela ein Vertragsangebot.

In der ersten Hälfte dieses Jahres schließt die russische Flugzeugbauholding Suchoi die Lieferung von 24 Su-30MK2 ab. Deshalb kann beim Russland-Besuch von Chavez auch der Vertrag über eine Partie von neuen Su-35-Maschinen besprochen werden. Da aber die Kampjets Su-35 zurzeit auf ihre Flugtauglichkeit getestet werden, können deren Lieferungen frühestens 2010 aufgenommen werden.

Nach Worten von russischen Quellen steht es den Seiten noch bevor, das Schema der Finanzierung der möglichen Verträge zu bestimmen. Der Vertrag über vier U-Boote des Projekts 636 wird mindesttens auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Wenn die Il-76 an Venezuela verkauft werden, so wird die Gesamtsumme 1,5 Milliarden US-Dollar betragen.

„Die Erfahrungen bei den Krediten für Lieferungen von Militärtechnik an Indonesien haben gezeigt, dass sich dieses Instrument für den Waffenexport bisher durch eine hohe Effektivität nicht auszeichnet“, sagte eine Quelle der „Kommersant“ im Föderalen Dienst für militärtechnische Zusammenarbeit.

„Rosoboronexport hat die Möglichkeit, nur den Bau von Technik in Russland zu kreditieren. Die Transport- und Versicherungsausgaben, die Provisionen an Rosoboronexport und die Ausgaben für Ausbildung des venezolanischen Personals muss Venezuela in bar bezahlen“, fügte die Quelle hinzu.

Nach Meinung der meisten Experten wird Hugo Chavez in der nächsten Zeit keinen Krieg gegen Kolumbien und irgendein anderes Land von Zaun brechen. „Ihm ist es einfach angenehm, mit den Säbeln zu rasseln“, erklärte ein ranghoher Mitarbeiter des Föderalen Dienstes für militärtechnische Zusammenarbeit.