Pressemitteilung vom 18. Dezember 2007
EU-Spritverbrauchslimits mit „Klimagift-Bonus“ für große Autos. BUND fordert Malus für Klimaschädlinge
Berlin/Brüssel: „Die Blockade strenger Verbrauchslimits für Pkw seitens der Bundesregierung ist nicht nur ein schweres Vergehen an der Umwelt und ein Versagen beim Klimaschutz, es ist auch ein eklatanter industriepolitischer Fehler“, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), heute in Berlin. Verhindere Deutschland die Pläne von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas, zur Senkung der CO2-Emissionen im Verkehr allen europäischen Autoherstellern stärkere Anstrengungen abzuverlangen, habe Bundeskanzlerin Merkel jedes Recht verwirkt, sich als Klimaschützerin feiern zu lassen. Die Autoindustrie hingegen werde sich bedanken, dass Merkel besonders umweltschädlichen Fahrzeugen einen CO2-Klimagift-Bonus zukommen lasse.
Weiger: „Die Bundeskanzlerin übersieht, dass die deutsche Autoindustrie nur dann eine Zukunft hat, wenn sie in der zentralen Frage der CO2-Emissionen eine globale Führungsrolle übernimmt. Es geht um die Produktion viel effizienterer Pkw als heute. Anstatt auf die rückwärtsgewandten Funktionäre der Autoindustrie zu hören und schwere und große Autos mit Hilfe trickreich konstruierter CO2-Grenzwerte zu bevorzugen, sollte sie endlich Zukunftslösungen vorantreiben.“
Der BUND lehnt die auf Druck der Bundesregierung in den ursprünglichen EU-Kommissionsvorschlag eingeführten gewichtsabhängigen Verbrauchslimits ab. Auch beim Klimaschutz dürfe nur zählen, was „hinten herauskomme.“ Die erforderlichen drastischen Verbrauchssenkungen seien nur zu erreichen, wenn die vorhandenen Effizienztechniken eingesetzt und eine „Abrüstung“ der Autoflotten erreicht werde. Dieses „Downsizing“ hin zu leichteren, verbrauchsärmeren großserientauglichen Autos sei überfällig.
Derzeit liegen die deutschen Pkw-Hersteller nach BUND-Recherchen mit durchschnittlichen Emissionen von 170 Gramm CO2 pro km rund zehn Gramm über dem europäischen Durchschnitt. BMW, Daimler und Audi sogar zwischen 20 bis 30 Gramm darüber.
Werner Reh, Verkehrsexperte des BUND: „Wer die Autoindustrie kennt weiß, dass sie nicht nur technisch in der Lage ist, anspruchsvolle Emissionsminderungen zu leisten. Tatsache ist auch, dass die Aktionäre der Pkw-Hersteller von ihren Vorständen verlangen, den Klimarisiken mit geeigneten Strategien zu begegnen. Gerade deshalb sind gewichtsabhängige Verbrauchsgrenzwerte Gift für die Industrie und Gift für das Klima. Mit einfachen Techniken, die in der Serienproduktion etwa 500 Euro kosten, kann die CO2-Emission jedes Autos um 40 Gramm pro Kilometer reduziert werden. Und alle Hersteller, auch Mercedes und Audi, müssen endlich dazu gebracht werden, im Segment effizienter Klein- und Kompaktwagen zu reüssieren.“
18 Dezember 2007
BUND: Verbrauchslimits für Pkw
Atomare Aufrüstung Russlands verstößt gegen Atomwaffensperrvertrag
Laut Art.6 Atomwaffensperrvertrag verpflichteten sich die Atomwaffenstaaten zur vollständigen Abrüstung ihrer Atomwaffenarsenale. Das Gegenteil findet noch immer statt.
Die nachstehende Meldung gibt ein Beispiel dafür.
Novosti: "Interkontinentalrakete RS-24 stärkt Russlands Potential der atomaren Abschreckung"
WLASSICHA (Gebiet Moskau), 17. Dezember (RIA Novosti). Die Aufnahme der neuen ballistischen Interkontinentalrakete RS-24 (ICBM) in die Bewaffnung der strategischen Raketentruppen von Russland wird die Kampfmöglichkeiten der Einsatzgruppierung der strategischen Raketentruppen stärken und das russische Potential der atomaren Abschreckung festigen.
Das teilte der Sprecher des Befehlshabers der strategischen Raketentruppen, Oberst Alexander Wowk, RIA Novosti am Montag mit.
Er präzisierte, dass die Rakete RS-24 die veralteten ICBM-Mehrlade-Raketen RS-18 und RS-20 nach Ablauf ihrer verlängerten Betriebsdauer ablösen werde.
„In der Zukunft wird die RS-24 zusammen mit der schon in die Bewaffnung aufgenommenen ICBM-Rakete mit Einzelgefechtskopf RS-12M2 Topol-M die Grundlage der Einsatzgruppierung der strategischen Raketentruppen bilden. Sie wird in der Lage sein, im Bestand der strategischen Kernwaffenkräfte das Land und seine Verbündeten bis Mitte des 21. Jahrhunderts zuverlässig zu schützen“, sagte Wowk.
Er präzisierte, dass zur Bewaffnung der strategischen Raketentruppen gegenwärtig sechs Typen von Raketenkomplexen der vierten und der fünften Generation (davon vier stationäre und zwei mobile) gehören würden.
Laut Wowk machen die stationären Raketenkomplexe nach der Zahl der Startvorrichtungen etwa 45 Prozent der Gesamtzahl der Raketenkomplexe und nach der Zahl der Gefechtsköpfe fast 85 Prozent des Potentials der Einsatzgruppierung der strategischen Raketentruppen aus.
17 Dezember 2007
Lächerliche Presseerklärung zum Kindesunterhalt
Um duchschnittlich 1,75 € steigt der Kindesunterhalt - und daraus wird folgende Presseerklärung gemacht:
Neue Düsseldorfer Tabelle: Mehr Geld für Kinder
Berlin, 17. Dezember 2007
Die Richterinnen und Richter der Familiensenate des Oberlandesgerichts Düsseldorf haben heute die ab dem 1. Januar 2008 geltende „Düsseldorfer Tabelle“ vorgestellt. Sie gilt bundesweit als Richtschnur für die Festlegung des Kindesunterhalts. Nach der neuen Tabelle wird der Kindesunterhalt im Durchschnitt um 1,75 € steigen. Eine Neufestsetzung zum 1. Januar 2008 wurde notwendig, weil an diesem Tag das neue Unterhaltsrecht in Kraft tritt.
