Berlin (Deutschland), 13.06.2008 – Nach dem Willen der Großen Koalition in Berlin soll die Besteuerung von Kraftfahrzeugen in Deutschland zukünftig an ihrem Ausstoß des klimaschädlichen „Treibhausgases“ Kohlenstoffdioxid (CO2) orientiert werden. Autos mit einem höheren Ausstoß an CO2 sollen demzufolge auch höher besteuert werden. Darauf einigten sich gestern Spitzenvertreter der Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD im Koalitionsausschuss nach monatelangem Streit um dieses Thema. Ältere Fahrzeuge sollen dabei steuerlich geschont werden. Die Umstellung erfolgt ab dem Jahr 2010. Außerdem wurde beschlossen, die Zuständigkeit für die Kfz-Steuer künftig dem Bund zu übergeben. Als Ausgleich sollen die Bundesländer neun Milliarden Euro erhalten.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte den Koalitionskompromiss. Damit „würden alle verkehrsrelevanten Steuern beim Bund liegen, der dadurch seine Politik in diesem Bereich einfacher abstimmen und eine bessere Lenkungswirkung erzielen kann“, erklärte VCD-Bundesvorstandsmitglied Hermann-Josef Vogt. Kritik übte der ökologisch ausgerichtete Verband an der vorgesehen linearen Besteuerung des CO2-Ausstoßes. Damit würden vor allem Fahrzeuge mit hohem Kraftstoffverbrauch profitieren. Diese würden „nach diesem Modell nur unwesentlich höher besteuert als heute“. VCD-Sprecher Gerd Lottsiepen erklärte: „Wenn für Spritschlucker, die 75.000 Euro kosten, die Kfz-Steuer nur um 100 bis 300 Euro steigt, dann droht die lange angekündigte und notwendige Reform zu einem Reförmchen zu verkommen.“
Die Automobilindustrie begrüßte den Regierungsbeschluss ausdrücklich. Die Verunsicherung von Käufern werde damit beendet. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), erklärte, die Industrie erwarte, dass eine steuerliche Mehrbelastung von Oberklassefahrzeugen möglichst vermieden werden müsse. Die Premiumklasse der Automobile sichere in Deutschland jeden zweiten Arbeitsplatz in der Automobilindustrie. +wikinews+
13 Juni 2008
Große Koalition legt Streit um Kfz-Steuer bei
Pressemitteilung von Merkel zum "Nein" der Iren
Der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, teilt mit:
Wir haben die demokratische Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger Irlands mit dem gebotenen Respekt zur Kenntnis genommen, obwohl wir sie sehr bedauern.
Der irische Ministerpräsident hat uns über die Ergebnisse des Referendums informiert und wir erwarten, dass er die genauen Ursachen der Ablehnung des Vertrags durch die irische Bevölkerung beim Europäischen Rat am 19. und 20. Juni 2008 erläutert. Der Europäische Rat wird daraus die nötigen Schlüsse ziehen.
Die Staats- und Regierungschefs aller 27 Mitgliedstaaten haben den Vertrag von Lissabon unterzeichnet, und in 18 Mitgliedstaaten ist die Ratifizierung bereits abgeschlossen. Wir erwarten daher, dass die anderen Mitgliedstaaten ihre innerstaatlichen Ratifizierungsverfahren weiterführen.
Wir sind überzeugt, dass die im Vertrag von Lissabon vereinbarten Neuerungen erforderlich sind, um die Europäische Union demokratischer und handlungsfähiger zu machen. Sie werden Europa in die Lage versetzen, rasch die Herausforderungen anzugehen, denen die Bürgerinnen und Bürger Europas gegenüberstehen.
12 Juni 2008
Stimmungstest: Obama 6 Prozentpunkte vor McCain
(wwj) Laut Befragung durch "NBC" und "Wall Street Journal" hätte Obama gute Aussichten, die Präsidentschaftswahlen im November 2008 über den republikanischen Konkurrenten McCain zu gewinnen. 47 Prozent der Befragten sprachen sich für Obama aus, 41 Prozent für McCain. Die Befragung stellte zudem fest, dass sich Obamas Siegchancen auf 51 Prozent erhöhen würden, wenn Hillary Clinton die Vize-Präsidentschaft angetragen würde.
