21 Mai 2008

Obama sieht Präsidentschaftskandidatur in „greifbare Nähe“ gerückt

Frankfort / Salem (Vereinigte Staaten), 21.05.2008 – Barack Obama, Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur 2008 der Demokratischen Partei in den USA konnte bei den gestrigen Vorwahlen in Oregon einen wichtigen Zwischenerfolg verbuchen. So konnte er die Wahlen in diesem Bundesstaat mit 58 Prozent der Stimmen für sich entscheiden, während seine Parteifreundin Hillary Clinton, die ebenfalls die Präsidentschaftskandidatur anstrebt, dort lediglich 42 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Vorwahlen fanden allerdings nicht nur in Oregon statt, welches – die demografische Struktur des Bundesstaates betrachtend – Barack Obama sehr entgegen kommt, sondern auch in Kentucky. Kentucky wiederum ist ein Bundesstaat, der eher ländlich geprägt ist, und dessen Bevölkerung zudem noch zu einem nicht unerheblichen Teil aus Arbeitern besteht, die eher Hillary Clinton zugetan sind. So konnte Clinton die Vorwahlen in Kentucky auch mit einem deutlichen Vorsprung gewinnen, mit 72 Prozent der Stimmen lag sie dabei 45 Prozentpunkte vor Obama.

Sieht man sich beide Ergebnisse zusammen in Hinblick auf die Gesamtaussichten beider Kandidaten nach dem gestrigen Wahltag an, so ergibt sich, dass Barack Obama durch seinen Sieg in Oregon und einigen Delegiertenstimmen, die er aufgrund des dortigen Wahlsystems auch aus Kentucky erhielt, nun mit 1.956 Delegiertenstimmen rechnen kann.

Diese Rechnung enthält dabei einerseits die sogenannten „pleged delegates“, also jene Delegierten, die als Konsequenz aus den Vorwahlen zur Parteiversammlung in diesem Sommer geschickt werden, und die in ihrer Stimmabgabe an das Ergebnis der entsprechenden Vorwahl gebunden sind. Sie enthält aber auch die Stimmen der „Superdelegierten“, die sich bereits öffentlich zu Obama bekannt haben. Die Superdelegierten, von denen es insgesamt fast 800 gibt, sind in ihrer Entscheidung frei und nicht an das Ergebnis der Vorwahl in „ihrem“ Bundesstaat gebunden. Bei der Anzahl der Delegierten sind allerdings in einem gewissen Rahmen noch Änderungen zu erwarten, da die Auszählungen voraussichtlich erst am späten Nachmittag des heutigen Tages ganz abgeschlossen sein werden.

Beobachter – und wohl auch Obama selbst – werteten das Resultat als einen symbolischen Sieg. Obama habe Medienberichten zufolge bei einer Veranstaltung in Iowa einen sehr optimistischen Eindruck gemacht. Iowa für eine solche Ansprache auszuwählen, besitzt insofern Symbolcharakter, als Barack Obama in diesem Bundesstaat Anfang dieses Jahres seine erste Vorwahl gewinnen konnte und seine Kampagne seit dem eine Entwicklung nimmt, die vor diesem Wahljahr als sehr unwahrscheinlich gegolten hatte. Seinen Anhängern rief er zu: „Heute Nacht, mitten im Frühling, mit der Hilfe derer, die sich von Portland bis Louisville erhoben haben, sind wir nun zurückgekehrt nach Iowa mit einer Mehrheit der Delegierten, die vom amerikanischen Volk gewählt wurden. Und ihr habt uns in die greifbare Nähe der Nominierung der Demokraten für die Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gebracht.“

Hillary Clinton dagegen bekräftigte erneut ihre Absicht, solange im Rennen bleiben zu wollen bis alle Vorwahlen abgehalten worden sind.

Die nächste von drei verbleibenden Vorwahlen wird am 1. Juni im US-amerikanischen Außengebiet Puerto Rico stattfinden.

Russland, Indien, China und "Schnelle Brüter"

MOSKAU, 21. Mai (RIA Novosti). China und Indien können eigene Schnelle Brüter zu Forschungszwecken nach Ansicht russischer Experten bereits 2010 bauen.

"China arbeitet jetzt mit Hilfe Russlands an einem Schnellen Brüter. Bis 2020 will Peking eine funktionstüchtige Energieanlage mit einem Schnellen Brüter vom Typ BN-600 präsentieren", sagte Witali Petrunin, stellvertretender Direktor des Afrikantow-Konstruktionsbüros für Maschinenbau, am Mittwoch in Moskau auf einer Konferenz zu Problemen der Sicherheit in der Atombranche. "Wenn wir auch weiter auf der Stelle treten, wird China uns überholen."
Petrunin verwies darauf, dass Russland bei Entwicklung und Betrieb Schneller Brüter weltweit führende Positionen hat. Auch Indien wolle zum Jahr 2010 einen Forschungsreaktor dieses Typs fertigbauen, sagte der Wissenschaftler. Nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) wollen 15 Länder etwa 60 Konzepte zum Bau von Reaktoren geringer und mittlerer Leistung erstellen.

Libanon: Einigung zwischen Konfliktparteien

Weg frei zur Präsidentenwahl

Doha (Katar) / Beirut (Libanon), 21.05.2008 – Nach 18 Monaten Stillstand haben sich in der katarischen Hauptstadt Doha Vertreter von Regierungskoalition und Opposition im libanesischen Parlament geeinigt, die Regierungskrise im Libanon zu beenden. Das Treffen in Doha, das fünf Tage andauerte, war durch Vermittlung der Arabischen Liga zustande gekommen. Das Ergebnis der zähen Verhandlungen sieht die Wahl von Michel Sulaiman zum libanesischen Staatspräsidenten noch in dieser Woche vor. Zuvor waren 19 angesetzte Wahltermine verstrichen, ohne dass sich das Parlament zu einem Wahlgang versammelt hat. Das Amt war vakant geworden, nachdem die Amtszeit des früheren Präsidenten Émile Lahoud im November ausgelaufen war. Die Wahl ist für Sonntag, den 25. Mai 2008 angesetzt.

