18 März 2008

Bundesregierung sponsert PLO-Polizei

Auswärtiges Amt unterstützt die palästinensische Zivilpolizei mit 20 Polizeieinsatzwagen

Die internationale Gemeinschaft hat sich auf der Nahost-Konferenz von Annapolis (27.11.2007) und der Geberkonferenz von Paris (17.12.2007) verpflichtet, den Nahost-Friedensprozess weiterhin aktiv zu unterstützen und den Ausbau staatlicher Strukturen in den palästinensischen Gebieten zu fördern. Vorrangiges Ziel ist zunächst der Aufbau einer modernen und effizienten palästinensischen Zivilpolizei sowie die Entwicklung des Rechtsstaats. Auch die von Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier angestoßene EU-Aktionsstrategie für den Nahen Osten räumt dem Sicherheitsbereich – zusammen mit der Förderung der wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Entwicklung – oberste Priorität ein. Die palästinensischen Behörden sollen in die Lage versetzt werden, selbst für eine nachhaltige innere Sicherheit zu sorgen.

Bundesaußenminister Steinmeier hatte sich auf einer Nahostreise im November 2007 in Nablus selbst ein Bild von der Lage in den palästinensischen Gebieten gemacht und sagte für die Umsetzung von vertrauensbildenden Maßnahmen im Sicherheitsbereich die Unterstützung der Bundesregierung zu.

Vor diesem Hintergrund hat das Auswärtige Amt ein Bündel schnell wirkender Maßnahmen im Umfang von zunächst 1 Mio. Euro beschlossen. In einem ersten Schritt wurden der palästinensischen Polizei in Nablus 100 Funkgeräte zur Verfügung gestellt. Im April werden zudem 20 neue, moderne Polizeieinsatzwagen im Wert von ca. 500.000 EUR geliefert.

Am 19.03. wird Bundesaußenminister Steinmeier dem palästinensischen Generaldelegierten in Deutschland, Herrn Hael Al Fahoum, bei einem kurzen Treffen zwei der insgesamt 20 Polizeieinsatzwagen für die palästinensische Zivilpolizei übergeben.

17 März 2008

Satellit seit 50 Jahren im All

17.03.2008 wikinews – Vor 50 Jahren, am 17. März 1958, wurde der nur 1,5 Kilogramm schwere amerikanische Satellit Vanguard 1 ins All geschossen. Die runde Aluminiumkugel kreist noch heute, 50 Jahre später, um die Erde und hat inzwischen fast 200.000 Erdumrundungen hinter sich gebracht. Vanguard 1 ist damit der älteste künstliche Himmelskörper im Orbit.

Der „Pampelmusen-Satellit“, wie der russische Premierminister Nikita Chruschtschow das Objekt wegen seiner geringen Größe bezeichnete, war mit einer für die damalige Zeit hochentwickelten Technik ausgestattet. Die erstmals eingesetzte Energieversorgung durch Solarzellen machte es möglich, dass der Winzling wesentlich länger Daten zur Erde senden konnte als andere Satelliten jener Zeit. Diese Daten lieferten neue Erkenntnisse über die Dichte der Erdatmosphäre und ermöglichten eine Neuberechnung der Form unseres Heimatplaneten.

Während seine Vorgänger wie der berühmte Sputnik 1 längst verglüht oder auf die Erde gestürzt sind, liefert Vanguard 1 den Astronomen auch heute noch nützliche Informationen. Zwar ist sein Sender bereits seit 1964 nicht mehr in Betrieb, aber mittels von der Erde aus vorgenommener Messungen können nach Angaben des US Naval Research Laboratory, das 1958 für den Start des Satelliten verantwortlich zeichnete, wichtige Daten über das Langzeitverhalten von Satelliten in der Erdumlaufbahn gewonnen werden. Die ursprünglich berechnete Lebensdauer von Vanguard 1 lag bei 200 Jahren; heute gehen die Astronomen davon aus, dass die „Pampelmuse“ möglicherweise noch weitere 2.000 Jahre ihre Bahn um unsere Erde ziehen wird.

Verbot der türk. Regierungspartei AKP?

Türkischer Generalstaatsanwalt will die Regierungspartei AKP verbieten lassen

Ankara (Türkei), wikinews 17.03.2008 – Der türkische Generalstaatsanwalt Abdurrahman Yalçınkaya will die Partei des amtierenden Präsidenten Abdullah Gül und des Ministerpräsidenten Erdoğan gerichtlich verbieten lassen. Einen entsprechenden Verbotsantrag hatte der Generalstaatsanwalt am Freitag beim Verfassungsgericht der Türkei eingereicht. 71 AKP-Spitzenpolitikern, darunter Gül und Erdoğan, soll ein politisches Betätigungsverbot auferlegt werden. Der Antrag wurde damit begründet, die AKP betreibe eine Islamisierung des türkischen Staatswesens. Der AKP warf er vor, ein „Zentrum von Aktivitäten gegen den säkularen Staat“ zu sein.

Wie Gerichtsvizepräsident Osman Paksut am Montag mitteilte, werde die Zulässigkeit des Antrags binnen zehn Tagen geprüft. Wenn der Antrag zur Hauptverhandlung angenommen wird, ist mit einem Urteil frühestens in einigen Monaten zu rechnen.

Yalçınkaya ist erst seit einem Jahr Generalstaatsanwalt, war aber bereits als stellvertretender Generalstaatsanwalt tätig. In seiner Amtsführung ist er dafür bekannt, keinem Konflikt aus dem Wege zu gehen. Bekannt wurde er vor allem als Kämpfer gegen Korruption und den Drogenschmuggel. Der gebürtige Kurde wurde 1950 geboren und stammt aus einer Familie, die selbst den Weg von einer strenggläubigen islamischen Orientierung zum Kemalismus hinter sich gebracht hat. Der Kemalismus vertritt eine strikte Trennung von Staat und Religion.

Politische Beobachter befürchten, der Verbotsantrag könnte die Türkei in eine neue innenpolitische Krise stürzen. Die türkische Lira verlor am Montag um vier Prozent gegenüber dem US-Dollar.

Unterdessen stellte sich der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) demonstrativ auf die Seite Erdoğans und der AKP, nachdem sich bereits die Europäische Kommission kritisch zu dem Verbotsantrag geäußert hatte. Steinmeier vertrat den Standpunkt, Ministerpräsident Erdoğan habe in den letzten Jahren gezeigt, dass die türkische Regierung unter Führung der AKP für Demokratie und Rechtstaatlichkeit stehe.

Kosovo-Unruhen

Kosovska Mitrovica (Kosovo), wikinews 17.03.2008 – Bei Zusammenstößen sind in Kosovska Mitrovica im nördlichen Kosovo etwa 70 serbische Demonstranten und mehrere Dutzend Polizeibeamte der UNMIK und KFOR-Soldaten verletzt worden. Keiner der Verletzten ist den bisherigen Berichten zufolge ernsthaft verletzt worden.

Die Unruhen waren ausgebrochen, als Einheiten der internationalen Polizeitruppe von KFOR-Soldaten unterstützt ein Gerichtsgebäude erstürmten. Dieses war am vergangenen Freitag durch serbische Demonstranten besetzt worden.