China und Taiwan: Zeichen stehen auf Entspannung
China und Taiwan wollen in den Hauptstädten "Ständige Vertretungen" einrichten, den bilateralen Tourismus erleichtern, der sich bisher umständlich über Macao und Hongkonk entwickelt hatte, ... Zunächst wolle man die einfacheren Dinge regeln. - Das ist pragmatisch und gut. Dennoch wird man nicht umhinkommen,eine positive Vision zu entwickeln, in welcher Weise sich beide Landesteile vereinen können oder die Alleinvertretungsansprüche aufgeben. -msr-
Die Milch macht´s – Lidl senkt wieder einmal die Preise
Deutschland, 12.06.2008 – Wenige Tage nach dem Ende des Milch-Boykotts wollen die großen Handelskonzerne ihre Preiserhöhungen wieder zurücknehmen. Deutschlands zweitgrößter Handelskonzern REWE, der Discounter Aldi und sein Konkurrent Lidl kündigten an, ab kommenden Montag die Milch wieder drei Cent billiger anzubieten. Dies bestätigte unter anderem ein Sprecher der Lidl-Zentrale in Neckarsulm am Mittwoch. Der Konzern hatte als erstes großes Handelsunternehmen, während des mehrtägigen Lieferboykotts der Milchbauern, eine Preiserhöhung um 10 Cent pro Liter Milch zugesagt. Dies führte zu der Beendigung des Boykotts. Seit Mittwoch verlangte der Discounter Lidl, wie auch sein Konkurrent Aldi, allerdings schon nur noch sieben Cent mehr pro Liter. Der Milchindustrie-Verband rief indes Landwirtschaftsminister Seehofer zu „unverzüglichem Handeln“ auf. +wikinews+
Bush in Deutschland - "und niemanden interessiert es"
Die Airforce One landet, US-Präsident George W. Bush nebst Gattin werden von Merkel empfangen, Spaziergänge, Fahrradtour - so entspannt kann Politik sein. Weil man glaubt, die Bush-Ära sei vorbei. Aber ungefährlich sind solche Abdank-Zeiten nicht, denn wenn nun einige Leute in Teheran und anderswo glauben, ihm schon jetzt als gescheitert und Verlierer vorführen zu dürfen, obwohl Bush noch immer Oberbefehlshaber der weltgrößten Streitmacht ist, kann das bei ihm zu letzten, militärischen Zuckungen verführen.
Mit Dumpfbacken-Rhetorik tut sich erneut Irans Präsident hervor, wenn Ahmadinejad einerseits dröhnt, dass Bush Angriffspläne gegen den Iran schmiede, andererseits tönt, dass "kein Zentimeter iranischen Bodens beschädigt werde". -msr-
Gerichtsbeschluss: Studiengebühren in Hessen zulässig
In ihrer Urteilsbegründung erklärte Richterin Karin Wolski, die Verfassung enthalte keine Garantie für ein gebührenfreies Studium, sondern es dürften im Gegenteil Reichere zugunsten sozial Schwächerer verpflichtet werden, da der Gesetzgeber keine Unentgeltlichkeit, sondern Bildungsgleichheit gewollt habe. Wichtig sei daher, dass niemand vom Studium ausgeschlossen werde. Dies sei durch den von der Landesregierung eingeführten Darlehensanspruch sichergestellt.
Die Minderheit von fünf Richtern stellte hingegen in ihrem Minderheitenvotum fest, dass in der Verfassung ausdrücklich der Begriff „unentgeltlich“ stehe, was bedeute, dass es nichts koste und nicht, dass die Kosten später abbezahlt werden könnten. Die Aussicht auf Verschuldung habe außerdem eine abschreckende Wirkung auf potentielle Studenten.