Regierung und Opposition hatten sich schon vor Monaten auf den derzeitigen Generalstabschef der libanesischen Armee Sulaiman als Kompromisskandidat geeinigt, konnten sich jedoch nicht über die Bedingungen einigen, nach denen die Opposition der Wahl Sulaimans zustimmt. Zwar reicht für die Präsidentenwahl die einfache Parlamentsmehrheit, für die Gültigkeit der Wahl ist es aber erforderlich, dass zwei Drittel der Mitglieder der libanesischen Nationalversammlung an der Wahl teilnehmen.

Im Rahmen der Übereinkunft, der durch das Eingreifen des Staatsoberhauptes des Emirates Scheich Hamas Bin-Khalifa al-Thani nach einem Treffen des Golfkooperationsrates in der Nacht zum Mittwoch herbeigeführt wurde, vereinbarten die zerstrittenen Seiten außerdem eine Änderung des Wahlgesetzes, um eine gleichmäßigere Verteilung der Parlamentssitze auf die offiziell zugelassenen Glaubensgemeinschaften zu ermöglichen und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit, bei der die von Hisbollah geführte Opposition elf Ministerposten erhält (statt bisher sechs) und die prowestliche Koalition des 14. März 16 Kabinettsmitglieder stellt. Damit erhält die Oppoisiton de facto ein Vetorecht, da nach der Verfassung das Kabinett nur beschlussfähig ist, wenn zwei Drittel seiner Mitglieder anwesend sind. Daran ändert sich auch nichts durch die Vereinbarung, dass nach der Wahl Sulaimans zum Präsidenten dieser drei weitere Kabinettsmitglieder nach seiner Wahl ernennt.

Die Einzelheiten waren durch den Minister für Post und Telekommunikation Marwan Hamadeh bekanntgegeben worden. Nach seinen gegenüber Associated Press geäußerten Worten gebe es aufgrund der Vereinbarungen keine Verlierer. „Libanon ist der Gewinner“, so Hamadeh.

In einer ersten Stellungnahme hat der französische Außenminister Bernard Kouchner die Einigung begrüßt. „Diese Wahl, die von Frankreich und seinen Partnern seit langem gefordert wurde, muss endlich das lang erwartete Zeichen setzen für die Rückkehr zu einem normalen Funktionieren der Institutionen des Landes“, sagte Kouchner. Nicolas Sarkozy bezeichnete die Einigung als „einen großen Erfolg für Libanon“. Der syrische Außenminister begrüßte ebenfalls die Einigung. „Libanons Sicherheit und Stabilität sind wichtig und entscheidend für die Sicherheit und Stabilität Syriens“, erklärte der Minister. Zustimmung signalisierten auch Saudi-Arabien, das die pro-westliche Regierung unterstützt sowie Iran.

Die Arabische Liga hatte zu dem Treffen eingeladen, nachdem sich ein Streik am 6. Mai zu Straßenkämpfen in Westbeirut zwischen Schiiten auf der einen Seite und Sunniten andererseits ausgeweitet hatte. Im Verlauf der mehrtägigen bewaffneten Unruhen wurden mindestens 65 Personen getötet.

An dem Treffen nahmen neben dem sunnitischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora auch Drusenführer Walid Dschumblat, der frühere maronitische Armeegeneral Michel Aoun und der schiitische Parlamentssprecher Nabih Berri teil. Der Verhandlungsführer von Hisbollah war Muhammad Raad. Generalsekretär Hassan Nasrallah nahm an den Gesprächen nicht teil.

Novosti-Veröffentlichung zu Bushs Nahost-Besuch

Bush scheitert mit Friedensmission im Nahen Osten

MOSKAU, 21. Mai (Alek D. Epstein für RIA Novosti). George W. Bush hat in seiner Eigenschaft als Präsident am Sonntag seine letzte Reise durch den Nahen Osten beendet.

Binnen fünf Tagen besuchte er Israel, Saudi-Arabien und Ägypten. Besonders viel Aufmerksamkeit galt dem ersten und wichtigsten Reisezweck, dem Besuch in Israel zum 60. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. In den drei Tagen voller Glückwünsche, gegenseitiger Komplimente und Versicherungen, das Bündnis beider Demokratien sei unzerstörbar, hielt Bush eine Rede in der Knesset, beteiligte sich an einer Sonderkonferenz zu Israels Jubiläum unter der Schirmherrschaft von Präsident Schimon Perez und besuchte Masada, die Festung am Toten Meer - das letzte Bollwerk der aufständischen Zeloten in Kampf gegen Rom in den Jahren 66 bis 73 unserer Zeit. Seitdem ist Masada ein Symbol des Heldentums des jüdischen Volkes: Gerade dort werden die Neueingezogenen der Panzertruppen vereidigt, wobei sie im Chor beteuern: "Masada wird nicht mehr fallen!"

Praktische Ergebnisse hat Bush mit diesem Besuch weit weniger erreicht. Von seiner Ankunft wurde viel erwartet. Doch nach seiner Abreise verstärkte sich in der Region das Gefühl eines illusionären Fortschritts bei der Nahost-Regelung noch mehr, und Zeitungskommentatoren konnten keine einleuchtende Antwort auf die Frage geben, warum er eigentlich gekommen war.