Die Ordnungskräfte setzten Tränengas ein. 53 Serben wurden im Verlauf der Aktion festgenommen. Daraufhin versammelten sich vor dem Gebäude hunderte von Demonstranten, die Steine und Molotow-Cocktails warfen. Den Berichten zufolge wurden Fahrzeuge in Brand gesteckt. Im Laufe der Auseinandersetzungen hätten die Demonstranten etwa 20 der Verhafteten wieder befreit.

Es sollen auch Handgranaten geworfen worden sein. Die internationalen Polizeieinheiten zogen sich dann aus Mitrovica zurück. Serbiens Minister für den Kosovo, Slobodan Samardzic, bezeichnete das Verhalten der internationalen Ordnungskräfte als „nicht hinnehmbar und außerhalb jeder zivilisierten Art“ und Staatspräsident Boris Tadić forderte UNMIK und KFOR zur Gewaltlosigkeit gegenüber serbischen Demonstranten auf.

KOMMENTAR

Die serbische Regierung schürt den Konflikt, wenn sie die Besetzer des Gerichtsgebäudes als "Demonstranten" verharmlost.

-msr-

Schwarzer Tag für die Börsen

New York (Vereinigte Staaten), wikinews 17.03.2008 – Die Aktienkurse gingen am Montag angesichts der globalen Krise der Devisenmärkte weltweit in die Knie. Auslöser waren mehrere zusammentreffende Faktoren. Überraschend senkte die US-Notenbank die Zinsen: Der Diskontsatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Damit verbilligen sich die Kreditaufnahmen, die die Banken bei der US-Notenbank tätigen. Hinzu kam der Notverkauf der angeschlagenen, ehemals fünftgrößten US-Bank Bearn Stearns, deren finanzielle Risiken in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar von der drittgrößten US-Bank J.P. Morgan Chase übernommen wurden – der Kauf erfolgte zu einem Preis von 236 Millionen US-Dollar, faktisch wechselte die Bank für einen Preis von zwei US-Dollar pro Aktie den Besitzer, was einem dramatischen Wertverlust gleichkommt. Am Freitag war diese Aktie noch für 30 Dollar gehandelt worden. (Immerhin konnten die Aktien von JPMorgan heute ein Plus von 9 Prozent verbuchen.) Die Maßnahme der US-Notenbank sollte die Situation eigentlich beruhigen, indem den Banken signalisiert wurde, es sei kein Problem, an Geld zu kommen, so US-Notenbankchef Ben Bernanke, bewirkte aber das Gegenteil. Die Zinssenkung wurde von den Aktienhändlern als Signal für die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Verschärfung der Geldmarktkrise interpretiert. Beide genannten Faktoren führten zu einem wachsenden Druck auf die Aktienmärkte. Die Händler versuchten, schnell viele Aktien zu verkaufen, was wiederum zu dramatischen Kurseinbrüchen führte. In Deutschland kamen für Siemens ungünstige Gewinnwarnungen hinzu. Siemensaktien verbilligten sich daraufhin im Laufe des Tages um mehr als 17 Prozent. Außerdem ließen die Aktienkurse von Banken (Hypo Real Estate, Deutsche Bank und Commerzbank) nach, die zwischen fünf und sieben Prozent an Wert verloren. Analysten sprachen in diesem Zusammenhang von „Panikverkäufen“. Der DAX fiel beim Handelsbeginn um drei Prozent. Der Schlussstand von 6182,30 Punkten entspricht einem historischen Tiefststand, der zuletzt im Oktober 2006 erreicht wurde. Zum Handelsschluss lag der Deutsche Aktienindex um 4,18 Prozent niedriger als am Vortag. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch an den Schweizer Börsen, wo ebenfalls die Kurse der Bankaktien fielen.

In den Sog der Verluste an den Aktienmärkten sowie der Verbilligung der Kredite durch die Zinssenkung der FED (der US-Zentralbank) geriet dann auch der US-Dollar. Entsprechend steil gingen der Kurs des Euro (zeitweise 1,5904 US-Dollar) sowie der Goldpreis nach oben. Gegenüber dem Yen fiel der US-Dollar auf einen historischen Tiefststand, erstmals seit 13 Jahren war ein US-Dollar für 95,77 Yen zu haben. Händler versuchten, Bestände mit US-Dollar schnell zu verkaufen, was den Kursverlust der Leitwährung weiter beschleunigte. Auch in Asien schlossen sich die Märkte der allgemeinen Talfahrt der Aktienindizes an. Der Nikkei-Index sank erstmals seit 2005 unter die Marke von 12.000 Punkten.

Die deutsche Bundesregierung versuchte der Nervosität an den Finanzmärkten mit beruhigenden Worten zu begegnen. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte: „Wir sind zuversichtlich, dass Deutschland mit diesen Belastungen fertig werden kann.“ Zur Panik bestehe keine Veranlassung. Ähnlich äußerte sich der US-Präsident George W. Bush: „Die USA haben die Lage im Griff.“

Satellit seit 50 Jahren im All

17.03.2008 wikinews – Vor 50 Jahren, am 17. März 1958, wurde der nur 1,5 Kilogramm schwere amerikanische Satellit Vanguard 1 ins All geschossen. Die runde Aluminiumkugel kreist noch heute, 50 Jahre später, um die Erde und hat inzwischen fast 200.000 Erdumrundungen hinter sich gebracht. Vanguard 1 ist damit der älteste künstliche Himmelskörper im Orbit.

Der „Pampelmusen-Satellit“, wie der russische Premierminister Nikita Chruschtschow das Objekt wegen seiner geringen Größe bezeichnete, war mit einer für die damalige Zeit hochentwickelten Technik ausgestattet. Die erstmals eingesetzte Energieversorgung durch Solarzellen machte es möglich, dass der Winzling wesentlich länger Daten zur Erde senden konnte als andere Satelliten jener Zeit. Diese Daten lieferten neue Erkenntnisse über die Dichte der Erdatmosphäre und ermöglichten eine Neuberechnung der Form unseres Heimatplaneten.

Während seine Vorgänger wie der berühmte Sputnik 1 längst verglüht oder auf die Erde gestürzt sind, liefert Vanguard 1 den Astronomen auch heute noch nützliche Informationen. Zwar ist sein Sender bereits seit 1964 nicht mehr in Betrieb, aber mittels von der Erde aus vorgenommener Messungen können nach Angaben des US Naval Research Laboratory, das 1958 für den Start des Satelliten verantwortlich zeichnete, wichtige Daten über das Langzeitverhalten von Satelliten in der Erdumlaufbahn gewonnen werden. Die ursprünglich berechnete Lebensdauer von Vanguard 1 lag bei 200 Jahren; heute gehen die Astronomen davon aus, dass die „Pampelmuse“ möglicherweise noch weitere 2.000 Jahre ihre Bahn um unsere Erde ziehen wird.