„Ich freue mich, dass der Kindesunterhalt nach der neuen Düsseldorfer Tabelle in Westdeutschland durchschnittlich um 1,75 € steigt. In Ostdeutschland ist die Erhöhung des Kindesunterhalts im Durchschnitt sogar noch erheblich höher, weil in den neuen Bundesländern nach der Unterhaltsrechtsreform erstmals die höheren, westdeutschen Unterhaltssätze gelten. Mit dem neuen Unterhaltsrecht bekommen wir also in ganz Deutschland einheitliche Beträge. Die bisherige Unterscheidung danach, ob das unterhaltsberechtigte Kind in Westdeutschland oder in Ostdeutschland lebt und deshalb weniger Unterhalt bekommt, gehört dank der Reform der Vergangenheit an. Die neue Tabelle ist ein gutes Startsignal für das neue Unterhaltsrecht“ sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries heute in Berlin.
Die Düsseldorfer Tabelle wird von den Richterinnen und Richtern der Familiensenate des Oberlandesgerichts Düsseldorf in Abstimmung mit den anderen Oberlandesgerichten und dem Deutschen Familiengerichtstag in regelmäßigen Abständen neu gefasst. Ihr liegt ein von den Richterinnen und Richtern entwickeltes System zugrunde, mit dem der Unterhaltsbedarf von Kindern nach verschiedenen Einkommensgruppen bestimmt wird. Grundlage der Tabelle ist der sog. Mindestunterhalt, der in keinem Fall unterschritten werden darf. Diesen Mindestunterhalt hat der Gesetzgeber mit der Unterhaltsreform festgelegt. Er entspricht der Höhe nach dem bisherigen Regelbetrag. „Nach dem neuen Unterhaltsrecht kann der Mindestunterhalt nicht absinken. Das haben wir in einer Übergangsregelung ausdrücklich festgeschrieben“, betonte Zypries.
In der Düsseldorfer Tabelle wird die Unterhaltsverpflichtung für alle Einkommen (differenziert) festgeschrieben. Mit steigendem Einkommen des Vaters oder der Mutter erhöht sich auch der Unterhaltsanspruch des Kindes. In der Tabelle werden außerdem die genauen Zahlbeträge in den höheren Einkommensgruppen sowie die Unterhaltssätze für volljährige, noch im Elternhaus lebende Kinder festgesetzt. Dabei liegt es in der Gestaltungsverantwortung der Düsseldorfer Tabelle, ab welchem Einkommen und in welchen Einkommensgruppen es zu einer Erhöhung des Mindestunterhalts kommt. Gleiches gilt für die Steigerungsraten, mit der der Unterhalt von Einkommensstufe zu Einkommensstufe erhöht wird. Eine gesetzliche Vorgabe gibt es dafür nicht. Das gesetzliche Unterhaltsrecht bestimmt allein, dass der Unterhalt im Verhältnis zu den Lebensverhältnissen der Eltern angemessen sein muss. Die Festlegung des Kindesunterhalts obliegt im konkreten Fall den Gerichten, die dabei im Wesentlichen die Düsseldorfer Tabelle zugrunde legen.
Der neuen Tabelle liegt – wie schon bislang – die Annahme zugrunde, dass der Schuldner gegenüber drei Berechtigten (einem Ehegatten und zwei Kindern) unterhaltspflichtig ist. Wo diese Annahme im Einzelfall nicht zutrifft, weil beispielsweise nur ein Kind zu versorgen ist, erfolgt in der Praxis eine Einstufung in die nächsthöhere Einkommensgruppe.
Die neue „Düsseldorfer Tabelle“ findet sich unter www.olg-duesseldorf.nrw.de/service/ddorftab/intro.htm und auf der Homepage des Bundesministeriums der Justiz, www.bmj.de unterhalt.
16 Dezember 2007
20 Jahre Hamas - 20 Jahre Hass
"Niemals" werde die Hamas den israelischen Staat anerkennen, verspricht der von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als Regierungschef abgesetzte Hamas-Führer Ismail Hanija.
"Niemals", "immer" und "ewig" sind die Lieblingsvokabeln vieler, an denen die Geschichte vorbei kommen muss, um die erforderlichen Kompromisse zu finden. Sechs Kriegsjahrzehnte reichen Hanija zur Einsicht nicht.
In Gaza zelebrierten gestern 150.000 Palästinenser mit ihm das zwanzigjährige Jubiliäum der organisierten Feindseligkeit und Verklärung von Mördern zu Märtyrern. Eine machtvolle Demonstration und gerade darin Selbsttäuschung, denn so wenig Israel den Frieden mit Waffen bekommt, so gilt auch nichts anderes für die Palästinenser.
Aber die Feindseligkeit hat Konjunktur. Nicht allen, die sich etwas davon versprechen und versprechen lassen, stattdessen in Ruinen hausen, allemal aber jene gewinnen an der Feindseligkeit, die ihre Macht aus der beschworenen Kompromisslosigkeit haben. Und aus den Waffengeschäften statt aus den Bäckereien.
Und da liegt der Schlüssel, der von den Regierungen in Israel, USA und auch Deutschland so leichtsinnig weggeworfen wurde, als die Hamas die Wahlen gewann, als deshalb der Steuertransfer und die Subventionen gestoppt wurden, als der Hamas die Anerkennung Israels auf rechtswidrige Weise abgepresst werden sollte, anstatt mit der faktischen Anerkennung durch Kooperation die ersten Schritte zu gehen, denn das war seitens der Hamas angeboten, die sich immerhin nicht mit martialischen, sondern mit zivilen Wahlparolen gegen die vielfach korrupte Fatah durchgesetzt hatte.
Wer glaubt, es sei im Interesse Israels, den Palästinenserstaat zu verhindern und mittels Zuckerbrot und Peitsche die ohnehin zerstrittenen Palästinenser zu entzweien, den trifft Mitverschulden für die politische Teilung des ohnehin geographisch geteilten Palästinensergebietes.
Doch die Perfidie von "Teile und herrsche" funktioniert nur, wenn und solange sich die Geteilten aus dem Beherrschtsein Vorteil gegeneinander erhoffen. Ansonsten kehrt sich das Ding um.
Und die Frage wird sein, ob die politische Wiedervereinigung auf der Feindseligkeit gegenüber Israel beruht oder auf der Teilhabe an friedlicher Entwicklung: Wenn Israel aus der Situation palästinensischer Entzweiung Vorteile zum Nachteil der Palästinenser zieht, beispielsweise durch Ausweitung israelischer Siedlungen im Westjordangebiet, dann untergräbt Israel die Machtbasis der Fatah und treibt die Palästinenser auch im Westjordangebiet der Hamas zu.