Während der fünfjährigen US-Militäroperation im Irak wurden weder Massenvernichtungswaffen entdeckt noch wurde eine halbwegs stabile, auf einem halbwegs demokratischen Fundament Regierung in dem Land errichtet. Nach allgemeiner Überzeugung zettelte Bush den zweiten Irak-Krieg an, um den USA Zugang zu billigem Öl zu verschaffen. Das Öl kostete 2003 nicht einmal 35 Dollar je Barrel, Mitte Mai 2008 lag der Preis bei mehr als 125 Dollar: ein Wachstum von 250 Prozent binnen fünf Jahren! Profitiert haben davon Länder, die gelinde gesagt nicht unbedingt am freundschaftlichsten zu den USA stehen: die weltgrößten Ölexporteure Saudi-Arabien, Iran, Venezuela und Russland. Die USA aber verlieren jeden Monat als weltgrößter Ölimporteur viele Milliarden. Im Ergebnis hat die Politik von Bush vom wirtschaftlichen Standpunkt aus zu einer außergewöhnlichen Stärkung jener Länder geführt, zu denen die USA eigentlich auf gespanntem Fuß stehen.

Vom Standpunkt des internationalen Status der Vereinigten Staaten ist der Verlust ebenso offenkundig: Die einzige Supermacht hat ihre Unfähigkeit bewiesen, selbst einen lokalen Krieg gegen einen nicht gerade übermäßig starken Gegner zu gewinnen, der weder ABC-Waffen besessen noch angewandt hat. Amerika hat seine wichtigste, die psychologische Waffe verloren: Man hat vor ihm keine Angst mehr. Am 16. Mai sagte Senator Barak Obama laut und vernehmlich das, was außerhalb der USA schon seit Jahren ohne Umschweife gesagt wird: Das Land, das vom Krieg im Irak die höchsten politischen Dividenden bekommen hat, ist der von der Bush-Administration gehasste Iran.

Die zwei Reisen Bushs nach Israel und in die Palästinensergebiete hatten also den Zweck, ein Gegengewicht zu den Misserfolgen im Irak zu bilden: "Ja doch, bisweilen sowie da und dort gibt es Probleme, dafür aber..." Ungefähr diese Karte wollte die US-Diplomatie ausspielen. Mahmud Abbas ist nicht Yassir Arafat und Ehud Olmert nicht Ariel Sharon, in ihrer Gesellschaft kann Präsident George W. Bush seine Führereigenschaften demonstrieren und ihnen die Horizonte der künftigen friedlichen Regelung skizzieren.

All das sah jedoch seltsam aus. Schließlich verkündete Bush bereits am 24. Juni 2002 mit großem Pomp den Plan von zwei Staaten für zwei Völker: die Israelis und die palästinensischen Araber. Am 30. April 2003 veröffentlichte das US-Außenministerium die so genannte Straßenkarte für die palästinensisch-israelische Regelung. Bush empfing mehr als nur einmal israelische und palästinensische Führer. Im November 2007 führte er in Annapolis ein Dreier-Treffen durch. Und? Nichts. Der palästinensisch-israelische Verhandlungsprozess hat letztendlich keine Durchbrüche gebracht. Israel hat in diesen Jahren einseitig seine Truppen aus dem Gaza-Streifen und Nord-Samaria zurückgezogen und die Siedler von dort weggebracht, außerdem - trotz des negativen Gutachtens des Internationalen Gerichtshofs - den Bau der so genannten Sicherheitsmauer im Westjordanland nahezu abgeschlossen. Der Verhandlungsprozess ging unterdessen nur schleppend vor sich und hat zu keinen Vereinbarungen geführt.

In vieler Hinsicht ergibt sich die gegenwärtige Situation daraus, dass die heutigen führenden Politiker sowohl Israels als auch der Palästinensischen Autonomiebehörde alles in allem nicht mit einer massiven öffentlichen Unterstützung prahlen können: einer Unterstützung, die ihnen unpopuläre Beschlüsse ermöglichen könnte, die die Seiten in Richtung Vertragsabschluss drängen könnten. Sowohl in Israel als auch in der Palästinensischen Autonomiebehörde sind gemäßigtere Politiker an der Macht. Wenn jetzt freie demokratische Wahlen stattfänden, würde die linkszentristische Regierung Olmert gegen die Koalition der rechten und der religiösen Parteien mit Likud-Führer Benjamin Netanjahu an der Spitze verlieren und Abbas gegen den islamistischen Führer der Hamas den Kürzeren ziehen, den die palästinensischen Radikalen bei den Wahlen vorschlagen würden. Das könnte Mahmud az-Zahar oder Ismail Haniya oder noch ein anderer sein.

Obwohl formal die höchsten Führer, ist sich Olmert, gegen den übrigens derzeit fünf Polizeiermittlungen laufen, ebenso gut wie Abbas darüber klar, dass sie beide de facto Feldherren ohne Truppen sind, weil die Gesellschaft in ihrer Mehrheit sie nicht unterstützt. Demnach sind Bushs Aufforderungen an Abbas und Olmert "zur gemeinsamen Arbeit für den Friedenserhalt in der Region" nichts als fromme Wünsche. Denn wenn sie auch gewisse Vereinbarungen träfen, steht es nicht in ihrer Macht, solche Vereinbarungen zu verwirklichen. Der von Gaza aus vorgenommene Beschuss eines Kaufhauses und einer Poliklinik in der israelischen Küstenstadt Aschkelon exakt am Tag von Bushs Ankunft in Israel hat deutlich genug gezeigt, wer in den palästinensischen Gebieten reale Möglichkeiten hat.

Hier haben wir es mit einem weiteren Paradoxon zu tun: Die Hamas gewann zwar die demokratischen Parlamentswahlen, die den Palästinensern im Grunde von den Amerikanern aufgezwungen wurden (wovon wiederum Obama in seiner Rede vom 16. Mai zu Recht sprach), aber die Position der USA besteht darin, dass mit der Hamas keine Verhandlungen möglich sind.