16 März 2008

Internetkriminalität nimmt zu

Osnabrück (Deutschland), wikinews 16.03.2008 – In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung bezeichnete der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Zierke, die Zunahme der Fälle, bei denen Daten auf privaten Computern von Kriminellen ausgespäht werden, als größtes Problem in Bezug auf den Missbrauch des Internets. An vorderster Stelle stehe dabei die Methode des Phishings, bei der die Täter sich die Herausgabe von PIN- und TAN-Nummern für das Onlinebanking erschleichen, indem sie sich als Beauftragte der Banken ausgeben. Im Jahr 2007 seien 4200 Phishing-Fälle registriert worden, gegenüber dem Vorjahr sei das eine Steigerung um 20 Prozent. Auch die durchschnittliche Schadenshöhe steige dabei an. Während im Jahr 2006 im Durchschnitt ein Schaden von 2500 Euro pro Phishing-Fall entstand, waren es im Jahr 2007 bereits 4000 bis 4500 Euro. Die Situation sei inzwischen dramatisch: „Nach Schätzungen sind heute mehr als 750.000 Computer in Deutschland mit Schadprogrammen infiziert, etwa 150.000 Rechner werden von Kriminellen unbemerkt ferngesteuert.“ Den Computernutzern rät er dringend, sich um den Schutz der Daten auf dem heimischen PC zu bemühen.

Eine weitere Erscheinung mit Bezug zur Computerkriminalität nehme ebenfalls stark zu: die Nutzung von Computern und des Internets zur Verbreitung von Kinderpornografie. Dieser Bereich der Kriminalität sei in den letzten Jahren dramatisch gewachsen: „So haben wir zum Beispiel in einem Verfahren in Deutschland fast 240.000 Zugriffe auf 4600 kinderpornografische Dateien festgestellt.“

Außenministerium zum Tibet-Konflikt

Bundesminister Steinmeier fordert Ende der Gewalt in Tibet

Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier führte heute morgen (16.03.) ein fast einstündiges Telefonat mit dem chinesischen Außenminister Yang. Dabei unterstrich er die große Sorge der Bundesregierung über die jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen in Tibet.

Die Bilder der Zerstörung und die zutiefst bedauerlichen Nachrichten über Tote und Verletzte zeigten, dass Gewalt keine Lösung der Probleme sein könne. In dieser Situation müsse alles unternommen werden, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden und ein friedliches Ende der Auseinandersetzungen zu ermöglichen.

Bundesminister Steinmeier appellierte an seinen chinesischen Amtskollegen, größtmögliche Transparenz über die Ereignisse in Tibet herzustellen, und bat ihn, alles zu tun, um die Sicherheit deutscher Staatsangehöriger und Touristen zu gewährleisten.

15 März 2008

Unruhen in Tibet

Lhasa (Volksrepublik China), wikinews 15.03.2008 – In der Hauptstadt von Tibet, Lhasa, kam es nach Protesten von buddhistischen Mönchen und Studenten in den vergangenen Tagen zu schweren Unruhen. Nach unbestätigten Angaben der tibetischen Exilregierung habe es bei Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und chinesischen Sicherheitskräften etwa 100 Tote gegeben. Die offizielle chinesische Presseagentur Xinhua gab die Zahl der Toten mit 10 an, darunter zwei Hotelangestellte und zwei Ladeninhaber, die von dem randalierenden „Mob“, wie sich die Agentur ausdrückte, angegriffen worden seien. Weiter sagte die chinesische Presseagentur, die Toten seien ausschließlich unschuldige Zivilisten, von denen die meisten verbrannt seien. An 160 Stellen der Stadt seien Feuer gelegt worden, darunter 40 Großfeuer.

Nach Angaben der tibetischen Exilregierung, die sich in Nordindien befindet, wurden bis heute mindestens 30 Menschen getötet. Diese Zahl sei bestätigt, weiterhin ist von insgesamt 100 unbestätigten Toten die Rede.

Radio Free Asia (RFA) zufolge wurde die tibetische Hauptstadt nach den anti-chinesischen Protesten von Sicherheitskräften abgeriegelt. RFA beruft sich auf tibetische Quellen, denen zufolge chinesische Soldaten auf Demonstranten in der Nähe des Jokhang-Klosters geschossen haben sollen. Diese Aussagen konnten von unabhängigen Quellen jedoch nicht bestätigt werden. Chinesische Geschäfte seien zerstört, angezündet und die Waren auf der Straße verbrannt worden. Entsprechende Meldungen liegen auch von der chinesischen Presseagentur Xinhua vor.

RFA berichtet weiterhin von 1.000 buddhistischen Mönchen, die am Freitag vom Kloster Labrang kommend einen Protestmarsch anführten. Militär- und Polizeikräfte hätten den Zug jedoch gestoppt, bevor er das Gebäude der Lokalregierung erreichte. Die Demonstranten sollen tibetische Fahnen getragen und Rufe skandiert haben wie „Lang lebe der Dalai Lama!“ und „Freies Tibet!“. Auch von anderen Klöstern wurde über ähnliche Demonstrationen berichtet.

Die Proteste begannen am 10. März, dem 49. Jahrestag des tibetischen Aufstandes gegen die Vorherrschaft Chinas in Tibet im Jahre 1959, der damals von der chinesischen Armee niedergeschlagen wurde. Damals begab sich der Dalai Lama ins Exil.

Die chinesischen Strafverfolgungsbehörden erklärten Xinhua zufolge, sie hätten die Situation unter Kontrolle, und forderten die Teilnehmer der gewaltsamen Proteste auf, sich den Behörden zu stellen. In der Erklärung wurden die „Gesetzesbrecher“ (Xinhua) aufgefordert, sich bis Mitternacht am Montag zu ergeben, für diesen Fall wurde ihnen Nachsicht zugesichert. Denjenigen, die sich ergeben und außerdem Informationen über andere „Gesetzesbrecher“ liefern, wurde Straffreiheit versprochen.

Die chinesische Provinzregierung der autonomen Region Tibet beschuldigte den Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, die gewaltsamen Ausschreitungen angeheizt zu haben. Es gebe genug Beweise, dass die „Dalai Clique“ die jüngsten Sabotageakte organisiert, geplant und ideologisch vorbereitet habe.

Der Dalai Lama hatte die chinesische Regierung am Freitag aufgefordert die Gewalt zu beenden. Er sagte, er sei tief besorgt über die Situation in Tibet, die sich dort nach friedlichen Protesten entwickelt habe. Seine Landsleute drängte er dazu, nicht zur Gewalt zu greifen.

Auch im Ausland protestierten im Exil lebende Tibeter gegen die chinesische Vorherrschaft in Tibet. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu protestierten rund 200 tibetische Demonstranten vor dem Büro der Vereinten Nationen. 20 Demonstranten seien von der Polizei festgenommen worden. In Sydney wurde das chinesische Konsulat von Exil-Tibetern gestürmt. Die australische Polizei nahm sieben Demonstranten fest. Im indischen Dharamshala brachen Tibeter erneut zu einem Marsch in Richtung der chinesischen Grenze auf. Vor zwei Tagen hatte es bereits einen ähnlichen Marsch gegeben, den die indische Polizei jedoch dann beendet hatte. Dabei waren 102 Demonstranten festgenommen worden.

Besondere Brisanz gewinnen die Unruhen in Tibet und die Reaktion der chinesischen Regierung darauf, da im Sommer in Peking die Olympischen Sommerspiele stattfinden. Jacques Rogge, der Prädident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wollte sich derweil nicht zur Gewalt in Tibet äußern.