Der geschäftsführende Ministerpräsident Roland Koch lobte die Entscheidung und nannte sie ein „ganz wichtiges Signal für die Zukunft Hessens“. Die Landtagsmehrheit aus SPD, Grünen und Linken hat allerdings bereits die Abschaffung der Studiengebühren beschlossen. Nachdem Koch die Unterschrift unter das Gesetz wegen eines Formfehlers verweigert hat, wird der Landtag am kommenden Dienstag über eine nachgebesserte Gesetzesvorlage entscheiden. +wikinews+
http://www.dialoglexikon.de/studiengebuehren.htm
11 Juni 2008
Sam Nunn erhält Hessischen Friedenspreis 2008
Der frühere US-Senator Sam Nunn erhält Hessischen Friedenspreis 2008 für sein Engagement für nukleare Abrüstung und gegen nuklearen Terrorismus.
wikipedia: Samuel Augustus Nunn, Jr. (* 8. September 1938 in Macon, Georgia) ist ein US-amerikanischer Geschäftsmann und Politiker der Demokraten. Er vertrat von 1972 bis 1997 den Bundesstaat Georgia als Senator im US-Senat.
Nunn wurde 1938 in Macon, Bibb County geboren. Er besuchte von 1956 bis 1959 das Georgia Institute of Technology in Atlanta und graduierte 1961 an der Emory University.
Nunn war 1968 bis 1972 Mitglied des Repräsentantenhauses von Georgia. Am 7. November 1972 wurde er in den US-Senat gewählt, um den Senatssitz des verstorbenen Senators Richard B. Russell neuzubesetzen. Nach mehreren erfolgreichen Wiederwahlen kandidierte er 1996 nicht mehr. Nunn war somit vom 8. November 1972 bis zum 3. Januar 1997 Mitglied des US-Senats.
Nuclear Threat Initiative
Die Nuclear Threat Initiative (NTI) ist eine US-amerikanische Organisation, die sich für die internationale Friedenssicherung durch den Abbau von nuklearen, biologischen und chemischen Waffen einsetzt. Sie wurde im Januar 2001 von Ted Turner, dem Gründer des amerikanischen Fernsehsender CNN, und Sam Nunn gegründet. >> www.NTI.org
Nach Informationsleck – Berliner Schüler müssen Mathematik-Prüfung wiederholen
Berlin (Deutschland), 11.06.2008 – Irgendwie waren die Schüler von einem Dutzend Berliner Schulen vorab an die Prüfungsaufgaben der Mathematikprüfungen für den mittleren Schulabschluss gekommen. Jetzt müssen alle Schüler noch mal getestet werden. Der Nachschreibetermin ist am 23. Juni 2008. 28.000 Schüler von 346 Schulen sind betroffen. Nachschreiben dürfen auch Schüler des Abschlussjahrgangs der Sekundarstufe II in Nordrhein-Westfalen, die Abschlussarbeiten der Leistungskurse waren sehr schlecht ausgefallen. Der Grund hier: zu hoher Schwierigkeitsgrad und fehlerhafte Aufgabenformulierung.
Etwa ein Dutzend Berliner Schüler soll an Informationen über die Prüfungsaufgaben gelangt sein. Unklar ist, wieviele Schüler tatsächlich die bekannt gewordenen Informationen auch benutzt haben. Aus Gründen der Gleichbehandlung sah die Behörde jedoch keine andere Möglichkeit als die Wiederholung der Abschlussarbeit. Dazu sagte Staatssekretär Eckart R. Schlemm: „Wir müssen für gleiche Chancen für alle sorgen. Wenn auch nur ein Fall von Vorabveröffentlichung bekannt wird, muss die gesamte Prüfung wiederholt werden. Da letztlich nicht genau festzustellen sein wird, wer in welchem Umfang über Vorabinformationen verfügt hat, müssen leider alle Schülerinnen und Schüler an der Wiederholungsprüfung teilnehmen.“ Wo sich das Informationsleck genau befindet, ist offenbar noch unklar. Die Behörde hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Nicht besser ergeht es den Schülern des Abschlussjahrgangs der Sekundarstufe II in Nordrhein-Westfalen. Ebenfalls betroffen ist das Fach Mathematik. Die vor zwei Monaten geschriebenen Prüfungsklausuren können auf Wunsch noch einmal geschrieben werden. Grund ist hier aber kein Informationsleck, sondern ein viel zu hoher Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben. Das entschied jetzt die Schulministerin Barbara Sommer. Ein Vertreter der Lehrerschaft sieht das ähnlich. Andreas Merkendorf, Vorstandsreferent beim NRW-Philologenverband, ist der Auffassung, die Aufgaben für die Mathematik-Leistungskurse seien „zu umfangreich und von den Schülern nicht zu bewältigen gewesen“. Schüler seien durch „unlogische Schlüsse und fehlende Angaben“ in die Irre geleitet worden, so der Verbandssprecher der Gymnasiallehrer. Alle Schüler, die mit ihrer Punktzahl nicht zufrieden sind, haben die Gelegenheit die Arbeit am 17. Juni nachzuschreiben.