Die Hamas gleicht tatsächlich am wenigsten einer Organisation, die eine friedliche Lösung anstrebt. Die zum 60. Jahrestag Israels veröffentlichten Erklärungen von Az-Zahar, ehemaliger Außenminister im Hamas-Kabinett - dass es mit dem jüdischen Staat keinen Frieden gebe noch geben könne und dass der bewaffnete Kampf bis zur vollen Befreiung von ganz Palästina fortgesetzt werde - geben wenig Anlass zum Optimismus. Fakt ist aber, dass die Hamas die durchaus demokratischen Wahlen in den von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Gebieten gewonnen hat, auf deren Durchführung die Amerikaner bestanden. Wenn jetzt der Sieger bei diesen demokratischen Wahlen von deren Initiator boykottiert wird, kann das die Lösung jeglicher Probleme im Nahen Osten wohl kaum näher bringen.

Ist Bush aber zum Jubiläum nach Israel vielleicht gekommen, um der ganzen Welt die so genannten Sonderbeziehungen mit dem jüdischen Staat zu demonstrieren? Schwer zu sagen, ob das wirklich seine Oberaufgabe war. Auf jeden Fall wurde auch sie nicht gelöst.

Im Vergleich mit vielen europäischen Staaten, die bei sich Vertreter der palästinensischen Terrororganisationen empfangen und hierbei bisweilen Klagen gegen israelische Generäle, die absurderweise der "Verbrechen gegen die Menschheit" beschuldigt werden, gerichtlich untersuchen, scheint die Position der USA zweifellos proisraelisch zu sein. Seit mehr als 30 Jahren erweist Amerika Israel finanzielle Hilfe, die inzwischen insgesamt 40 Milliarden Dollar überstiegen hat. Aber kann sich Israel auf weite Sicht wirklich auf die Hilfe und Unterstützung seitens der USA verlassen? Ich glaube, dass die Antwort auf diese Frage leider Nein ist.

Entgegen einem vielerorts vorherrschenden Irrtum unterstützen die USA Israel praktisch in keiner einzigen wichtigen Streitfrage im Konflikt mit den Palästinensern und der arabischen Welt. Erstens haben die USA bis heute Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel nicht anerkannt und ihre Botschaft trotz zahlreicher Resolutionen nicht dorthin verlegt. Auf der unter der Schirmherrschaft von Perez in der Hauptstadt des jüdischen Staates abgehaltenen Konferenz über ein vereinigtes Jerusalem sagte Bush kein einziges Wort, obwohl seit der Vereinigung über 40 Jahre vergangen sind. Miriam Edelson, Gattin des milliardenschweren Konferenzsponsors Sheldon Edelson, die Bush auf dieser Konferenz vorstellte, gebrauchte die Worte "vereinigtes Jerusalem", die der Saal mit Applaus quittierte. Aber Bush unterstützte das Vorhaben nicht und schwieg sich auf der festlichen Konferenz über das Thema aus.

Zweitens haben die USA nicht ein einziges Mal erklärt, dass Israel das Recht habe, auf seinem Territorium die palästinensischen Flüchtlinge von 1948 und ihre Nachkommen nicht aufzunehmen. Dagegen war eine der fünf Lösungsoptionen für die Flüchtlinge, die der vielleicht am meisten proisraelisch gesinnte Präsident Bill Clinton im Dezember 2000 vorschlug, gerade ihre Rückkehr nach Israel. Das musste sich besonders auf jene ausdehnen, die sich in den Flüchtlingslagern im Libanon befinden: Viele von ihnen haben Verwandte in Galiläa. Israel wurde aufgefordert, ihre Rückkehr zu erlauben - aufgrund des Prinzips der Familienzusammenführung und der humanen Erwägungen.

Drittens verbringt Jonathan Pollard, der der Spionage zugunsten des "befreundeten" Israel angeklagt wurde und später die israelische Staatsbürgerschaft erhielt, schon seit 23 Jahren (!) in Einzelhaft eines US-Gefängnisses. Im Januar 2006 wurde der Pentagon-Analytiker Larry Franklin wegen Übergabe von Aufklärungsinformationen an Vertreter der israelischen Lobby in den USA zu 20 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Die Hoffnungen Israels auf die Freilassung dieser Personen anlässlich des Jubiläums brachen vor einem Monat zusammen, als in den USA ein neuer Skandal aufbrandete: Wegen des Verdachts, in den fernen 80er Jahren Spionage für Israel betrieben zu haben, wurde der 85-jährige Ben-Ami Kadosh festgenommen. Sein Fall ist noch nicht an ein Gericht verwiesen worden, er selbst steht unter Hausarrest.

Viertens sind die USA kategorisch gegen den Bau und den Ausbau der jüdischen Siedlungen auf welchen auch immer kontrollierten Gebieten. Selbst wegen des in Bau befindlichen "Sicherheitszauns" im Westjordanland verlangte die US-Regierung von Israel schriftliche Verpflichtungen, dass dieser Zaun "eher provisorisch als ständig" sei und nicht die "künftigen endgültigen Grenzen" vorausbestimmen werde. Am 14. April 2004 erhielt sie diese Zusicherungen von Israel. Zieht man in Betracht, dass der Zaun eben dazu gebaut wurde, die Grenzlinie zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomie zu ziehen, so ist die US-Position in dieser Frage keineswegs "proisraelisch". Wir wollen auch nicht vergessen, dass die USA weder die Annexion von Ost-Jerusalem noch die der Golanhöhen durch Israel anerkannt haben, und selbst jetzt hegen die engsten politischen Berater von Ehud Olmert keine Illusion, die USA würden die israelische Annexion irgendwelcher Territorien im Westjordanland anerkennen - unabhängig davon, wie weit der israelische Rückzug gehen könnte. Keiner dieser Standpunkte wurde von Bush revidiert.