Aber so wenig die Hamas Hort leibhaftiger Teufel ist, so wenig ist die Fatah Hort leibhaftiger Idioten, so dass auch die Fatah ungenießbar würde, wenn Israel nun nicht zumindest im Westjordangebiet den Willen zum Frieden durch Siedlungs- und Hegemonieverzicht unter Beweis stellt.
Das setzt auch voraus, dass die gesamte Region unter Weltdruck gerät, nicht in diesen Wüsten "demographische Politik" zu veranstalten, also durch hohe Geburten- und Zuwanderungsraten die politische Macht steigern und sichern zu wollen, sondern duch Einvernehmen. Denn nicht nur das Wasser wird knapp.
Kommt das in den Planungen vor? Nein. Kaum jemand traut sich, ob nun Mullahs oder Rabbiner, schon gar nicht die Politiker, die Gehör finden wollen und Zustimmung brauchen.
Und welche Planungen gibt es? 2007 ist vorbei. 2008, 2015, 2050?
Jeder Aufschub ist Verlängerung des Krieges, der zwar nicht sein Ende in anerkannten Staaten hätte, denn zu lange wurden die Gesellschaften auf Hordismus und Feindschaft getrimmt, um nun nebeneinander ihren Gottesversionen oder der Welt und einander zu gefallen.
Was wäre jüdisch? Was wäre islamisch? Krieg oder Frieden?
Was wäre das "Land der Väter"? Kriegshölle für die Enkel ohne Ende durch Vertreibungs- und Wegnahme? Statt Einrichtung?
Wer sich auf Religionen, Ahnen zu Zwecken beruft, für die das Blut fließen soll, belügt sich und die Welt.
"20 Jahre Hamas" - das sind 20 für den Frieden verlorene Jahre. Aber die Hamas ist nur ein Ausdruck des Übels der Kompromisslosigkeit.
-markus rabanus- >> Diskussion
14 Dezember 2007
Stärkung für das Wohnungseigentum
Der Deutsche Bundestag hat heute die Novelle des Wohnungseigentumsgesetzes verabschiedet. Das Gesetz vereinfacht die Verwaltung von Eigentumswohnungen und vereinheitlicht das Gerichtsverfahren in Wohnungseigentumssachen mit dem in anderen privatrechtlichen Streitigkeiten.
Presseerklärung Berlin, 14. Dezember 2006
„Wir reagieren mit dem Gesetz auf den gestiegenen Renovierungsbedarf in vielen Wohnungseigentumsanlagen. Besonders in mittleren und größeren Wohnanlagen ist die bislang erforderliche Einstimmigkeit für Instandhaltungs- oder Modernisierungsmaßnahmen vielfach nicht oder kaum zu erreichen. Die neuen Regelungen stärken die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Eigentümergemeinschaften. Die Eigentümerinnen und Eigentümer der etwa fünf Millionen Eigentumswohnungen in Deutschland werden ihre Angelegenheiten einfacher als bisher regeln können. So bleibt das Wohnungseigentum auch in der Zukunft attraktiv – nicht zuletzt als eine immer stärker genutzte Form der Altersvorsorge“, erläuterte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries.
Zu den Regelungen im Einzelnen:
Der Gesetzentwurf lässt verstärkt Mehrheitsentscheidungen der Wohnungseigentümer zu. Künftig können die Wohnungseigentümer beispielsweise mit Mehrheit auch über die Verteilung von Betriebs- und Verwaltungskosten entscheiden. Sie können dabei etwa einen Maßstab zugrunde legen, der sich am individuellen Verbrauch orientiert. Die Wohnungseigentümer können ferner bei der Umlage von Kosten für eine Instandhaltungs- oder Baumaßnahme von der gesetzlichen Verteilung nach Miteigentumsanteilen abweichen. Dies führt zu gerechteren Ergebnissen, da es künftig auf den Nutzen für die einzelnen Miteigentümer ankommt. Qualifizierte Mehrheitsentscheidungen sind auch möglich, wenn die Wohnungseigentümer ihr gemeinschaftliches Eigentum an den Stand der Technik anpassen wollen, etwa durch den Einbau eines Fahrstuhls oder durch Maßnahmen zur Energieeinsparung und Schadstoffreduzierung. Für alle diese Maßnahmen ist nach geltendem Recht grundsätzlich Einstimmigkeit erforderlich.
Die rechtlichen Verhältnisse zwischen Eigentümergemeinschaft, Wohnungseigentümern und Gläubigern der Eigentümergemeinschaft werden klarer geregelt. Nach der neuesten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer rechtsfähig. Diese Rechtsprechung hat in manchem Punkt Klarheit geschaffen und einiges vereinfacht, aber auch eine Vielzahl von Folgeproblemen entstehen lassen. Der Entwurf trägt der Entscheidung des Bundesgerichtshofs Rechnung und gibt der Praxis gleichzeitig die nötige Klarheit. Das betrifft vor allem die Frage der Haftung der einzelnen Wohnungseigentümer für Forderungen gegen die Gemeinschaft. Die Außenhaftung der Wohnungseigentümer bleibt erhalten, wird aber auf ihren Miteigentumsanteil begrenzt. Damit zahlt jeder Miteigentümer im Außenverhältnis das, was er im Innenverhältnis auch den anderen Miteigentümern schuldet. So bleibt die Höhe der Außenhaftung für ihn berechenbar. Beträgt zum Beispiel der Miteigentumsanteil 1/10, so haftet dieser Eigentümer dem Handwerker bei einer Rechnung von 1.000 € auf 100 €.
Künftig soll sich das Verfahren in Wohnungseigentumssachen nach der Zivilprozessordnung (ZPO) und nicht mehr wie bisher nach dem Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit (FGG) richten. Das FGG-Verfahren ist häufig aufwändiger als das der ZPO. Das ist für Wohnungseigentumssachen nicht länger gerechtfertigt, da sich ihr Gegenstand von dem eines normalen Zivilprozesses nicht unterscheidet.
Der Gesetzentwurf verbessert die Möglichkeiten sich über den Inhalt der aktuellen Beschlüsse der Gemeinschaft näher zu informieren. Dazu wird eine Beschluss-Sammlung beim Verwalter eingeführt. Das kommt insbesondere Erwerbern von Wohnungseigentum zu Gute, die sich besser Klarheit darüber verschaffen können, welche Rechte und Pflichten auf sie zukommen.
Schließlich führt der Gesetzentwurf für sog. Hausgeldforderungen der Wohnungseigentümer ein begrenztes Vorrecht vor Grundpfandrechten in der Zwangsversteigerung ein. Dadurch wird die Stellung der Wohnungseigentümer gestärkt, wenn sie Forderungen gegenüber einem zahlungsunfähigen oder –unwilligen Wohnungseigentümer geltend machen.
