26 September 2007

Eskalation der Gewalt in Myanmar

Rangun (Myanmar), 26.09.2007 wikinews – In Myanmar eskaliert die Gewalt. Die Militärjunta geht anscheinend mit Gewalt gegen die demonstrierenden Mönche vor. Am Mittwoch wurden in der Nähe der Shwedagon-Pagode in Rangun 100 Mönche mit Warnschüssen von der Polizei aufgefordert, eine Demonstration aufzulösen. Danach, so berichten Augenzeugen, haben Militärangehörige Mönche verprügelt und Tränengas eingesetzt. 80 Personen seien festgenommen worden. Am späten Dienstagabend waren bereits zwei Dissidenten festgenommen worden. Es handelt sich um U Win Naing und den Komiker Zaganar.
Grund für die Auseinandersetzungen war die Tatsache, dass sich die Mönche einer von der Regierung ausgesprochenen Ausgangssperre widersetzt hätten, heißt es in den Berichten. Öffentliche Versammlungen von mehr als fünf Personen waren verboten worden. Die Mönche protestieren den neunten Tag in Folge gegen die Militärregierung. Zuletzt haben sich ihnen auch andere Bürger angeschlossen. Laut „BBC News“ gehen die Demonstrationen ungeachtet der Vorfälle an der Shwedagon-Pagode weiter. An zwei Protestzügen sollen sich mehrere tausend Menschen beteiligen. Einer der Züge soll ins Zentrum von Rangun führen, der andere zum Haus der Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi. Wichtige buddhistische Stätten in Rangun wurden von der Polizei abgeriegelt. Einige der Mönche sollen Mundschutz tragen, um sich vor einem möglichen Einsatz von Tränengas zu schützen. Passanten hätten applaudiert, als die Mönche vorbeizogen. Die Proteste sind eine Reaktion auf drastische Benzinpreiserhöhungen im August, die sich inzwischen zu einer Demonstration für Demokratie und Freiheit entwickelt haben.
Ein Rundfunksender berichtete in der Zwischenzeit, dass es bei den Zusammenstößen einen Toten gegeben habe. Ein örtliches Kloster meldete den Tod von mindestens zwei Mönchen. Mitarbeiter der Krankenhäuser sprechen von von einem Toten und mehrere Verletzten. Ein oppositioneller Rundfunksender berichtet sogar von acht Toten, während Mitglieder der Militärregierung von vier Toten, darunter drei Mönchen, ausgehen.
Nach Angaben des französischen Außenministers Bernard Kouchner will sich der UNO-Sicherheitsrat noch heute mit dem Vorgehen der Militärregierung gegen die Demonstranten beschäftigen.

1 Kommentar:

  1. 25.09.2007 Presseerklärung des Auswärtigen Amtes:

    Bundesminister Steinmeier zur Situation in Myanmar

    Vor dem Hintergrund der Demonstrationen gegen die Militärregierung in Myanmar erklärte Bundesaußenminister
    Dr. Frank-Walter Steinmeier heute (25.09.) vor Abflug zur Vollversammlung der Vereinten Nationen in Berlin:

    "Die Bundesregierung verfolgt die Situation in Myanmar weiter mit großer Aufmerksamkeit. Unsere oberste Sorge gilt dem Wohl der friedlichen Demonstranten. Ich rufe die Militärregierung mit Nachdruck auf, vom Einsatz von Gewalt abzusehen. Friedliche Meinungsäußerungen dürfen nicht gewaltsam unterbunden werden.

    Unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft haben wir uns im Gespräch mit den ASEAN- und den ASEM-Staaten intensiv und offen mit der Situation in Myanmar beschäftigt: Ich bin in tiefer Sorge, dass sichtbare Fortschritte beim zugesagten Übergang zu einer nichtmilitärischen und legitimierten Regierung weiter ausbleiben und ermutige Myanmar nachdrücklich, nun verstärkt auf nationale Versöhnung hinzuarbeiten.

    Hierzu muss die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi umgehend freigelassen werden. Ein notwendiger Beitrag zur nationalen Versöhnung ist auch die Freilassung der jüngst inhaftierten Oppositionspolitiker.

    Wir werden die Situation in Myanmar in dieser Woche auch in New York beraten. Die Vereinten Nationen können ebenso wie die regionalen Partner und die ASEAN-Gemeinschaft wichtige Impulse für einen nationalen Versöhnungsprozess geben."

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