Beide Israel-Besuche Bushs - im Januar und im Mai 2008 - haben weder eine Annäherung der Positionen der USA und Israels bewirkt noch den Verhandlungsprozess intensiviert. Bei seinem letzten Besuch im Nahen Osten als Präsident hat Bush ihn in der politischen Sackgasse belassen. Unabhängig davon, wer im November zum US-Präsidenten gewählt wird, muss Washingtons Politik in dieser Region ernsthaft korrigiert werden. Heute schlägt die US-Diplomatie keine klaren Ideen zum irakischen, iranischen oder dem palästinensisch-israelischen Problem vor. Das unerlässliche Cheese-Lächeln des US-Präsidenten und seines Gefolges vor den Foto- und Videokameras kann nicht über das völlige Fiasko ihrer Nahost-Politik hinwegtäuschen.

Zum Verfasser: Alec D. Epstein ist Professor an der Offenen Universität in Israel.

Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

Ein Nashorn verschwindet für immer aus der Natur

Das Nördliche Weiße Nashorn scheint einer neuen Untersuchung zufolge in der freien Natur verschwunden zu sein. Damit ist eine Unterart vor unseren Augen verschwunden.

Dass es um das nördliche weiße Nashorn, auch nördliches Breitmaulnashorn genannt, nicht gut bestellt ist, war seit längerer Zeit klar. Seit etwa zwei Jahren existierten maximal noch zehn Tiere in der Wildnis. Trotzdem bestand bei allen im Nashornschutz involvierten Organisationen und Personen stets die Hoffnung, dass es gelingen würde, die Unterart zu retten. Diese Hoffnung scheint nun für immer verloren zu sein. Eine Bestandsaufnahme im kongolesischen Garamba Nationalpark, dem letzten Verbreitungsgebiet von Ceratotherium simum cotton, hat ergeben, dass offenbar kein Tier mehr da ist. "Es kann sein, das noch ein oder zwei Tiere irgendwo im Busch verborgen waren und unserer Untersuchung durch die Lappen gegangen sind, doch das macht realistisch gesehen auch keinen großen Unterschied mehr," sagt der Nashorn-Experte Dr. Pete Morkel von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), der die von Flora Fauna International beauftragte und finanzierte Bestandsaufnahme in Garamba geleitet hat. Von Ende März bis Mitte April hatten Spurensucher am Boden mit Unterstützung eines Flugzeugs und eines Helikopters nach den Nashörnern Ausschau gehalten.

Der Garamba Nationalpark liegt im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo, gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO und ist eines der großen Savannen- und Feuchtgebietschutzzonen Afrikas. Über viele Jahrzehnte haben die ZGF, der WWF und andere Organisationen den Park unterstützt. Garamba beherbergte einst zahlreiche weiße Nashörner, die jedoch in den 80er Jahren - wie vielerorts - durch großflächige Wilderei stark dezimiert wurden. 1984 waren noch 14 Tiere der nördlichen Unterart in Garamba übrig. Durch verbesserten Schutz in Form von verstärkter Wildereikontrolle konnte der Bestand wieder wachsen und bis zum Jahr 2003 war er gar auf rund 40 Tiere angestiegen. Ab 2003 wurden jedoch die Nashörner wieder massiv getötet, vor allem von Wilderern, die aus dem Sudan nach Garamba eindrangen.

Vor ein paar Jahren wäre die Unterart noch zu retten gewesen

Als vor einigen Jahren klar war, dass maximal noch zehn Tiere im Freiland existierten, hätte man diese nicht fangen und an einen sicheren Ort, etwa einen Zoo, bringen können? "Natürlich haben wir alles versucht", erläutert Pete Morkel, "wir wollten die Tiere aus dem Kongo ausfliegen und mit den wenigen Tieren, die noch in Zoos leben zusammenbringen. Optimal wäre damals gewesen alle existierenden Tiere - zehn aus dem Kongo und neun aus den Zoos - irgendwo in Afrika in einer naturnahen Situation zusammenzuführen. Doch das ist an zu vielen Hürden gescheitert." In der Tat gab es lange und zähe Verhandlungen mit der kongolesischen Regierung, die sich aber letztendlich weigerte, die Tiere an einen anderen Ort bringen zu lassen. Doch nicht nur der Kongo spielte nicht mit, auch die Zoos waren damals nicht bereit, ihre Tiere abzugeben. Die kongolesischen Tiere wiederum in die Zoos zu bringen, wäre auch keine Lösung gewesen, denn die Zoos können bei dieser Nashorn-Unterart kaum mit Nachwuchs aufwarten. In einem Zeitraum von zehn Jahren wurde lediglich ein einziges Jungtier geboren.

Dass man mit den 2003 verbliebenen Tieren durchaus die Unterart hätte retten können, zeigt das Beispiel des südlichen weißen Nashorns Ceratotherium simum simun. Dies war vornehmlich durch Jagd bis auf 20 Tiere Ende des 19. Jahrhunderts dezimiert worden. Ein intensives und aufwändiges Zuchtprogramm in Südafrika schaffte es, den Bestand über viele Jahrzehnte hinweg wieder aufzubauen. Heute gibt es wieder rund 16.000 südliche Breitmaulnashörner.

Eine der allerletzten Chancen, zumindest etwas von den Genen des nördlichen Breitmaulnashorns zu retten, wäre nun, die neun Tiere der Zoos in San Diego (Kalifornien) und Dvur Kralove (Tschechische Republik) nach Afrika oder eine anderer Umgebung zu bringen, in der sie sich vermehren, und den Bestand mit südlichen Breitmaulnashörnern zu ergänzen. "Wir wissen, dass die nördliche Unterart genetisch um etwa vier Prozent von der südlichen differiert", sagt Morkel, "was durchaus viel ist, wenn man bedenkt, dass wir uns in unserem genetischen Material in ähnlicher Dimension vom Schimpansen unterscheiden". Aus genetischen Untersuchungen wissen die Wissenschaftler außerdem, dass innerhalb der nördlichen Unterart eine große genetische Variabilität besteht, wesentlich mehr als bei der südlichen Unterart.