KOMMENTAR

Der Dalai Lama ruft zwar einerseits zur Gewaltlosigkeit auf, andererseits zu sehr aus dem nur pragmatischen Grund, dass Gewalt gegen China einem Selbstmord gleichkomme. Das jedoch dürfte insbesondere religiösen Fanatikern kein ausreichender Grund sein, um ihr derzeitliches Leben höher zu schätzen und gewaltlose Vernunft walten zu lassen.

Überdies ist es für Öl ins Feuer, wenn der Dalai Lama von "kulturellem Völkermord" an den Tibetern spricht, obwohl es gerade jetzt darauf ankommt, ideologische und physische Konfliktaustragungen auch durch die Wortwahl zu unterscheiden und die gegenseitige Hysterie zu mindern.

Die Pekinger Führung erweist sich ebenfalls nicht als Hort der Waisen, wenn sie den Konflikt als separatistisch bezeichnet und dem Dalai Lama zuschreibt, denn das wird den Konflikt in dieser Weise unnötig charakterisieren und bestehende Gräben vertiefen.

Erheblich gescheiter wäre Peking mit Angeboten zur Aussöhnung mit den Religiösen, denn dazu hätte sie im Dalai Lama einen besseren Verbündeten als in religiösen Eiferern, die es zweifelsohne auch im tibetischen Buddhismus gibt.

14 März 2008

Serbien: Erneute Regierungskrise wegen Kosovo

(RV) Serbiens Koalitionsregierung scheint nun endgültig an gegenseitigen Beschuldigungen in der Kosovo-Problematik zerbrochen. Am 11.Mai 2008 werde es Neuwahlen geben. Serbien stehe dann am Scheideweg entweder zur EU oder Hinwendung zu Russland.

Islam-Unterricht an deutschen Schulen

Auf www.Tagesschau.de findet sich folgende Umfrage:

Bundesinnenminister Schäuble hat sich für einen Islamunterricht an Schulen ausgesprochen. Dieser müsse aber auf Deutsch erfolgen. Halten Sie dies für eine sinnvolle Maßnahme? Stimmen Sie ab!

Ja, an unseren Schulen sollte ein Islamunterricht auf Deutsch angeboten werden.

Nein, an unseren Schulen sollte ein Islamunterricht auf Deutsch nicht angeboten werden.

Dazu habe ich keine Meinung / Das ist mit egal.



Mehr als Empfehlung kann die Schäuble-Initiative kaum sein, denn Schule ist Ländersache.

An Pro-Argumenten sehe ich,

- dass die Einführung des Islam-Unterrichts an öffentlichen Schulen zunächst mal einen Akt gegenseitiger Assimilation darstellt und der Integration von Muslimen dienlich sein könnte,

- dass es dem Islam ein beachtliches Stück Gleichberechtigung gegenüber dem Christentum und Judentum bringt,

- dass es erheblich einfacher wird, dann auch von islamischen Staaten mehr weltanschauliche Gleichberechtigung zu fordern.

Aber das Gegenargument hat Gewicht, dass die Pflichtschulen eines säkularen Staates eigentlich keine konfessionelle Ethik, sondern gemeinschaftliche Ethik zu unterrichten hätten, damit die Leut' lernen, sich nicht wegen Befolgung oder Missachtung von Glaubensgeboten in die Wolle zu kriegen.

Nur wird Deutschland und die Welt des 21. Jahrhunderts noch immer nicht von Aufklärern regiert, die den säkularen Staat realisieren, es sei denn, es schlägt ihnen in antireligiösen Wahn und andere Heilslehren um, die für die Bekenntnisfreiheit keinen Raum lassen.

In der Tagesschau-Umfrage kommt also meine Meinung nicht vor, obwohl sie ganz sicher von vielen, vielen GEZ-Zahlern geteilt wird. Und die sind nicht etwa "keiner Meinung", sondern "anderer Meinung".

Herzlichen Dank an die Tagesschau für solche "Aufklärung" :-)

-msr-

Deutsche Islamkonferenz einigt sich auf die Einführung von islamischem Religionsunterricht

Berlin (Deutschland), 14.03.2008 – Die dritte Plenumssitzung der Deutschen Islamkonferenz (DIK) trat gestern unter Leitung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zusammen. Beschlossen wurden gemeinsame Schritte zur Verbesserung der Integration der in Deutschland lebenden Muslime in die Gesellschaft. Es bestand Konsens unter den Teilnehmern, an deutschen Schulen einen konfessionellen Unterricht für die islamische Religion einzuführen. Dazu müssen jedoch in den nächsten Jahren zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden. Außerdem wurde vereinbart, beim Bau von Moscheen sowie in Fragen der Sicherheit und Terrorismusbekämpfung zusammenzuarbeiten.

Dem Gremium, dem je 15 Vertreter aus der Politik sowie 15 Vertreter der Muslime in Deutschland angehören, lagen bei seiner nunmehr dritten Zusammenkunft umfangreiche Arbeitsergebnisse von Arbeitsgruppen und einem Gesprächskreis vor. Sie sollen im Anschluss an die Konferenz den zuständigen Konferenzen der Fachministerien in Deutschland zur Kenntnisnahme und weiteren Umsetzung zugeleitet werden.

Als besonders schwierig wird sich dabei die Umsetzung islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen gestalten, weil dazu viele bürokratische Hürden überwunden werden müssen. Dieses Projekt befindet sich bereits seit Jahren in der Vorbereitung, bereits mit einigen praktischen Erfahrungen in Modellversuchen auf der Grundlage eines Beschlusses der Regierungschefs von Bund und Ländern vom 20. Dezember 2001, die in Berlin, Niedersachsen und Schleswig-Holstein durchgeführt werden. Vor einer bundesweiten Einführung muss vor allem die Frage eines Ansprechpartners auf muslimischer Seite geklärt werden. Da der Staat für die Inhalte des konfessionsgebundenen Religionsunterrichts aufgrund der in der Verfassung verankerten Trennung von Religion und Staat nicht federführend sein kann, muss die jeweilige Religionsgemeinschaft für die Lehrplaninhalte die Verantwortung übernehmen. Dabei sind die Anforderungen zu beachten, die eine Religionsgemeinschaft erfüllen muss, um als Ansprechpartner des Staates nach Artikel 7 Abs. 3 des Grundgesetzes fungieren zu können. Diese Grundsätze wurden in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 23. Februar 2005 formuliert. Das ist keine ganz leichte Aufgabe, da die in Deutschland lebenden 3,2 bis 3,5 Millionen Menschen muslimischer Prägung (noch einmal unterteilt – nach Angaben des BMI – in 2,4 Millionen Sunniten, knapp 500.000 Aleviten und nicht ganz 130.000 Schiiten) nur in geringem Maße organisiert sind. Nach BMI-Angaben sind etwa 10 bis 15 Prozent in Moscheevereinen und anderen Organisationsformen zusammengeschlossen. Die wichtigsten sind die DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), der Islamrat (IR), der ZMD (Zentralrat der Muslime in Deutschland) sowie der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF), die zusammen auf etwa 300.000 Mitglieder kommen. Einen gemeinsamen Dachverband der Muslime in Deutschland gibt es bislang nicht. Außerdem sind bestimmte Mindestzahlen von Schülern, für die dieses Schulfach dann angeboten wird, einzuhalten.

