Journaliten des militär-industriellen Lobbyismus schwelgen entweder in Bewunderung "neuester Errungenschaften", um den Waffenhandel anzukurbeln, oder blasen Trübsal, damit der Staat noch tiefer in die Tasche greift, um endlich "nachzurüsten". (msr)
Russische "Hummel" zieht gegen US-"Habicht" den Kürzeren
MOSKAU, 08. Februar (Andrej Kisljakow, RIA Novosti). US-Präsident George W. Bush verfolgt einen straffen Zeitplan für das Militär. Kein Wunder, geht es doch um die nationale Sicherheit.
Kaum hatte Bush Ende Januar den Militäretat unterzeichnet, da bringt er bereits am 4. Februar im US-Kongress den entsprechenden Antrag für 2009 ein.
Obwohl beide Dokumente offenkundig den Abbau der strategischen Atomwaffenkräfte widerspiegeln, lässt die US-Strategie der konventionellen Waffen nunmehr eine weitgehende Anwendung des bewaffneten Kampfes ohne den eindämmenden Rahmen der "atomaren" Verträge und Beschränkungen zu. Selbstverständlich ist das eine nicht gerade ermutigende Nachricht für das einheimische Verteidigungsministerium, das sich an die alten "atomaren" Defensiv- und Offensivprinzipien hält.
Es sieht in der Tat so aus, als hätten die US-Amerikaner endgültig eingesehen, dass es unmöglich ist, Kernwaffen "im Alltag" einzusetzen, denn das würde globale militärpolitische, ökonomische und ökologische Folgen von verhängnisvoller Wirkung nach sich ziehen.
Die US-Regierung hat den bedeutenden Abbau der Kernwaffenarsenale ab Ende 2007 bestätigt, im Ergebnis werden sie weniger als ein Viertel des Umfangs aus den Zeiten des Kalten Krieges ausmachen. Außerdem werden die Arbeiten an der Entwicklung eines neuen nuklearen Gefechtskopfes im Rahmen des Programms RRV (Reliable Replacement Warhead) eingeschränkt.
Die heutige Zeit aber kann in jeder Minute verlangen, gegen eine Gruppe von Terroristen, Banditen und Piraten einen schnellen und maximal präzisen, vor allem aber effektiven Schlag zu führen. Wenn sie Kernwaffen einsetzen, bleibt keine Zeit mehr zu Überlegungen über die Folgen. Das heißt, dass etwas anderes benötigt wird.
Womit wollen die Amerikaner nun Kriege führen? Mit nichtnuklearen Rüstungen. Aber mit Waffen von höchster Präzision und einer Vernichtungswirkung, die nicht unter jener der atomaren Kilotonne-Gefechtsladung liegt. Anders ausgedrückt, mit Waffen, die der Doktrin des globalen Schnellschlags (Prompt Global Strike) entsprechen. Diese verpflichtet die US-Streitkräfte, binnen einer Stunde nach Eingang der entsprechenden Angaben Terroristen in jedem Ort der Erde angreifen zu können.
Deshalb zieht es das Pentagon jetzt vor, nichtnukleare Präzisionswaffen zu entwickeln und den Truppen zur Verfügung zu stellen. Darunter Waffen mit einem interkontinentalen Aktionsradius. Dazu zählt wohl ein mehrfach verwendbarer unbemannter Flugkörper, dessen Entwicklungsprogramm im laufenden Jahr durch die Luftstreitkräfte in der beeindruckenden Höhe von 750 Millionen Dollar finanziert worden ist.
Aber auch die etzige US-Flotte der unbemannten Kampfflugzeuge sieht nicht schlecht aus: Da wären zum Beispiel die Flugzeuge "Predator" (Raubtier) und "Global Hawk" (Welt-Habicht), die mit präzisionsgelenkten Raketenbomben ausgerüstet sind. Eine "Global Hawk" überflog übrigens 2001 erstmalig in der Geschichte den Pazifik, wobei sie im unbemannten Flug 22 Stunden in der Luft war und eine Entfernung von 13 840 Kilometer überwand. Was die "Predator", eine nicht teure und in der Produktion relativ einfache Maschine, angeht, so vernichtete sie 2002 mit einer einzigen Rakete eine Gruppe von islamischen Terroristen in Jemen.
Bei der Entwicklung von innovativen Waffen bleibt auch die Kriegmarine nicht zurück. Am 31. Januar erprobte sie erfolgreich ein Schiffsgeschütz, dessen Schießen auf elektromagnetische Felder beruht. Die Geschosse aus elektromagnetischen Kanonen, die ohne Pulverladung eine Geschwindigkeit von mehr als 10 000 Stundenkilometer entwickeln, können Ziele in der operativ-taktischen Tiefe der gegnerischen Verteidigung in einer Reichweite bis zu 500 Kilometer treffen.
Unsere Luftstreitkräfte haben trotz einer großen Flotte von einheimischen Drohnen vorläufig nichts Herausragendes vorzuweisen. Die meisten Maschinen sind hoffnungslos veraltet - und die noch "in Reih und Glied" stehen, eignen sich ausschließlich für die Zielzuweisung und Daueraufklärung. Dabei zeugt die Situation in unserem Süden und an den südöstlichen Zugängen nach Russland davon, dass wir eigene Kampfmodelle wie "Habicht" und sonstige "Raubvögel" ganz gut gebrauchen könnten. Zum Beispiel das aussichtsreiche einheimische Eingreifflugzeug "Skat", ein gemeinsames Produkt der Flugzeugkonzerne "MiG" und "Klimow". Aber bis vergangenes Jahr gelang es lediglich, sein Originalmodell zu bauen. Dieses wurde auf der Luft- und Raumfahrtausstellung MAKS-2007 bei Moskau demonstriert.
Vorläufig müssen wir jedoch mit den alters- und auch sonst schwachen Aufklärungsflugzeugen "Schmel" (Hummel) mit einer Ressource von etwa zehn Starts vorlieb nehmen. Gerechtigkeitshalber sei gesagt, dass das Prinzip der unbemannten Flugtechnik als erste sowjetische Wissenschaftler aus dem Forschungsinstitut-88 vorschlugen. Das Institut wurde 1946 zwecks Perfektionierung der Raketenwaffen gegründet. Die Erprobungen des Funktionsmodells des Astronavigationssystems auf dem Flugzeug von 1952 bis 1953 zeigten, dass es keineswegs schlechter funktionierte als ein Mensch als Pilot.
1957 wurde in der UdSSR die Bestimmung über die Entwicklung des strategischen unbemannten Eingreifflugzeugs Tu-121 angenommen, aber 1960 erschien eine neue Bestimmung und stoppte alle Arbeiten an diesem Waffensystem zugunsten strategischer Raketenkernwaffenkomplexe. Ungefähr ebenso erging es den einheimischen Entwicklungen der elektromagnetischen Geschossbeschleuniger.
Das war, wie heute klar wird, etwas überstürzt gehandelt. Sonst müssten die "Hummeln" heute nicht zum raubgierigen Rufen der "Habichte" summen.
Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.
08 Februar 2008
Wettrüsten - Proganda
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