Letztendlich ist das nördliche weiße Nashorn vor unseren Augen erloschen. "Wir haben das Aussterben des Nördlichen Breitmaulnashorns kommen sehen und es ist uns trotzdem nicht gelungen, diese Unterart auf unserem Planeten zu erhalten. Ich kann nur hoffen, dass die Menschheit daraus lernen wird, zu einem Zeitpunkt zu handeln, zu dem es noch möglich ist, eine Art zu retten" sagt Morkel.

Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

21.05.2008 Weitere Informationen: www.zgf.de

Verdächtiger des Holzklotzwurfes von Oldenburger Autobahnbrücke festgenommen

Oldenburg (Oldb) (Deutschland), 21.05.2008 – Im Fall des tödlichen Holzklotzwurfes von einer Autobahnbrücke über die Bundesautobahn 29 bei Oldenburg (Oldb) hat die Oldenburger Polizei jetzt einen bedeutenden Fahndungserfolg erzielt. Es wurde ein 30-jähriger Mann aus der Gemeinde Rastede als mutmaßlicher Täter ermittelt und heute verhaftet. Gegen den Mann wurde vom Amtsgericht Oldenburg am Dienstag ein Haftbefehl erlassen. Der Mann gilt als dringend tatverdächtig, am 23. März 2008 (Ostersonntag) gegen 20 Uhr von einer Autobahnbrücke zwischen dem Autobahnkreuz Oldenburg-Nord und der Anschlussstelle Oldenburg-Ohmstede einen Holzklotz auf die Fahrbahn geworfen zu haben, wobei eine Frau, die als Beifahrerin in einem Fahrzeug unter der Brücke hindurch gefahren war, getötet wurde.

Die Anklage lautet auf Mord und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Die Verhaftung erfolgte auch, weil Fluchtgefahr besteht, sagte der leitende Staatsanwalt bei einer Pressekonferenz, die heute in Oldenburg stattfand. Bei dem Mann, der am Mittwochmorgen festgenommen wurde, handelt es sich um einen drogenabhängigen Aussiedler aus Kasachstan, der seit 16 Jahren in Deutschland lebt und auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Als Motiv der Tat habe der Mann „Frust“ angegeben.

Der Mann war der Polizei bisher bereits als angeblicher Zeuge des Vorfalls bekannt. Er meldete sich bei der Polizei am 5. April – kurz nachdem die Polizei einen Massen-Gentest angekündigt hatte – und sagte aus, der Holzklotz habe sich bereits seit längerer Zeit auf der Brücke befunden, bevor der tödliche Wurf stattgefunden habe. Er habe den Holzklotz eigenhändig von der Fahrbahn geräumt, als er mit seinem Fahrrad die Brücke überquerte. Diese Aussage hatte den Verdacht der Ermittlungsbeamten geweckt. Der Mann hatte angegeben, er sei gerade auf dem Weg zu seinem Drogendealer gewesen, als ihm der Holzklotz auf der Fahrbahn aufgefallen war. Da habe er sich entschieden, den Klotz beiseite zu räumen. Diese Darstellung des Vorgangs war von den Beamten für unwahrscheinlich und wenig glaubwürdig eingeschätzt worden. Weitere Ermittlungen führten dann zu weiteren Indizien, die den Anfangsverdacht gegen den Mann erhärteten. So wurden auf dem Grundstück des Mannes ähnliche Holzklötze gefunden, die ebenfalls – wie der zur Tat verwendete Holzklotz – aus Pappelholz bestanden und einen ähnlichen Verwitterungsgrad aufwiesen. Diese und weitere Gegenstände von dem Grundstück werden zurzeit noch kriminaltechnisch untersucht.

Die Polizei verhörte den Mann heute mehrere Stunden. Dabei legte der Verdächtige nach etwa drei Stunden Verhördauer auch ein Geständnis ab, wie Staatsanwaltschaft und Polizei auf der Pressekonferenz heute mitteilten. Während des insgesamt etwa neun Stunden dauernden Verhörs wurde der Verdächtige ärztlich betreut, er litt an Entzugserscheinungen wegen seiner Heroinsucht.

Der sechs Kilogramm schwere Holzblock war am Ostersonntag von der Brücke geworfen worden und hatte dabei die Windschutzscheibe des Personenwagens durchschlagen. Durch die Wucht des Aufpralls wurde die 33-jährige Beifahrerin tödlich getroffen. Die Frau, Mutter von zwei Kindern, verstarb noch am Unfallort. Ihre beiden Kinder, die im Fond des Wagens saßen, und ihr Mann, der das Fahrzeug steuerte, überlebten.

20 Mai 2008

Wettrüsten bei Laserwaffen

Russische Laserkanone steht der amerikanischen nicht nach

MOSKAU, 20. Mai (RIA Novosti). Russland hat früher als die USA begonnen, taktische Laserwaffen zu entwickeln und zu testen, und besitzt zurzeit hochpräzise chemische Kampflaser.

So kommentierte ein russischer Militärexperte die heutige Meldung über einen erfolgreichen Test einer Laserwaffe in den USA.
Die erste russische Laserwaffe sei bereits 1972 getestet worden. Schon damals sei sie in der Lage gewesen, Luftziele zu bekämpfen, sagte der Experte. "Seitdem sind die Potenzen Russlands in diesem Bereich deutlich gestiegen. Die USA mussten uns einholen", sagte der Experte.
Hierbei räumte er ein, dass der Boeing-Konzern, der im Auftrag des Pentagons an den Laserwaffen baut, viel besser finanziert werde, als die russischen Hersteller. "Die jüngsten Erfolge der Amerikaner sind unbestreitbar. Ebenso unbestreitbar ist, dass sie bei dem bereits Erreichten nicht Halt machen werden."