In Niedersachsen wird seit dem Jahr 2003 im Rahmen des Modellversuchs an inzwischen 26 Grundschulen Islam-Unterricht angeboten. Ein Ziel dieses Unterrichtsangebots ist es dabei, den Kindern mit islamischem Glauben eine Alternative zu den Koranschulen anzubieten, deren Lehrpläne nicht am Prinzip der religiösen Toleranz ausgerichtet sind, sondern die Überlegenheit des Islam über andere Religionen predigen. Ein weiterer Vorteil des Unterrichtsangebots an den staatlichen Schulen besteht darin, dass der Unterricht von ausgebildeten Lehrkräften in deutscher Sprache erteilt wird. Dadurch werden – als Nebeneffekt – auch die Kenntnisse der Schüler in der deutschen Sprache verbessert. An der Universität Osnabrück gibt es inzwischen einen Studiengang für die Lehrkräfte, die islamische Religion unterrichten wollen. Die Richtlinien für das Fach wurden dabei in Zusammenarbeit mit muslimischen Organisationen in Niedersachsen erarbeitet. Die niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) erklärte heute, mit diesem Unterricht gebe es nur positive Erfahrungen.

In Berlin wird kein konfessionell gebundener Unterricht angeboten, sondern Kinder verschiedener Religionszugehörigkeit im Unterricht des Faches „Werte und Normen“ zusammengeführt. In Schleswig-Holstein begann der Islam-Unterricht als freiwilliges Unterrichtsangebot an zunächst acht Grundschulen mit Beginn des Schuljahres 2007/08 und orientiert sich dabei am niedersächsischen Vorbild.

Als weiterer recht konkreter Punkt, auf den sich die Islamkonferenz in Berlin gestern einigen konnte, ist die Einrichtung einer „clearing-Stelle“ beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die die Errichtung eines Netzwerks für die gemeinsame Bildungsarbeit, die Erfassung von Ansprechpartnern auf beiden Seiten sowie die Erstellung von Informationsmaterialien zum Ziel hat.

Um die Wahrnehmung der Muslime in der Öffentlichkeit zu verbessern, wurden die Fernseh- und Rundfunkredaktionen sowie die Printmedien aufgefordert vermehrt qualifizierte Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einzustellen, um zu einer differenzierteren und vorurteilsfreieren Berichterstattung über Muslime in Deutschland beizutragen.

Verschleppt, verhört in "Feindesland"

In US-Geheimhaft verschleppt und gefoltert - Der Fall Khaled
al-Maqtari

ai-PRESSEMITTEILUNG

Berlin, 14. März 2008 - Erst Abu Ghraib, dann ein Geheimgefängnis in
Afghanistan und schließlich ein Gefangenenlager an unbekanntem Ort:
Khaled al-Maqtari hat mehr als zweieinhalb Jahre in US-Gefangenschaft
verbracht. Der 31-jährige Jemenit wurde gefoltert und verhört, aber
nie formell angeklagt. Seit Mai 2007 ist al-Maqtari frei. Ein heute
veröffentlichter Bericht von amnesty international (ai) zeichnet
seinen Fall detailliert nach. ?Die Aussagen von al-Maqtari belegen
erneut, dass die USA im sogenannten ?Krieg gegen den Terror?
systematisch die Menschenrechte verletzen?, sagte Ferdinand
Muggenthaler, USA-Experte der deutschen ai-Sektion. ?Verschleppungen,
Geheimgefängnisse und Folter verstoßen klar gegen internationales
Recht. Die Verantwortung trägt die Regierung Bush.? Die Aussagen
al-Maqtaris stimmen mit den Berichten anderer ehemaliger
US-Gefangener überein, die ai dokumentiert hat.

Gegenüber ai beschrieb al-Maqtari, was er nach seiner Festnahme im
Januar 2004 in Falludscha (Irak) erlitten hat: In Abu Ghraib, so
al-Maqtari, ließen ?Amerikaner? ihn kopfüber von der Decke baumeln,
beschallten ihn mit ohrenbetäubender Musik. Sie hetzten Hunde auf ihn
und ließen ihn nie länger als einige Minuten bei grellem Licht
schlafen. Nackt und nass musste er bei laufender Klimaanlage auf
einem Stuhl stehen und einen schweren Gegenstand halten, bis er
zusammenbrach. Nach neun Tagen wurde al-Maqtari in ein geheimes Lager
in Afghanistan verlegt. Nach ai-Recherchen brachte ihn ein
CIA-Flugzeug von Bagdad zum Khwaja Rawash Flughafen in Kabul. In
Afghanistan verbrachte al-Maqtari nach eigenen Angaben drei Monate in
Isolationshaft, auch hier wurde er verhört und gefoltert. Im April
2004 überstellten die USA al-Maqtari in ein geheimes Gefängnis -
möglicherweise in Osteuropa. Schließlich schafften ihn US-Agenten
al-Maqtari in sein Heimatland Jemen, wo er im Mai 2007 frei kam.

?Die USA müssen die Vorwürfe von al-Maqtari und anderen Gefangenen
unabhängig untersuchen lassen. Die unmittelbaren Täter, aber auch die
Verantwortlichen für Verschleppung, Misshandlung und Folter in den
höheren Rängen müssen vor Gericht gestellt werden?, sagte ai-Experte
Muggenthaler. Außerdem fordert ai ein Ende der Verschleppungen und
Geheimgefängnisse sowie die Offenlegung der Namen und Aufenthaltsorte
aller Personen in US-Gefangenschaft. Die Inhaftierten müssen
freigelassen werden oder ein faires Gerichtsverfahren erhalten.

13 März 2008

BILD unterliegt gegen BILDblog

Bonn (Deutschland), wikinews 13.03.2008 – Der Deutsche Presserat wird auch weiterhin die Beschwerden von Bildblog wegen Verstößen gegen den Pressekodex in der Berichterstattung der Bild-Zeitung bearbeiten. Bildblog bezeichnet sich selbst als „ein unabhängiges, journalistisches Internetangebot, das sich seit Juni 2004 kritisch mit ‚Bild‘, ‚Bild am Sonntag‘ und Bild.de auseinandersetzt“. Mitte Februar hatte der Verlag Axel Springer, der unter anderem die „Bild“ herausgibt, sozusagen eine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die Beschwerden von Bildblog eingebracht. Damit wollte der Verlag erreichen, dass die Beschwerden von Bildblog künftig nicht mehr vom Presserat bearbeitet werden. Der Verlag argumentierte, die von Bildblog vorgebrachten Beschwerden dienten lediglich dem kommerziellen Interesse der Betreiber dieses Webangebotes.

In einer heute verbreiteten Presseerklärung gab der Deutsche Presserat die Entscheidung bekannt, dass er „keine Anhaltspunkte für einen Missbrauch des Beschwerderechts“ sehe. Zwölf Beschwerden hatte Bildblog in den letzten dreieinhalb Jahren vorgebracht, drei davon sind noch nicht endgültig beschieden. In den anderen neun Beschwerden sprach der Presserat in keinem Fall eine Rüge aus.