Schweiz: Eveline Widmer-Schlumpf nimmt die Wahl an
Bern (Schweiz), 14.12.2007 – Die am Mittwoch überraschend zur Bundesrätin gewählte Graubündner SVP-Politikerin Eveline Widmer-Schlumpf hat gestern ihre Entscheidung bekannt gegeben, die Wahl anzunehmen. Die Finanzpolitikerin wurde sofort vereidigt. Damit ist das politische Schicksal des ursprünglich für das Amt des Bundesrates vorgesehenen Christoph Blocher besiegelt. Er wird nicht mehr der Regierung angehören. Die Schweizerische Volkspartei (SVP) erklärte, sie erkenne Widmer-Schlumpf nicht als SVP-Vertreterin in der Regierung an und verstehe sich daher künftig als Oppositionspartei. SVP-Fraktionschef Caspar Baader sagte, Widmer-Schlumpf gehöre nicht mehr der SVP-Fraktion an.
Widmer-Schlumpf war vor zwei Tagen in einem Überraschungscoup von den kleineren Parteien im Schweizer Bundeshaus gegen den nationalkonservativen Blocher durchgesetzt worden. Der Vorgang einer Abwahl eines nach dem Konsensprinzip vorgeschlagenen Kandidaten für den Bundesrat war das vierte Mal seit der Gründung des Bundesstaats im Jahre 1848. Politische Beobachter werteten den Vorgang als mögliches Ende des Schweizer Modells der Konsensdemokratie.
Die gestern vereidigte neue Bundesrätin erklärte vor dem Parlament, die Wahl sei eine große Ehre für sie, ihren Kanton und ihre Partei. Sie habe lange mit sich um die Entscheidung gerungen, ob sie die Wahl annehmen solle. Für ihre zukünftige Arbeit erwarte sie durchaus Schwierigkeiten, da sie keine eigene Fraktion habe. „Aber es gibt in der SVP sicher Leute, mit denen ich zusammenarbeiten kann“, sagte sie. Gleichzeitig appellierte sie an die Unterstützung des Parlaments: „Sie haben mir eine große Aufgabe, eine große Verantwortung übertragen. Ich kann diese nur wahrnehmen, wenn ich mit Ihrer Unterstützung rechnen darf.“
Als Widmer-Schlumpf am Abend in ihren Heimatort zurückkehrte, wurde sie von rund 1.000 jubelnden Unterstützern am Bahnhof Chur empfangen. Auch die Bündner Regierung feierte die Wahl der Finanzexpertin als Erfolg; sie ist die erste Bündner Frau in der Landesregierung.
Auf Bundesebene bescherte die Wahl von Widmer-Schlumpf der SVP einen unerwarteten Zustrom an neuen Mitgliedern. Wie die Neue Luzerner Zeitung in ihrer Onlineausgabe mitteilte, hat das Generalsekretariat der SVP zwei Anmeldungen von Neumitgliedern pro Minute registriert. Insgesamt konnte sich die Partei heute über 2.500 neue Mitglieder freuen.
Christoph Blocher wertete die heutige Personalentscheidung nicht als Schicksalsschlag, aber durchaus als politische Niederlage. Die Abwahl als Bundesrat sei für ihn aber nicht überraschend gekommen. Seit längerer Zeit habe für ihn eine „50-zu-50-Situation“ bestanden. Auch bisher sei ihm bewusst gewesen, dass er nicht deshalb als Bundesrat gewählt worden war, „weil mich alle wollten. Die meisten wählten mich, weil sie mich anderswo nicht wollten“. Seine weitere politische Zukunft ließ er offen. +wikinews+
13 Dezember 2007
Bundestag verabschiedet Gesetz zur Anfechtung von „Scheinvaterschaften“
Presseerklärung - Berlin, 13. Dezember 2007
Der Bundestag hat heute einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Anfechtung von missbräuchlichen Vaterschaftsanerkennungen ermöglicht. Staatliche Behörden erhalten künftig die Befugnis, Vaterschaftsanerkennungen dann anzufechten, wenn der Anerkennung weder eine sozial-familiäre Beziehung noch eine leibliche Vaterschaft zugrunde liegt.
„Vaterschaften sollen um der Kinder Willen anerkannt werden, nicht allein wegen der Papiere. Mit dem Gesetz wollen wir verhindern, dass Regelungen zum Aufenthalt in Deutschland durch missbräuchliche Vaterschaftsanerkennungen umgangen werden. Fälle, in denen Männer die Vaterschaft anerkennen, um den eigenen Aufenthaltstatus zu verbessern, aber tatsächlich keine Verantwortung für das Kind übernehmen, sind nicht im Interesse der vielen „echten“ binationalen Familien. Wir schaffen daher ein geordnetes Verfahren, um den Missbrauch aufdecken zu können“, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries.
Beispiel:
Eine allein erziehende ausländische Frau lebt mit ihrem vierjährigen Sohn in Deutschland. Ihre Aufenthaltsgenehmigung läuft ab und wird nicht verlängert. Mit Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung ist sie ausreisepflichtig, muss also Deutschland verlassen. Um dies zu vermeiden, zahlt sie einem Obdachlosen mit deutscher Staatsangehörigkeit Geld dafür, dass er die Vaterschaft für ihren Sohn anerkennt. Weder die Mutter noch der „frischgebackene Vater“ haben ein Interesse daran, dass letzterer Kontakt zu seinem „Sohn“ hat. Durch die Anerkennung wird der Sohn nach deutschem Staatsangehörigkeitsrecht automatisch deutscher Staatsbürger, seine Mutter darf dann auch in Deutschland bleiben.
Die wesentlichen Inhalte des Gesetzentwurfs:
Der Gesetzentwurf ergänzt die Regelungen zur Anfechtung der Vaterschaft im Bürger- lichen Gesetzbuch um ein Anfechtungsrecht für eine öffentliche Stelle.
Die für die Anfechtung zuständige Behörde sollen die Länder entsprechend den Bedürfnissen vor Ort selbst bestimmen können.
Die Anfechtung ist nur erfolgreich, wenn zwischen dem Kind und dem Anerkennenden keine sozial-familiäre Beziehung besteht oder im Zeitpunkt der Anerkennung bestan- den hat. Dadurch wird verhindert, dass durch die Anfechtung eine vom Grundgesetz in Artikel 6 geschützte Familie auseinander gerissen wird.