Heute morgen wurde bekannt, dass US-Flugzeugbauer Boeing am 13. Mai im Luftstützpunkt Kirtland (US-Bundesstaat New Mexico einen am Flugzeug Lockheed C-130H Hercules installierten chemischen Laser erfolgreich getestet hatte. "Das erste Schießen hat gezeigt, dass das Programm im erforderlichen Tempo in Richtung Schaffung von Präzisionswaffen abläuft, die die Kollateralschäden deutlich verringern", sagte der Vizepräsident und Generalmanager von Boeing, Scott Fancher.
Nach einer Reihe von zusätzlichen Tests soll der chemische Laser gegen Bodenziele eingesetzt werden. Die Schüsse sollen aus einer unterhalb des Flugzeugs angebrachten Drehkanone vorgenommen werden.
In vorigem Jahr wurden etwa 50 Lasertests im Labor des Luftstützpunktes Kirtland durchgeführt. Die Laserwaffen, die Boeing für das Pentagon entwickelt, sollen Ziele mit minimalen Begleitschäden bekämpfen, das heißt nur das vernichten, was der Laser anvisiert. Das Pentagon will die neuen Waffen unter anderem bei Kampfoperationen in der Stadt einsetzen und dabei möglichst Kollateralschäden vermeiden.

"Ehrenmord" in Hamburg

Bruder erstach seine 16-jährige Schwester

Hamburg (Deutschland), 20.05.2008 – In der Nacht zum vergangenen Freitag, den 16. Mai wurde eine 16-jährige aus Afghanistan stammende Jugendliche mit mehr als 20 Messerstichen getötet. Tatverdächtiger ist ihr 23-jähriger Bruder. Der Vorfall ereignete sich auf einem Parkplatz im Hamburger Stadtteil St. Georg in der Nähe des belebten U-Bahnhofs Berliner Tor. Passanten und Anwohner des U-Bahnhofs, die die Schmerzensschreie der Jugendlichen gehört hatten, alarmierten die Polizei und die Feuerwehr. Eine Stunde lang versuchten Notärzte, das Mädchen zu reanimieren, jedoch ohne Erfolg.

Dem Bruder, der wie seine Schwester einen deutschen Pass hat, wird Mord vorgeworfen. Er hat die Tat inzwischen gestanden und nannte als Motiv, seine Schwester habe sich von der Familie und deren traditionellen Vorstellungen abgewandt und eine westliche Lebensweise bevorzugt. Der junge Mann wurde zwölf Stunden nach dem Mord festgenommen, nachdem ein Freund, der bei der Tat dabei gewesen war, sich kurz danach der Polizei gestellt hatte. Der 23-Jährige leistete bei seiner Verhaftung keinen Widerstand. Er war der Polizei bereits als „Intensivtäter“ in Sachen Gewalt bekannt.

Inzwischen werden weitere Zeugen vernommen. Wie Polizeisprecher Ralf Meyer mitteilte, steht dabei im Zentrum der Ermittlungen die Frage, ob es andere Personen gibt, „die von der Tat gewusst haben, die Tat gebilligt haben“. Vor allem soll geklärt werden, ob der Bruder von anderen Personen, eventuell aus dem Familienumfeld, zur Tat angestiftet worden sei. Die Familie soll die 16-Jährige für ein Jahr nach Afghanistan geschickt haben. Sie sollte dort wieder auf den – in den Augen der Familie – islamisch korrekten Lebensweg zurückfinden.

Die Jugendliche hatte bereits öfter Zuflucht vor ihrer Familie in einer Jugendhilfeeinrichtung gesucht, wo sie Anfang Mai auch dreimal übernachtet hatte. Im vergangenen Jahr war sie schon einmal von ihrem Bruder angegriffen und brutal zusammengeschlagen worden. Daraufhin hatte sie Anzeige erstattet. Insgesamt hat die 16-Jährige seit 2006 drei Fälle von Gewalt durch Familienmitglieder der Polizei gemeldet. Dabei handelte es sich um eine Körperverletzung und zwei gefährliche Körperverletzungen. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass sie nicht von alle Vorfällen Kenntnis erlangte. In mindestens einem Fall berief sich die junge Frau bei der anschließenden Vernehmung auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht. Auch die ältere Schwester soll der Jugendlichen Striemen ins Gesicht gekratzt haben.

Der 23-jährige Bruder war wegen früherer Angriffe auf seine Schwester zu einer anderthalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, die er Anfang Mai antreten sollte. Am Morgen vor der Tat wurde ihm bekannt, dass sein Antrag auf Strafaufschub abgelehnt worden war.

Die Hamburger Sozialbehörde prüft, inwieweit Hamburgs staatliche Einrichtungen alles getan haben, um die 16-Jährige zu unterstützen. Das teilte die Sprecherin der Sozialbehörde, Jasmin Eisenhut, am gestrigen Montag mit. Weitere Auskünfte wollte die Behördensprecherin nicht geben. Auch in dem für das Jugendhaus, in das das Mädchen geflüchtet war, zuständigen Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung wird über Konsequenzen aus den Geschehnissen nachgedacht. Es werde überlegt, „ob unsere Instrumente der Jugendarbeit ausreichend gegriffen haben und ob die Zusammenarbeit mit Polizei und Jugendamt richtig funktioniert hat“, sagte der Leiter des Landesbetriebs, Klaus-Dieter Müller.

Die migrationspolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, Nebahat Güçlü, glaubt, dass man zumindest das Mordrisiko hätte reduzieren können, wenn es in Hamburg genügend Einrichtungen gäbe, die die jungen Frauen wirklich schützen würden. Sie sieht darin ein Versäumnis der Politik. Wenn der Kinder- und Jugendnotdienst erst am nächsten Morgen feststelle, dass das Mädchen nicht da sei, „sollte man sich wirklich fragen, ob das die richtige Unterbringung sein kann“, äußerte sich Güclü.