Die „Rüge“ ist die schwerwiegendste Form der Missbilligung, die der Presserat aussprechen kann. Die dem Presserat angeschlossenen Medien sind angehalten eine solche Entscheidung des Presserats abzudrucken. Viermal entschied der Presserat, die von Bildblog eingebrachten Beschwerde seien unbegründet und weitere viermal sprach der Presserat eine „Missbilligung“ gegenüber der Bild-Zeitung aus. Einmal sprach der Presserat einen „Hinweis“ aus, die schwächste Form der Kritik, die dem Gremium zur Verfügung steht.

Der Presserat ist ein Organ der freiwilligen Selbstkontrolle der Printmedien in Deutschland und behandelt unter anderem „Beschwerden über redaktionelle Veröffentlichungen und journalistische Verhaltensweisen auf der Basis des Pressekodex“ (aus „Aufgaben und Ziele“, siehe unter Quellen).

In den Fällen, in denen der Presserat auf Antrag von Bildblog eine Missbilligung aussprach, ging es um Verstöße gegen die im Pressekodex niedergelegten Grundsätze. Missbilligungen erhielt die Bild-Zeitung wegen einer Falschmeldung (Verstoß gegen Ziffer 1 des Kodex: „Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“), zwei Verstößen gegen die Ziffer 8 des Kodex (Persönlichkeitsrechte: „Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen“) und einmal wegen Schleichwerbung (Ziffer 7: „Verleger und Redakteure [...] achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.“)

Im Jahr 2007 sprach der Presserat insgesamt 35 Rügen gegen deutsche Printmedien aus, davon fünf gegen die Bild-Zeitung. Laut einer vom Deutschen Presserat veröffentlichten „Chronik der Rügen“ der letzten zehn Jahre (1997 bis 2007) führt die Bild-Zeitung diese Tabelle mit 76 von insgesamt 314 ausgesprochenen Rügen an, gefolgt von B.Z. (12) und Coupé (11 Rügen).

Euro auf Allzeithoch

Wachsende Besorgnis über Dollarschwäche

Frankfurt am Main (Deutschland), wikinews 13.03.2008 – Der Euro erreichte heute mit einem Kurs von erstmals über 1,56 US-Dollar einen historischen Höchststand (Der Spitzenwert betrug kurzfristig 1,5625 US-Dollar). Umgekehrt bedeutete das für den US-Dollar eine enorme Beschleunigung seiner Talfahrt. Erstmals konnte man in Japan einen Dollar für 100 Yen kaufen. Wirtschaftsexperten warnen vor den wirtschaftlichen Folgen der Dollarschwäche.

Inzwischen gibt es bereits Überlegungen der Golfstaaten, den Dollar als Leitwährung abzulösen. Diese Option verunsichert die globalen Märkte. Ein Faktor trägt ebenfalls zur Unsicherheit der globalen Finanzmärkte bei: die gleichzeitige Verteuerung des Rohöls bei anhaltender Dollarschwäche. Der Preis für ein Barrel der US-Rohölsorte WTI stieg erstmals auf über 111 US-Dollar.

Allgemein wird angesichts dieser Situation ein Eingreifen der Zentralbanken erwartet. Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, sagte gegenüber der Financial Times Deutschland, die Europäische Zentralbank (EZB) sollte alleinige Schritte in Betracht ziehen, wenn sich die nationalen Zentralbanken nicht auf ein koordiniertes Vorgehen einigen könnten. Die EZB hat jedoch zuletzt die Position vertreten, dass für eine Zinssenkung angesichts der Inflationsgefahren kein Spielraum bestehe. „Übermäßige Wechselkursschwankungen sind unerwünscht für das globale Wachstum“, hatte sich EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in den vergangenen Tagen vernehmen lassen (zitiert laut sueddeutsche.de).

Für Deutschland bedeutet die Dollarschwäche eine größere Unsicherheit in Bezug auf die exportorientierte Industrie, deren Waren sich im Ausland bei sinkenden Dollarkursen verteuern. Dies betrifft besonders die deutsche Automobilindustrie. Aber auch die Position der besonders energieintensiven Industriezweige wie Metallverarbeitung und chemische Industrie sind von einer gleichzeitigen Dollarschwäche bei steigenden Energiepreisen betroffen.

Gleichzeitig profitieren einige Industriezweige von dem schwachen Dollar, weil sich die Rohöl- und Rohstoffpreise beim Einkauf nicht so stark auswirken.

Die "68er" und die "Anti-68er"

Mario zitiert am 06.03.2008 die FAZ: "Der Historiker Götz Aly, einst selbst ein 68er, vergleicht in seinem neusten Werk die 68er-Revolte mit dem Nationalsozialismus und verweist auf viele Parallelen beider Bewegungen: ..."

Wie sich mit Eva Herrmann zeigte, lassen sich für Stuss Verbraucher finden.
Je oller die Thesen, desto doller die Freud' bei Faschos im Streben nach "Normalität" ihres gestrigen und alltäglichen Schmuddels. Moralische Maxime des Strolchentums: "Die anderen sind auch nicht besser."

Mario zitiert: Die Revolte habe nicht etwa die Demokratisierung und Modernisierung der Gesellschaft gebracht, ...

Glaubst Du das? Ich hingegen bin der Ansicht, dass sich die Parlamente ohne außerparlamentarische Opposition allenfalls zu "Reformen" bequemen, die den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen, während jeglicher Fortschritt in Richtung Demokratie und Menschenrechte das Zusammenwirken von außerparlamentarischen und parlamentarischen Kräften braucht. Damals waren das die Studentenbewegung und die SPD.
Maoistische, kommunistische Parteien, so laut sie auch gewesen sein mögen, blieben bedeutungslos.

Aber wieder gab es eine historische "Parallele", denn die Gesellschaft wurde durch die gegenseitige Hetze von Wortführern der Studentenbewegung und den Wortführern des Konservatismus zunehmend polarisiert. Besonders die Springer-Presse radikalisierte die konservativen Bevölkerungsteile, chaotisierte den Konflikt und bescherte der NPD Zulauf in Mitgliedschaft und Wahlen, so dass sie es fast in den Bundestag geschafft hätte. Auch das radikalisierte wiederum Teile der Studentenbewegung.

Mit Willy Brandt wurde schließlich jemand Bundeskanzler, der sich wichtigen Themen der Studentenbewegung annahm, so dass vom Protest praktisch nur noch extremistische Zirkel übrig blieben und durch Terrorismus Bedeutungsgewinn suchten.

Mario zitiert: "Vielmehr sei sie (68er) die letzte Zuckung des Totalitarismus gewesen und der letzten großen Jugendbewegung, dem Nationalsozialismus, so ähnlich, dass man beim Studium der Zeitzeugnisse einen Schrecken bekomme."

"Große Jugendbewegung" war es gewiss nicht, denn "die Jugend" interessierte sich damals weit weniger für Politik als in den beiden nachfolgenden Jahrzehnten.
Schon der Begriff "Jugendbewegung" trifft es ebenfalls weniger als der Begriff "Studentenbewegung".

Dass die "68er" jüngere Wortführer hatte, ist ein weiterer Unterschied zur NS-Bewegung, in der sich die Jugend von revanchistischen Kriegsverlierern gängeln ließ.