Außerdem setzt die Anfechtung voraus, dass durch die Anerkennung der Vaterschaft rechtliche Voraussetzungen für die erlaubte Einreise oder den erlaubten Aufenthalt des Kindes oder eines Elternteiles geschaffen werden. Dieses Kriterium dient dazu, die Missbrauchsfälle zu erfassen, die mit diesem Gesetz unterbunden werden sollen: Vaterschaften sollen um der Kinder Willen anerkannt werden, nicht allein wegen der Aufenthaltspapiere.
Die Anfechtung setzt weiter voraus, dass der Anerkennende nicht der leibliche Vater des Kindes ist (allgemeine Anfechtungsvoraussetzung).
Gibt das Familiengericht der Anfechtungsklage statt, entfällt die Vaterschaft des Anerkennenden mit Rückwirkung auf den Tag der Geburt des Kindes.
Das Gesetz wahrt das Konzept der Kindschaftsrechtsreform von 1998. Diese hat die Elternautonomie gestärkt und die Entstehung von Familien gefördert, indem sie das Zustandekommen einer wirksamen Vaterschaftsanerkennung allein an formgebundene Erklärungen des Vaters (Anerkennung) und der Mutter (Zustimmung) knüpft. Vor 1998 musste ein Amtspfleger der Anerkennung im Regelfall zustimmen. Dies wurde mit Recht als eine unnötige Bevormundung der Eltern empfunden. Deshalb hat der Gesetzgeber 1998 bewusst auf Kontrollmechanismen verzichtet, weil der Anerkennende in der Regel Verantwortungsbereitschaft für das Kind zeigt.
„An diesem Regelungskonzept halten wir fest. Es ermöglicht uns, nicht nur leibliche, sondern auch soziale Vaterschaften zu schützen. Nicht schützenswert sind jedoch Vaterschaften, die allein auf staatsangehörigkeits- und ausländerrechtliche Vorteile abzielen. In solchen Missbrauchsfällen soll künftig eine staatliche Stelle die Vaterschaft anfechten können“, sagte Brigitte Zypries.
12 Dezember 2007
Christoph Blocher aus dem Schweizer Bundesrat abgewählt
Bern (Schweiz), 12.12.2007 – Heute kam es zu einem Eklat im Schweizer Bundeshaus: In einem Überraschungscoup setzte eine Allianz von Mitte-Links mit der SVP-Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf eine eigene Kandidatin gegen den von der Regierungskoalition vorgesehenen populistischen Politiker Christoph Blocher, ebenfalls von der konservativen Schweizer Volkspartei (SVP), durch. Widmer-Schlumpf ließ jedoch zunächst offen, ob sie die Wahl zum Bundesrat annimmt. Sie werde ihre Entscheidung am Donnerstag früh bekannt geben, ließ sie verlauten. Ihre eigene Partei drängt sie, die Wahl nicht anzunehmen.
Blocher hatte jahrzehntelang die Schweizer Politik dominiert. Die heute gewählte 51-jährige Finanzministerin des Bergkantons Graubünden, Eveline Widmer-Schlumpf, ist dagegen weitgehend unbekannt. Nach der Wahl spielten sich tumultartige Szenen im Schweizer Bundeshaus ab. Während die Oppositionspolitiker jubelnd die Arme in die Luft streckten und sich umarmten, waren die SVP-Politiker sichtlich sprachlos und erschüttert vom unvermuteten Wahlausgang.
Der langjährige Bundesrat Blocher ist in der Schweiz umstritten. Er steht für ein Nein zur Europäischen Union sowie eine wirtschaftsfreundliche Politik und die Begrenzung der Zuwanderung in die Schweiz. Nach der Abwahl Blochers steht das Schweizer Modell einer so genannten Konsensdemokratie zur Disposition. Seit 1959 regieren die vier großen Parteien der Schweiz nach dem Konsensprinzip das Land. Durch seine Kompromisslosigkeit hatte Blocher das Land polarisiert und damit nach Ansicht politischer Beobachter das Ende des Schweizer Modells provoziert. Wie es nun weiter geht mit dem politischen System der Schweiz, ist offen. +wikinews+
09 Dezember 2007
Studie zur Krebserkrankung von Kindern in KKW-Nähe
Presseerklärung des BMU Berlin, 8. Dezember 2007Gesundheit/Strahlenschutz
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat heute eine epidemiologische Studie zur Krebserkrankung von Kindern in der Umgebung der deutschen Atomkraftwerke vorgelegt. Dazu erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:In der Untersuchung des deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz wurde bei Kindern in der Umgebung der 16 Standorte deutscher Atomkraftwerke statistisch eine erhöhte Er-krankungshäufigkeit für Krebs festgestellt.Nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand kann der beobachtete Anstieg der Erkrankungen nicht durch die Strahlenbelastung aus einem Atomkraftwerk erklärt werden. Die Strahlenbelastung der Bevölkerung müsste durch den Betrieb der Atomkraftwerke in Deutschland um mindestens das 1.000-fache höher sein, um den beobachteten Anstieg des Krebsrisikos erklären zu können. Die statistische Untersuchung und bekannte Ursachenzusammenhänge zwischen Krebsrisiko und Strahlung stehen damit nicht im Einklang miteinander.Ich habe daher die Strahlenschutzkommission (SSK) mit einer umfassenden Bewertung der Ergebnisse, des Studienkonzepts, der erhobenen Daten sowie der Frage eines möglichen Ursachenzusammenhanges beauftragt. Nach Vorliegen dieser Prüfergebnisse wird das Bundesumweltministerium über das weitere Vorgehen entscheiden.Die Studie hat im Wesentlichen die folgenden wissenschaftlichen Ergebnisse: Die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter 5 Jahren nimmt mit der Nähe zum Reaktorstandort zu. Im Umkreis von 5 Kilometern um die Reaktoren wurde für den Untersuchungszeitraum von 1980 bis 2003 ermittelt, dass 77 Kinder an Krebs, davon 37 Kinder an Leukämie, erkrankt sind. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebs- bzw. 17 Leukämiefälle zu erwarten gewesen. Nach der Studie treten somit zusätzlich 1,2 Krebs- bzw. 0,8 Leukämieerkrankungen pro Jahr in der näheren Umgebung von allen 16 untersuchten Standorten von Atomkraftwerken auf. Die Studie befasst sich ausschließlich mit dem statistischen Zusammenhang der Entfernung des Wohnorts vom Standort des Atomkraftwerks. Zu den Ursachen der erhöhten Krebsraten enthält die Studie keine Aussagen.
07 Dezember 2007
Stern-Studie vergleicht Brockhaus und Wikipedia
Hamburg (Deutschland), 07.12.2007 wikinews – In einer von der Zeitschrift Stern in Auftrag gegebenen Vergleichsstudie hat die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia besser abgeschnitten als die kommerzielle Online-Ausgabe des Brockhaus.