Südafrika: Fremdenfeindliche Banden machen Jagd auf Immigranten

Johannesburg (Südafrika), 20.05.2008 – Die Republik Südafrika erlebt eine Welle ausländerfeindlicher Gewalt. Die Zahl der Toten durch fremdenfeindliche Übergriffe bewaffneter Banden ist inzwischen auf 24 gestiegen. Ziel der Attacken sind vor allem Immigranten aus Simbabwe, Mosambik und Malawi. Der fremdenfeindliche Mob tobt vor allem in den Armenvierteln von Johannesburg. Bis zu zehntausend Immigranten aus Nachbarstaaten Südafrikas sind auf der Flucht vor den Mörderbanden; sie versuchen in Kirchen und öffentlichen Gebäuden Schutz vor der Gewalt zu finden. Der Präsident Südafrikas, Thabo Mbeki, forderte in einem Appell an seine Landsleute ein Ende der Gewalt: „Als Südafrikaner müssen wir begreifen und vollends würdigen, dass wir mit anderen Afrikanern durch Geschichte, Kultur, Wirtschaft und vor allem durch das Schicksal verbunden sind.“

Die größte Gruppe von Immigranten sind die rund drei Millionen Flüchtlinge aus Simbabwe, die nach Südafrika gekommen sind, um der Armut durch den wirtschaftlichen Niedergang in ihrer Heimat zu entfliehen.

Knapp 300 Personen wurden seit Beginn der Ausschreitungen vor einer Woche im Township Alexandra von der südafrikanischen Polizei inzwischen festgenommen. Während die Polizei behauptet, die Lage unter Kontrolle zu haben, fordert die Menschenrechtskommission Südafrikas den Einsatz der Armee gegen die fremdenfeindliche Gewalt.

Sicherheitsminister Charles Nqakula kündigte ein entschlossenes Vorgehen der Polizei gegen die militanten Banden an. Die Zahl der im Einsatz stehenden Polizeikräfte wurde erhöht; Polizeistreifen in besonders gefährdeten Gebieten wurden verstärkt. Auch der Nationale Geheimdienst soll mit der Ermittlung der Drahtzieher der Gewalttaten befasst sein, wie südafrikanische Medien berichteten. Der Geheimdienst vermutet eine organisierende Kraft hinter den fremdenfeindlichen Bluttaten.

Das südafrikanische „Institut für Rassenbeziehungen“ teilte mit, die gegenwärtige Welle der Gewalt sei eine direkte Folge der verfehlten Politik unter Präsident Mbeki. Verschiedene Verfehlungen wirft das Institut der Regierung unter Mbeki vor. An erster Stelle wird ein Versagen der Strafverfolgungsbehörden genannt, durch das ein Klima der Rechtlosigkeit entstanden sei, in dem Gewalt und Verbrechen sich relativ ungestört, ohne Bestrafung befürchten zu müssen, entfalten konnten. Ursache sei ein völliges Versagen der Polizei; diese sei bis hinauf in die höchsten Ränge durch Korruption gelähmt – eine Korruption, die auch die übrigen Staatsorgane auf allen Ebenen ergriffen habe. Hinzu komme ein Versagen des Grenzregiments, das unkontrollierte illegale Einwanderung in großem Umfang ermögliche. Südafrika verfolgt zudem eine sehr freizügige Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig habe die Arbeitslosigkeit dem Institut zufolge in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Sie liege jetzt bei 40 Prozent. Unter jungen Schwarzafrikanern liegt die Arbeitslosigkeit sogar bei rund 50 Prozent. Das Versagen der Regierung in allen Bereichen werde nur noch von dem politischen Versagen im Bereich des Bildungswesen übertroffen, so das Institut weiter. Seit den Tagen der Apartheid hat sich die Lage der Schwarzen in dieser Hinsicht kaum verbessert. Der Anteil der schwarzafrikanischen Bevölkerung an den Hochschulabschlüssen ist verschwindend gering. Gleichzeitig warnt das Institut vor dem Einsatz des Militärs in der gegenwärtigen Situation. Die Soldaten seien schlecht ausgebildet und wären mit einem Einsatz gegen den randalierenden Mob in den Vororten von Johannesburg völlig überfordert. Es bestehe ein großes Risiko, dass Soldaten in Ermangelung an Handlungsalternativen in eine aufgebrachte Menge mit scharfer Munition hineinschießen könnten. Durch solch einen Vorfall könnte es zu landesweiten Unruhen kommen, befürchtet das Institut. Das Institut spricht außerdem von der Gefahr, die von einem seit Jahren latenten schwarz-schwarzen Rassismus ausgehe und der jetzt zum Ausbruch komme.

NPD muss staatliche Mittel zurückzahlen

Die Entscheidung der Bundestagsverwaltung, die der NPD in den Jahren 1998, 1999 und 2000 bewilligte staatliche Teilfinanzierung ganz oder teilweise wieder zurückzunehmen und von der NPD einen Betrag von 869.353,89 Euro zurückzufordern, war rechtmäßig. Dies entschied das Verwaltungsgericht Berlin mit Urteil vom heutigen Tage.

Das Gericht war der Auffassung, dass die Rechenschaftsberichte der NPD in den Jahren 1997 und 1998 in wesentlicher Hinsicht unrichtig waren. Denn diese hätten Spenden in erheblichem Umfang zu Unrecht ausgewiesen. Die NPD habe daher in den Jahren 1998 und 1999 ihren gesamten Anspruch auf eine staatliche Teilfinanzierung verloren. Teilweise fehlerhaft sei auch der Rechenschaftsbericht für das Jahr 1999 gewesen. Insoweit habe es sich jedoch um einen weniger gewichtigen Fehler gehandelt, so dass die Bundestagsverwaltung zu Recht für das Jahr 2000 nur einen Teilbetrag zurückgefordert habe.

Urteil der 2. Kammer vom 20. Mai 2008 – VG 2 A 28.07 –
Pressemitteilung Nr. 18/2008 vom 20.05.2008 (Nr. 18/2008)

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