Und die "erschreckenden Zeitzeugnisse" dieser Jahre? Die groteske Polit-Phraserie eines Rudi Dutschke? Wohl kaum, sondern weit eher die Bilder dieser endzeitlichen Vietnam-Bombardements, gegen die es zu protestieren galt - und dass vom Straßenrand gegen die Demonstranten gerufen wurde: "Ihr gehört ins Arbeitslager!"

So war die Zeit. Mit vielen "letzten Zuckungen des Totalitarismus", vor allem auf Seiten derer, die sich von Springer & Co. wuschig machen ließen, denen die Ruhe und Ordnung auf dem Kurfürstendamm wichtiger war als brennende Vietnamesen. Und es gab noch reichlich Leute, die der Nazi-Zeit nachtrauerten. Als noch in den Schulbüchern stand, dass Ostpreußen und halb Polen eigentlich zu Deutschland gehöre. Das waren die "68er Jahre".

Mario schreibt: "Das wäre doch ein Thema wert..."

Was sind Deine Gedanken dazu?

Die Leute, die heute so viel gegen die "68er" labern, also auch gegen meinen damals Kriegsdienst verweigernden Bruder, reden um den heißen Brei herum, was sie möchten, wofür und wogegen sie damals gestritten hätten. Und wofür heute?
Tapferkeitsorden für das Attentat auf Rudi Dutschke? Sex nur mit kirchlichem Segen? Die Polen aus Polen verjagen? Rückkehr zur Prügelstrafe in der Kindeserziehung?

"NEIN", sagen sie, aber was bleibt dann von ihren "Thesen"?

-msr- >> Diskussion

11 März 2008

BVerfG gegen automatisierte Kennzeichenerfassung

Karlsruhe (Deutschland), wikinews 11.03.2008 – Die in den deutschen Bundesländern Hessen und Schleswig-Holstein geltenden gesetzlichen Regelungen zur automatisierten Kennzeichenerfassung bei Kraftfahrzeugen sind vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe heute für nichtig erklärt worden. Die Beschwerdeführer waren Kraftfahrzeughalter, die in diesen beiden Bundesländern mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind und in der Praxis des Scannens der Kfz-Kennzeichen einen Eingriff in ihr Grundrecht auf informationelle Selbststimmung sahen.

Das höchste deutsche Verfassungsgericht begründete seine Entscheidung vor allem mit der inhaltlichen Unbestimmtheit der Regelungen sowie der Unverhältnismäßigkeit der Datenerfassung im Hessischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) sowie im Landesverwaltungsgesetz (LWG) von Schleswig-Holstein.

Kritisiert wird erstens die Tatsache, dass die erhobenen Daten nach einem entsprechenden Abgleich nicht sofort wieder gelöscht werden, sondern längere Zeit im Datenbestand verbleiben. In Verbindung mit dem zweiten Punkt, der unklaren Zweckbestimmung der Datenerhebung, wird damit der Erstellung von Bewegungsprofilen oder anderen nicht genauer definierten polizeilichen Fahndungszwecken Tür und Tor geöffnet.

Dabei hat das Gericht keine prinzipiellen Einwände gegen eine automatisierte Erfassung von Kfz-Kennzeichen, wenn diese Daten einem genau definierten Zweck dienten und nach einem unverzüglichen Datenabgleich sofort wieder gelöscht würden. Daher liegt nach der Rechtsauffassung des Gerichts in der geltenden Praxis in Hessen und Schleswig-Holstein ein Eingriff in die Grundrechte vor. Die gespeicherten Daten stünden bei dieser Praxis der beliebigen „Auswertung durch staatliche[n] Stellen zur Verfügung“. An dieser Stelle beginnt daher – so die Urteilsbegründung – auch eine „spezifische Persönlichkeitsgefährdung für Verhaltensfreiheit und Privatheit“. Als rechtlich korrekt verweist das Gericht auf die entsprechenden Regelungen im Bundesland Brandenburg.

Wahlen in Malaysia: Umbruch nach 50 Jahren?

Kuala Lumpur (Malaysia), wikinews 11.03.2008 – Die seit fast fünfzig Jahren unangefochten regierende Koalition von Ministerpräsident Abdullah Badawi erlitt bei den Parlamentswahlen vom Samstag eine erdrutschartige Niederlage. Zwar ließ sich Badawi gestern bei einer feierlichen Zeremonie im Königspalast in der Hauptstadt Kuala Lumpur erneut vereidigen, der Börseneinbruch vom Montag um fast 10 Prozent – der Handel musste für eine Stunde ausgesetzt werden – weist jedoch nach Ansicht politischer Beobachter auf die tiefe Verunsicherung hin, die das Wahlergebnis hinterlassen hat. Erstmals seit 1969 verfehlte das Bündnis „Barisan Nasional“ (Nationale Front) die verfassungsändernde Zwei-Drittel-Mehrheit. Sie verfügt jetzt über 137 von 222 Sitzen im Parlament. Bei der letzten Wahl hatte das Bündnis noch 91 Prozent der Sitze gewonnen. Vier Bundesstaaten gingen an die Opposition, die jetzt in fünf Bundesstaaten das Sagen hat.

Der Opposition ist insbesondere die sogenannte New Economic Policy (NEP = Neue Ökonomische Politik) ein Dorn im Auge, die die ökonomische Absicherung des inzwischen rund 60 Prozent der Bevölkerung umfassenden malaiischen Bevölkerungsanteils gewährleisten soll. Die chinesischen und indischen Minderheiten sowie auch weniger privilegierte Malaien fühlen sich durch diese Politik diskriminiert. Die NEP wird damit gerechtfertigt, dass die Malaien früher gegenüber insbesondere den Chinesen ökonomisch in Rückstand geraten waren. Die NEP entstand nach den gewaltsamen Rassenunruhen am 13. Mai 1969 und sollte die wirtschaftliche Ungleichheit bekämpfen. Inzwischen ist diese Politik nach Ansicht der Opposition jedoch überholt und dient nur noch dem Schutz einer privilegierten Minderheit, an die unter anderem bevorzugt Staatsaufträge vergeben und Nachlässe bei Grundstückskäufen gewährt werden. Die Oppositionsparteien haben angekündigt, dass sie in den von ihnen beherrschten Landesteilen mit der NEP Schluss machen wird. „Wir werden die staatliche Verwaltung frei von der ‚Neuen Ökonomischen Politik‘ betreiben, die Vetternwirtschaft, Korruption und systematische Ineffektivität erzeugt“, erklärte Lim Guan Eng, ein gebürtiger Chinese, der am Dienstag als leitender Minister des chinesisch dominierten Landesteils Penang vereidigt wurde, in dem sich das industrielle Zentrum des Landes befindet.