Nach Bekanntwerden der Meldung wunderten sich jedoch auch einige der freien Mitarbeiter von Wikipedia über die Fairness des Vergleichs, da das Projekt „mittlerweile vom Umfang her in einer ganz anderen Liga spielt, als der Brockhaus“. Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Redaktion Informationen über die Untersuchungen, die von dem „Wissenschaftlichen Informationsdienst Köln“, einem nach eigenen Angaben unabhängigen Recherche-Institut, durchgeführt worden waren. 50 Artikel wurden „zufällig“ ausgewählt und nach den Kategorien „Richtigkeit“, „Vollständigkeit“, „Aktualität“ und „Verständlichkeit“ nach Schulnoten bewertet.
Während die Artikel der Wikipedia eine Durchschnittsnote von 1,7 erzielten, erreichten die gleichen Artikel im Brockhaus eine Durchschnittsnote von 2,7. Bei 43 der 50 Artikel gewann Wikipedia im direkten Vergleich, bei einem Artikel gab es ein Unentschieden und sechs Artikel beurteilte das Recherche-Institut im Brockhaus als besser im Vergleich zu den Wikipedia-Artikeln.
Der Stern-Artikel löste ein großes Echo auch in anderen bekannten Onlinemagazinen und Tageszeitungen aus. In einer Meldung des Deutschen Depeschendienstes heißt es: „Die kostenlose Internetenzyklopädie Wikipedia hat in einem wissenschaftlichen Vergleich die Online-Ausgabe der Brockhaus-Enzyklopädie deutlich geschlagen.
Wie das Magazin ‚Stern‘ am Mittwoch mitteilte, ging Wikipedia in einem Vergleich von 50 zufällig ausgewählten Artikeln in 43 Fällen als Sieger hervor.“
Die ad-hoc-news titeln „Wikipedia schlägt Brockhaus im Artikeltest“. Weiter heißt es: „Die kostenlose Internetenzyklopädie Wikipedia hat in einem wissenschaftlichen Vergleich die Online-Ausgabe der Brockhaus-Enzyklopädie deutlich geschlagen.
Wie das Magazin ‚Stern‘ am Mittwoch mitteilte, ging Wikipedia in einem Vergleich von 50 zufällig ausgewählten Artikeln in 43 Fällen als Sieger hervor. Der vom ‚Stern‘ für den Test beauftragte Wissenschaftliche Informationsdienst Köln bewertete dabei die Artikel nach den Kriterien Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit.“
Mit dem Titel „Wikipedia schlägt Brockhaus im Test“ berichtet die Onlineausgabe des Nachrichtenmagazins Focus über den Vergleich. Weiter wird geschrieben: „Wie das Magazin ‚Stern‘ am Mittwoch berichtete, ging Wikipedia in einem Vergleich von 50 zufällig ausgewählten Artikeln in 43 Fällen als Sieger hervor. Der für den Test beauftragte Wissenschaftliche Informationsdienst Köln bewertete dabei die Artikel nach den Kriterien Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit.“
Der Nachrichtensender n-tv titelt auf seiner Website: „Genauer und aktueller… Wikipedia schlägt Brockhaus“ und schreibt: „Die Online-Enzyklopädie Wikipedia ist besser als ihr Ruf. Bei einem Vergleich mit der Online-Ausgabe des Brockhaus zeigte sich, dass das Prinzip der kostenlosen Mitmach-Plattform in vielen Fällen den Einträgen der ehrwürdigen Brockhaus-Redaktion überlegen ist.“
Die taz schreibt auf ihrer Website in einem Artikel am 5. Dezember unter der Überschrift „Wikipedia siegt gegen Brockhaus“: „Für die einen ist es das beste Nachschlagewerk der Moderne, für die anderen ist es eine unzuverlässige Spielerei von Hobbyautoren: Am kostenlosen Internetlexikon Wikipedia scheiden sich die Geister. Die Anhänger sind überzeugt, mit ihrem System gegenseitiger Kontrolle Definitionsfehler nahezu ausschließen zu können. Kritiker wiederum stoßen sich daran, dass Wikipedia, im Gegensatz zu klassischen Lexika, von ganz normalen Nutzern geschrieben wird – ehrenamtlich noch dazu. So sei das Web-Lexikon offen für Manipulation und oberflächliches Halbwissen.“
>> Diskussion
05 Dezember 2007
Klimakonferenz auf Bali hat begonnen
Nusa Dua (Indonesien), 05.12.2007 – Auf der indonesischen Insel Bali hat am 3. Dezember die Weltklimakonferenz begonnen. In Nusa Dua kommen mehr als 10.000 Delegierte aus rund 190 Ländern zusammen. Das Ziel: die Aushandlung eines Nachfolgevertrag für die Ende 2012 auslaufende erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls zur Eindämmung von Treibhausgasemissionen. Konkrete Beschlüsse für eine Reduzierung sind nach Ansicht von Experten nicht zu erwarten.
Ein international besetztes Wissenschaftlerteam hat auf der Konferenz erste Handlungsempfehlungen für 24 Staaten der Erde unterbreitet. Dabei handelt es sich im Prinzip um Ratschläge, wie die Staaten mit den Folgen des Klimawandels umgehen sollen. Dem Staat Gambia wurde etwa empfohlen, durch den Einsatz neuer Sorten, Düngemittel oder innovative Bewässerungssysteme seine Ernte zu verbessern. Aber auch das relativ weit entwickelte Südafrika bekam ein paar Tipps. So prognostizieren die Wissenschaftler dem Land in bestimmten Regionen zunehmende Probleme in der Wasserversorgung. Würde etwa das Wasser nach freien Marktgesetzen gehandelt, führe das zwar zu höheren Kosten, aber zu einem reduziertem Konsum.
Deutlich wurde auch, dass die Folgen des Klimawandels Milliarden von Euro kosten werden. Nach Ansicht der Hilfsorganisation Oxfam sollten die Verursacher der Klimawandels den Entwicklungsländern mindestens 50 Milliarden Dollar zahlen.