Die GEW in Nordrhein-Westfalen zieht das Zentralabitur in dem Bundesland grundsätzlich in Zweifel. Die notwendig gewordenen Nachprüfungen in den Leistungskursen seien als Hinweis zu interpretieren, dass „etwas gründlich schiefgelaufen“ sei. +wikinews+
Türkei: Verfassungsstreit um Kopftuchverbot
Ankara (Türkei), 11.06.2008 – Der Streit um das Kopftuchverbot in der Türkei verschärft sich weiter. Ministerpräsident Tayyip Erdoğan griff gestern auf einer Parteiveranstaltung das oberste Gericht der Türkei wegen der Aufhebung eines Parlamentsbeschlusses zur Wiederzulassung von Kopftüchern an türkischen Universitäten offen an. Nach Ansicht des Ministerpräsidenten haben die Verfassungsrichter ihre Kompetenzen überschritten und in die Gesetzgebungsvollmacht des Parlaments in unzulässiger Weise eingegriffen.
Das Verfassungsgericht hatte am Donnerstag vergangener Woche (5. Juni) entschieden, dass an den öffentlichen Hochschulen des Landes weiterhin das Kopftuchverbot seine Geltung behält. Damit hatte sich das Gericht gegen einen entsprechenden Parlamentsbeschluss gestellt, mit dem die Partei des Ministerpräsidenten (AKP) muslimischen Frauen den Zugang zu den Hochschulen auch mit Kopftuch gestatten wollte.
Erdoğan forderte von den Richtern auch eine ausführliche Begründung ihres Urteils. Das Verfassungsgericht hatte in seiner Begründung des Urteils zur Bestätigung des Kopftuchverbots entgegen dem Parlamentsbeschluss lediglich auf einige Verfassungsparagrafen hingewiesen, ohne diese im Einzelnen zu interpretieren und auch ohne darzulegen, inwiefern der Gesetzestext mit dem beanstandeten Parlamentsbeschluss in Widerspruch steht. Dabei wurde auch auf den wichtigen Paragrafen Zwei der Verfassung hingewiesen, der die Trennung von Staat und Religion zum Verfassungsgrundsatz erhebt.
In der türkischen Bevölkerung gibt es eine klare Mehrheit für eine Aufhebung des strikten Kopftuchverbots für Studentinnen an Universitäten. Laut einer Umfrage sprachen sich 70 Prozent der Türken gegen das Verbot aus. Der Popularität von Erdoğans AKP tat der aktuelle Streit keinen Abbruch. Im Gegenteil: Umfragen sehen die AKP inzwischen bei über 50 Prozent der Stimmen bei einer möglichen Parlamentswahl.
Der Kopftuchstreit ist dabei der sinnfällige Ausdruck einer grundlegenden Spaltung der türkischen Gesellschaft in die sogenannten Kemalisten, die eine strikte Trennung von Staat und Religion in der Tradition des türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk zum Maßstab ihres politischen Handelns gemacht haben und denen auch die Richter des Verfassungsgerichts anhängen, einerseits und der religiös-islamisch geprägten politischen Strömung, die im Wesentlichen die Partei des Ministerpräsidenten, die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP), stützt, andererseits.
Eine weitere Zuspitzung des Streits, der die Türkei in eine tiefe innenpolitische Krise stürzen könnte, steht noch bevor. In wenigen Wochen will das Verfassungsgericht der Türkei über einen Verbotsantrag gegen die Regierungspartei AKP entscheiden. Die Entscheidung in der Kopftuchfrage werten politische Beobachter als wichtiges Indiz dafür, wie sich das Gericht in der Verbotsfrage entscheiden wird. Kritiker werfen der Regierungspartei AKP vor, eine schleichende Islamisierung der Türkei zu betreiben. +wikinews+
Internet-Journal
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