17. Mär. 2006 – Der Deutsche Journalisten-Verband unterstützt das Projekt einer Sprachfibel der diskriminierenden und rassistischen Wörter. Das kündigte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken am heutigen Freitag auf der Leipziger Buchmesse an. Die Fibel soll von einem Projektteam erstellt werden, dem neben dem Initiator, dem DJV-Landesverband Nordrhein-Westfalen, das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) und die Initiative Journalisten gegen Rassismus angehören. Über eine Kooperation mit der nordrhein-westfälischen Landeszentrale für politische Bildung laufen derzeit Gespräche. In dem heutigen DJV-Forum „Diskriminierung durch Sprache und Bilder in den Medien“ auf der Leipziger Buchmesse sagte Konken zu dem Projekt: „Viele Wörter aus dem Nazideutsch sind in unseren Wortschatz übergegangen. Wir müssen uns dessen bewusst werden und die Sprache von diesen Begriffen reinigen.“
Wie bildhafte Sprache zur Diskriminierung von Minderheiten beitragen kann, machte Dr. Margarete Jäger vom DISS im heutigen DJV-Forum am Beispiel des Themas Migration deutlich. „Deutschland ist gegenüber dem Strom von Flüchtlingen und Einwanderern eine Insel, ein Land ohne Damm, das durch Fluten in der Gefahr steht, überschwemmt zu werden. Deutschland ist mit einem Boot zu vergleichen, das diesen Fluten ausgeliefert ist“, erläuterte Jäger. „Die Kollektivsymbolik, die dabei zum Einsatz kommt, kann diskriminierende Effekte produzieren bis hin dazu, dass sich in der Bevölkerung ein latentes Bedrohungsgefühl ausbreitet.“ Journalisten sollten wissen, welche Effekte mit dem Einsatz von rhetorischen Bildern erzielt werden, fügte sie hinzu.
„Die Frage muss geklärt werden, ob die Darstellungsmittel klischeehafte rassistische oder antisemitische Stereotype enthalten“, sagte Prof. Dr. Siegfried Jäger vom DISS mit Blick auf den journalistischen Alltag. Dabei könne die Sprachfibel als unverzichtbares Werkzeug helfen.
„Wir Journalisten haben eine besondere Verantwortung, da die Vorbildfunktion des Wortes die Menschen lenkt, durch Sprache verändert“, sagte DJV-Vorsitzender Konken. Er freue sich deshalb, dass der DJV gemeinsam mit der Initiative Journalisten gegen Rassismus am heutigen Freitag den Startschuss zum Projekt Sprachfibel geben könne.
Die Initiative Journalisten gegen Rassismus ist im April letzten Jahres gegründet worden. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Journalistinnen und Journalisten zu besonders sensiblem Umgang mit ihrem Arbeitswerkzeug Sprache anzuhalten. Symbol der Initiative ist ein diagonal geteiltes schwarz-weißes Quadrat.
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Hendrik Zörner
17 März 2006
Gegen Rassismus: DJV gibt Startschuss für Sprachfibel
Labels:
Deutschland,
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