>> Diskussion
04 Dezember 2007
CIA: Iran brach Atomwaffenplan ab
04.12.2007 Presseerklärung des Auswärtigen Amtes
Bundesminister Steinmeier zur Einschätzung des iranischen Atomprogramms durch die US-Nachrichtendienste
Am gestrigen Montag (03.12.) haben die Nachrichtendienste der Vereinigten Staaten von Amerika ihre gemeinsame Analyse zum iranischen Atomprogramm vorgelegt. Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier erklärte hierzu heute (04.12.) in Berlin:
„Das gemeinsame Ziel der internationalen Gemeinschaft muss es sein, eine nukleare Bewaffnung im Mittleren Osten zu verhindern. Der Iran muss Gewähr dafür bieten, dass von seinem Boden keine Gefahren für die Nachbarn oder den Weltfrieden ausgehen. Wenn der Iran das notwendige Vertrauen dafür schafft, dass dies der Fall ist, dann sind wir bereit zu umfassender politischer und wirtschaftlicher Kooperation. Das war immer die Haltung der EU, zuletzt auch gemeinsam mit den USA, Russland und China. Ganz offenbar ist diese Geschlossenheit nicht ohne Eindruck auf die politische Führung im Iran geblieben.
Die gestern vorgelegte Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste bietet die Chance, in die Atomgespräche mit dem Iran neue Bewegung zu bringen. Jetzt stehen alle Seiten in der Verantwortung, klug zu handeln und diese Chance nicht zu verspielen.
Ich appelliere an die iranische Führung, die Kooperation mit der IAEO fortzusetzen und die noch offenen Fragen zu ihrem Atomprogramm schnell und umfassend zu beantworten.
Gemeinsam müssen wir nach Wegen suchen, um nach dem enttäuschend verlaufenden Treffen zwischen dem iranischen Atomunterhändler Dschalili und Javier Solana den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Gerade in dieser Situation darf es keine Phase der Sprachlosigkeit geben.
Der Bericht macht aber auch klar, dass es nur eine feste Haltung der internationalen Gemeinschaft ist, die den Iran bewegen kann, den Weg der Vertrauensbildung zu beschreiten. An dieser festen Haltung dürfen wir keine Zweifel aufkommen lassen. Deshalb bleibt unsere Hand gegenüber dem Iran ausgestreckt. Wir werden aber, gemeinsam mit unseren Partnern in der Gruppe der E3+3 weiter überlegen, wie der Iran zur Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen angehalten werden kann.“
Evaluierung: Graffiti-Gesetz im Kampf gegen Schmierereien erfolgreich
Presseerklärung - Berlin, 4. Dezember 2007
Die im September 2005 eingeführte Neuregelung zur Strafbarkeit von Graffiti hat sich bewährt. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Bundesjustizministeriums bei den Justizverwaltungen der Länder zwei Jahre nach Inkrafttreten der Gesetzesänderung.
“Die Evaluierung zeigt, dass die neue Regelung praxistauglich ist. Zwei Jahre nach Inkrafttreten der neuen Strafvorschriften können wir zufrieden feststellen, dass die strafrechtliche Aufarbeitung von Farbschmierereien wesentlich erleichtert wurde“, erläuterte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries.
Bis zur Gesetzesnovelle konnten die Gerichte Farbschmierereien nur dann als Sachbeschädigung bestrafen, wenn nachweisbar war, dass die Farbe die Substanz beschädigt hat, auf die sie aufgesprüht wurde. Dazu musste im Strafverfahren häufig mit zeit- und kostenaufwändigen Gutachten untersucht werden, ob die Reinigung der Sache – sei es eine Hauswand oder ein Zugwaggon – zu einer Beschädigung des Mauerwerks oder der Karosserie geführt hat.
Seit der Neuregelung der §§ 303 und 304 des Strafgesetzbuches (Sachbeschädigung und Gemeinschädliche Sachbeschädigung) genügt es, wenn das Erscheinungsbild der jeweils geschützten Sache erheblich und nicht nur vorübergehend verändert wird, auf eine Substanzverletzung kommt es nicht mehr an. Die Anforderungen an den Nachweis einer Sachbeschädigung durch Farbschmierereien sind damit wesentlich erleichtert worden. Umfangreiche Gutachten zur Frage der Beschädigung der durch Graffiti verunstalteten Sache sind nicht mehr nötig. Die Länder haben die neuen Vorschriften mehrheitlich begrüßt und eine insgesamt positive Bilanz zur Strafverfolgung von Sachbeschädigungen durch Graffiti gezogen.
Mit der Evaluierung wurde eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt, wonach die Praxistauglichkeit der Gesetzesänderung zur Strafbarkeit von Graffiti zwei Jahre nach deren Inkrafttreten überprüft werden soll.
03 Dezember 2007
Putins Partei mit Zweidrittel-Mehrheit
WikiNews: Partei Wladimir Putins gewinnt umstrittene Wahlen zur Staatsduma Moskau
(Russland), 03.12.2007 – Die Partei Geeintes Russland, deren Vorsitzender Wladimir Putin ist, gewann die Wahlen zur Staatsduma, die gestern in ganz Russland abgehalten wurde, klar mit über 63 Prozent der Stimmen. Unabhängige Beobachter, wie die OSZE und der Europarat kritisierten die Wahlen als „nicht fair“ und den „Standards und Vorgaben der OSZE und des Europarats für demokratische Wahlen nicht entsprechend“. Mit nach neuesten Hochrechnungen 64,1 Prozent der abgegebenen Stimmen konnte die Partei des Kreml-Chefs Wladimir Putin als erste Partei in der post-sowjetischen Ära eine Zweidrittelmehrheit an Abgeordneten in dem russischen Abgeordnetenhaus, der Duma, erringen und verfügt damit über eine ausreichende Mehrheit, um die Verfassung zu verändern. Mit 310 bis 315 Sitzen von 450 Sitzen insgesamt verfügt Putins Partei über eine komfortable Mehrheit, um Änderungen an der Verfassung durchzuführen, die schon während seines Wahlkampfes propagiert wurden. Dazu zählt eine Fortsetzung seines Amtes als Regierungschef, dass er aus verfassungstechnischen Gründen allerdings nicht mehr in dieser Form weiter führen kann. Viele Russen sahen in der Wahl ein Referendum über eine weitere Amtszeit, die über seine verfassungsmäßig legitime Amtszeit hinausgeht. Während Putin und seine Anhänger, wie die Mitglieder der putintreuen Naschi Jugend seinen Wahlsieg feiern, kritisieren westliche Politiker und unabhängige Wahlbeobachter den Wahlvorgang. Der CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden kritisierte die Wahlen wörtlich als „Ermächtigungsinszenierung“. Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag weiter wörtlich: „Angesichts der massiven Manipulationen vor der Parlamentswahl ist es kein Wunder, dass die demokratische Opposition den Einzug in die Duma nicht geschafft hat.“. Tatsächlich schafften neben Putins Partei „Geeintes Russland“ nur die Kommunistische Partei Russlands (mit 57 Sitzen), die Liberaldemokratische Partei (mit 40 Sitzen) und die Partei „Nur Russland“ (mit 38 Sitzen) den Einzug ins Parlament. Die Kommunistische Partei plant die Wahl anzufechten. Der russische Wahlleiter Wladimir Tschurow dementierte die Vorwürfe, und erklärte, dass es zwar Unregelmäßigkeiten gegeben habe, diese aber zu unbedeutend wären um die Wahl anzufechten.