Australien droht Wollboykott

Sydney (Australien), wikinews 11.03.2008 – Der Streit zwischen Tierschützern und australischen Farmern um die Behandlung der australischen Schafe droht sich zu einem handfesten Skandal auszuwachsen, nachdem am Wochenende bekannt wurde, dass eine exponierte schwedische Tierschützerin mit Hilfe von Bestechung davon abgehalten werden sollte, in einer Fernsehsendung aufzutreten.
Es geht um das sogenannte „Mulesing“, einer bei Schafen in Australien angewandten Praxis, bei der den Tieren am Hinterteil die Haut abgezogen wird um das Nachwachsen der Wolle an dieser Stelle und damit einen Befall mit Schmeißfliegeneiern zu vermeiden. Dabei erhalten die Tiere keine Betäubung oder Schmerzmittel. Die Prozedur gilt als äußerst schmerzhaft für die Tiere. Die Ablage von Schmeißfliegeneiern im Fell der Schafe kann für die Schafe tödlich sein, weil sich die geschlüpften Maden von dem rohen Fleisch der Tiere ernähren und das Schaf buchstäblich bei lebendigem Leibe auffressen. Der Tod der Schafe tritt oft erst nach Wochen ein. Während die Farmer sich damit rechtfertigen, das Mulesing diene lediglich dem Schutz der Schafe, argumentieren Tierschützer, die Farmer wollten lediglich einem kostenintensiven regelmäßigen Scheren der Schafe zur Vermeidung des Befalls mit den Eiern aus dem Wege gehen.

Während die Regionalregierung in Westaustralien angekündigt hat, auf ihren Forschungsstationen das Mulesing innerhalb von drei Wochen zu beenden, hat die australische Wollindustrie versprochen zum Jahr 2010 werde man zu Alternativen zum Mulesing übergehen. Die Farmer selbst sind sich noch uneinig, wie sie mit der Kritik der Tierschützer umgehen sollen.

Der australische demokratische Senator Andrew Bartlett forderte inzwischen eine Untersuchung des Bestechungsfalls. Der schwedischen Tierschützerin Katarina Lingehag Ekholm war von einem Vertreter des australischen Woll- und Schafindustrieverbandes eine kostenlose Reise nach Australien angeboten worden, wenn sie darauf verzichten würde, in einem geplanten Dokumentarfilm über die Praxis des Mulesing mitzuwirken. Der Vorgang war auf Video festgehalten worden, außerdem soll das Angebot sogar von der australischen Regierung abgesegnet worden sein, was diese jedoch dementiert. Der Vorfall verschärfte die vor allem aus Schweden vorgetragene Kritik an der Praxis des Mulesings. Der schwedische Landwirtschaftsminister Eskil Erlandsson ruft inzwischen offen zum Boykott australischer Schafwolle auf, wie der Sydney Morning Herald am Wochenende berichtete. Außerdem soll Erlandsson damit gedroht haben, den Fall auch in den Gremien der Europäischen Union zur Sprache zu bringen.

Große Bekleidungsfirmen in den USA und 19 schwedische Unternehmen boykottieren bereits jetzt Wolle aus Australien, darunter H&M. Die australische Wollindustrie befürchtet, dass sich weitere europäische Länder dem Boykott anschließen könnten. Nach Angaben des Handelsblatts exportiert Australien jährlich Wolle mit einem Wert von 350 Millionen Euro nach Europa. Weltweit verdient Australien mit seiner Wolle rund zwei Milliarden Euro. Die Wolle wird größtenteils in China weiterverarbeitet und von dort aus in alle Welt exportiert. In Australien selbst gibt es keine nennenswerte weiterverarbeitende Industrie für diese Tierfaser.

FDP gegen Vorabkontrolle von Internet-Diskussionen

FDP warnt vor Einschränkung der Pressefreiheit durch Vorabkontrolle von Kommentaren

Berlin (Deutschland), wikinews 11.12.2007 – Die FDP setzt sich gegen eine Vorabkontrolle von Kommentaren in Weblogs und Internetforen ein. Hintergrund der Forderung ist ein Urteil des Hamburger Landgerichts, in dem Stefan Niggemeier verpflichtet wird, künftig Blogkommentare zu prüfen. Niggemeier hatte in seinem Blog über einen Call-in-TV-Sender berichtet, wobei rechtswidrige Kommentare von Lesern eingestellt wurden.

FDP-Politiker und Medienexperte Hans-Joachim Otto sieht durch das Urteil die Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland gefährdet. Er machte die Bundesregierung aufmerksam, das Telemedienrecht zu verändern. Ein entsprechender Antrag der FDP wurde jedoch vor einigen Monaten abgelehnt. Vom Gericht geforderte Überwachungsmaßnahmen für in den Bereich des Artikel 5 Grundgesetzes fallende Internetseiten wie Foren und Blogs sollten gesetzlich untersagt werden, so die Forderung des Medienexperten.

Stefan Niggemeier befürchtet „das Ende der offenen Diskussion in Foren, Blogs und Online-Medien“, falls sich „das Rechtsverständnis des Hamburger Landgerichts, wie es sich in vielen Entscheidungen zeigt, durchsetzen“ wird.

10 März 2008

Weiterhin Ein-Kind-Politik in China

Peking (Volksrepublik China), wikinews 10.03.2008 – Nachdem vor einigen Tagen darüber berichtet wurde, China könnte seine umstrittene Ein-Kind-Politik möglicherweise weniger restriktiv handhaben, trat der Familienplanungsminister Zhang Weiqing diesen Berichten in einem Interview mit „China Daily“ entgegen. Danach wird das Land noch mindestens zehn Jahre an der Ein-Kind-Politik festhalten.

Diese Ausrichtung der chinesischen Familienpolitik ist wegen negativer Folgen für die demografische Entwicklung Chinas umstritten. Eine dieser Folgen ist die zunehmende Überalterung der Gesellschaft. Außerdem hat die restriktive Familienpolitik dazu geführt, dass vermehrt weibliche Föten abgetrieben wurden, wodurch sich der Anteil des männlichen Nachwuchses überproportional erhöhte.

Allerdings gelten auch bisher für bestimmte Regionen und Bevölkerungsschichten Ausnahmeregeln. So ist es den Elternpaaren der industriell entwickelten Regionen Kanton, Peking und Shanghai erlaubt, zwei Kinder zu bekommen. Auch ethnische Minderheiten sind von den Restriktionen befreit. Auf dem Land können Elternpaare zwei Kinder bekommen, wenn das erste Kind weiblichen Geschlechts ist. Weiterhin können sich reiche Chinesen von den Einschränkungen sozusagen freikaufen, weil es ihnen leichter fällt, die horrenden Strafen zu bezahlen, die auf eine Zuwiderhandlung stehen. Dieses Schlupfloch wollen die Behörden jetzt ebenfalls stopfen, wie der Spiegel berichtete. Demnach sollen die Strafen für ein unrechtmäßig gezeugtes Kind von jetzt zwei Jahreseinkommen auf bis zu sechs Jahreseinkommen steigen.

China ist – an seiner Einwohnerzahl gemessen – das größte Land der Erde mit 1,3 Milliarden Menschen. Offiziellen Angaben zufolge konnten durch die Ein-Kind-Politik seit den 1980-er Jahren rund 400 Millionen Geburten verhindert werden. Würde diese Politik jetzt aufgegeben, so Planungsminister Weiqing, würde die Bevölkerungswachstumskurve einen Sprung nach oben machen, weil in den nächsten zehn Jahren fast 200 Millionen Chinesen das gebär- und zeugungsfähige Alter erreichen.