06 August 2013

Zum Verkauf der "Washington Post"

1877 ging die erste "Washington Post" in Druck, Umfang vier Seiten, Auflage 10.000. Der spätere US-Präsident Theodor Roosevelt gehörte zu den ersten Autoren, mehrfach wechselte sie den Besitzer, 1933 ersteigerte der deutschstämmige Eugene Isaac Meyer das Blatt, dessen Tochter Katharine Graham (Journalistin) das Medienunternehmen von 1963 bis zu ihrem Tod 2001 führte. In ihre Ära fiel auch die von der "Washington Post" aufgedeckte "Watergate-Affäre" 1972.

1973 stieg Warren Buffet ein (10%), der bis zum Ruhestand (2011) Aufsichtsratsvorsitzender war und mit einem geschätzten Privatvermögen von mehr als 50 Mrd. US-Dollar noch heute als Viertreichster der Welt gilt, so auch quasi notorisch die eine oder andere Mio. für wohltätige und kulturelle Zwecke erübrigte - anstatt Steuern zu zahlen.

Der "Washington Post" ging es zeitweise besser, als sie im Nebengeschäft mit Privatcolleges Gewinne einfuhr, aber dem Internetzeitalter nicht gewachsen fuhr sie allein im ersten Quartal 2013 ein Defizit von 49 Mio. US-Dollar ein. Das war den Graham-Erben dann offenbar zu viel. Gestern wurde bekannt, dass Amazon-Chef Jeff Bezos das Unternehmen für 250 Mio. US-Dollar erwerbe. Bezos Privatvermögen wird auf 28 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Bezos sicherte Jobs und die Beibehaltung journalistischer Standards zu, die um Internetkompetenz zu erweitern sei, aber wahrscheinlicher ist, dass die "Washington Post" abspecken wird und sich der Multimilliardär mit Rumpfleistungen einer billig gewordenen Nobelmarke ein Denkmal zu setzen versucht - anstatt Steuern und ordentliche Löhne zu zahlen.