04 März 2008

BUND fordert verbessertes PKW-Konzept

BUND legt Konzept für europäische Pkw-Verbrauchslimits vor. Hersteller sollen für schwere Autos hohe Strafen zahlen

Pressemitteilung vom 4. März 2008

Berlin/Brüssel: Einen Tag nachdem die EU-Umweltminister in Brüssel über Regeln zur Senkung des Spritverbrauchs von Neuwagen beraten haben, stellte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute ein eigenes Konzept zur Senkung der CO2-Emissionen bei Pkw vor. Danach hätten in Europa neuzugelassene Fahrzeuge bis 2012 im Durchschnitt das Limit von 120 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer einzuhalten. Für jeden nach 2012 produzierten Pkw, der über dem 120-Gramm-Durchschnitt liegt, soll nach dem BUND-Vorschlag der Hersteller eine Strafe von 150 Euro pro Gramm Überschreitung zahlen. Sollten die Hersteller schwerer und luxuriöser Fahrzeuge wie Mercedes, BMW und Audi die Emissionen ihrer Neuwagen nicht mindestens um ein Drittel reduzieren, müssten sie nach dem BUND-Konzept ab 2012 mit hohen Strafen rechnen. Mit den Einnahmen aus den Strafzahlungen solle die EU-Kommission Entwicklung und Kauf besonders sparsamer Autos und den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsmittel bezuschussen. Bis 2020 soll der Durchschnittsgrenzwert dann bei gleich hohen Strafen auf 80 Gramm CO2 pro Kilometer gesenkt werden.

Der BUND hat ausgerechnet, dass nach dem vorliegenden EU-Kommissionsvorschlag die Pkw-Flotte in Europa im Jahr 2025 im Durchschnitt noch immer über fünf Liter Sprit auf hundert Kilometer verbrauchen und bezogen auf das einzelne Fahrzeug mehr als 120 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren wird. Grund dafür sei das Fehlen wirksamer Anreize zur Gewichtsreduzierung bei Neuwagen. Die Umweltschützer fordern bis 2030 eine Halbierung der realen CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs in der EU.

Ulrike Mehl, stellvertretende BUND-Vorsitzende: „Die Bundesregierung verliert endgültig ihre klimapolitische Unschuld, wenn sie weiter die Lobbyistin der deutschen Autoindustrie gibt und sich für die großen und schweren Karossen ins Zeug legt. Bei ihren Meseberger Beschlüssen zum Klimaschutz hat sie vor knapp einem Jahr noch gefordert, bis 2012 das 120-Gramm-Ziel durchzusetzen. Und jetzt verwässert die gleiche Bundesregierung jeden ehrgeizigen Vorschlag und stellt die Weichen in eine völlig falsche Richtung. Sie verhindert so die wirksamste Methode zur Senkung des Spritverbrauchs: nämlich die stufenweise Reduzierung des Fahrzeuggewichts.“

Die Bundesregierung votiere außerdem bei den auch von der EU geplanten Strafzahlungen für Spritfresser bewusst für einen niedrigen Wert von nur 35 Euro pro Gramm Überschreitung. Den deutschen Autoherstellern falle es dann relativ leicht, diese Strafen mit den hohen Gewinnen u. a. aus dem Verkauf eben dieser Spritfresser zu finanzieren. Z. B. müsste Porsche lediglich rund 140 Millionen Euro zahlen, wenn dessen Neufahrzeuge im Jahr 2015 durchschnittlich etwa 250 Gramm CO2 pro Kilometer, also mehr als das Doppelte des dann geltenden Wertes, ausstoßen würden.

BUND-Verkehrsexperte Werner Reh: „Anstatt effiziente und sparsame Autos zu bauen, lamentieren die Manager der deutschen Autoindustrie über die angeblich unfaire Verteilung der Lasten beim Klimaschutz. Wann endlich kommen diese Herrschaften in der Realität des europäischen Automarktes und zunehmender Ölknappheit an? Kein deutscher Hersteller bietet heute eine breite Palette verbrauchsgünstiger und bezahlbarer Benzin-Pkw. Dabei hat das Institut für Kraftfahrtwesen in Aachen im Auftrag des Umweltbundesamtes erst vor kurzem gezeigt, dass bei einem serienmäßigen
fünfsitzigen Auto mit einfachen Mitteln und mit Kosten um die 500 Euro pro Fahrzeug der Spritverbrauch um rund ein Drittel gesenkt werden kann.“

Der BUND verlangt ebenso wie die EU-Kommission von den Autoherstellern im sogenannten „Premiumsegment“, also vor allem von Mercedes, Audi und BMW eine überdurchschnittliche Minderung der CO2-Emissionen ihrer Neuwagen. Derzeit stießen die Fahrzeuge dieser Autofirmen durchschnittlich 180 Gramm CO2 und mehr pro gefahrenem Kilometer aus. Es sei daher nur fair, wenn diese Hersteller ihre Emissionen um 30 Prozent und damit um zehn Prozent stärker reduzieren müssten als im europäischen Mittel erforderlich. Leider würden deutsche Hersteller bei dem übermorgen beginnenden Genfer Autosalon erneut Modelle vorstellen, die mit Motorenstärken von über 500 PS allen Klimaschutzzielen zuwiderliefen.