Dem widersprechen Kreml-Gegner wie der ehemalige Schach-Weltmeister Garry Kasparow, der selbst eine fünftägige Ordnungsstrafe direkt vor der Wahl absitzen musste (wir berichteten). Er kritisierte die Wahlen als so wörtlich „unfaire Parlamentswahl“.
Der Radiosender „Echo Moskwyy“ meldete, dass Kasparow Kundgebungen gegen die Wahlen in Moskau abhalten will. Der Europarat und die OSZE selbst kritisierten die Wahl als gut organisiert, aber mit erheblichen Wettbewerbsbeschränkungen. Auch EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner schloss sich an und fügte hinzu, dass grundlegende Grundrechte wie die Versammlungs- und Redefreiheit bei dem Wahlvorgang verletzt worden wären. Der Regierungssprecher Thomas Steg erklärte in Berlin: „Gemessen an unseren Maßstäben und unseren Standards war das keine freie, keine gleiche und keine demokratische Wahl“ und fügte hinzu: „Russland war keine Demokratie, und Russland ist keine Demokratie.“
30 November 2007
Glos will Spritfresser als „umweltfreundlich“ kennzeichnen
Bundeswirtschaftsminister Glos will Spritfresser als „umweltfreundlich“ kennzeichnen
Pressemitteilung des BUND vom 30. November 2007
Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wirft Bundeswirtschaftsminister Michael Glos vor, er wolle Autos mit hohem Spritverbrauch als „klimafreundlich“ kennzeichnen. Der jetzt bekannt gewordene Entwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium zur Spritverbrauchskennzeichnung von Pkw desinformiere die Autokäufer und unterlaufe das angestrebte Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich.
Die Umweltorganisation kritisiert vor allem die geplante Klassifizierung entsprechend dem Fahrzeuggewicht. Die Einteilung in Effizienzklassen „A“ bis „G“ unter Berücksichtigung des Gewichts hätte zur Folge, dass z.B. ein 2,5 Tonnen schwerer Geländewagen mit einem CO2-Ausstoß von 197 Gramm ebenso zur besten Klasse „A“ gehören würde wie ein eine Tonne schweres Auto mit einer CO2-Emission von lediglich 94 Gramm pro Kilometer.
„Glos will Klimakiller-Autos grün tünchen“, sagte der BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm: „Der Minister sollte sich den schönen Satz von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl zu Eigen machen: Entscheidend ist, was hinten raus kommt. Das allein muss auch darüber entscheiden, ob ein Auto als mehr oder weniger klimaschädlich eingestuft wird. Jeder Versuch, Spritfresser gegenüber sparsamen Fahrzeugen zu bevorteilen muss zurückgewiesen werden.“
BUND-Verkehrsexperte Werner Reh: "Der Vorschlag von Glos gehört in den Reißwolf. Erforderlich ist eine Verbrauchskennzeichnung, die sparsamen Fahrzeugen zum Durchbruch verhilft. Die übermotorisierten Hochgeschwindigkeitsautos der deutschen Hersteller dürfen nicht länger von Innovationen ausgenommen werden. Mit den vorhandenen Techniken, die serienmäßig nur wenige hundert Euro kosten, lässt sich der CO2-Ausstoß im Durchschnitt um rund 50 Gramm pro Kilometer reduzieren."
Nur die eindeutige und klare Kennzeichnung des CO2-Ausstoßes sowie die Einteilung in entsprechende Effizienzklassen böten Autoherstellern und –käufern die für mehr Klimaschutz erforderlichen Informationen.
Der BUND schlägt vor, die Klassifizierung direkt an den CO2-Ausstoß des jeweiligen Pkw zu koppeln. Neben den zu erwartenden jährlichen Spritkosten und der Höhe der Kfz-Steuer sollte zusätzlich angegeben werden, dass der reale Spritverbrauch rund ein Liter über dem Normverbrauch liegen könne und sich mit einer defensiven Fahrweise um bis zu einem Viertel senken lasse.
29 November 2007
Arbeitslosenquote auf niedrigstem Stand seit 1993
Nürnberg (Deutschland), 29.11.2007 wikinews – Der Arbeitslosenquote sinkt in diesem November erstmals seit 14 Jahren auf 8,1 Prozent. Damit sind in diesem November 617.000 Menschen weniger arbeitslos als im November des Vorjahres. Der letzte November mit vergleichbaren Zahlen liegt 15 Jahre zurück (1992).
Zugleich erreichen die Beschäftigungszahlen einen Rekordstand. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im Oktober erstmals auf 40,26 Millionen. „Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt setzt sich fort“, äußerte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, in Nürnberg.
Damit wird nun seit einem Monat die Marke unterschritten, die Gerhard Schröder in seiner ersten Legislaturperiode (1998 bis 2002) zum eigenen Erfolgskriterium erklärt hatte: „Ich rechne damit, dass es uns gelingt, bis zum Ende der Legislaturperiode 2002 die Arbeitslosigkeit auf unter 3,5 Millionen zu drücken.“ und „Wenn wir es nicht schaffen, die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken, haben wir es nicht verdient, wiedergewählt zu werden.“
Fraglich ist allerdings, ob die Arbeitslosenzahlen von 1992 überhaupt mit den aktuellen Zahlen vergleichbar sind, da es in der Zwischenzeit eine Änderung der Arbeitslosenstatistik gab, nach der die Teilnehmer an Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen nicht mehr als Arbeitslose gezählt werden.
Kasparow nach Scheinprozess fünf Tage Ordnungshaft
Moskau (Russland), 28.11.2007 wikinews – Der Putin-Kritiker Garri Kasparow wurde in einer von Beobachtern als „Schauprozess“ empfundenen Gerichtsverhandlung zu fünf Tagen Ordnungshaft verurteilt. Er hatte zuvor auf einer Demonstration auf mögliche Wahlmanipulationen bei der kommenden Dumawahl aufmerksam machen wollen.Vor der Petrowka 38, dem russischen Sitz der Kriminalpolizei, demonstrierten am Montag zahlreiche von der Regierung beauftragte Obdachlose angeblich für die Freilassung Kasparows. Die Obdachlosen versammelten sich, während Garri Kasparow isoliert eine fünftägige Ordnungsstrafe absitzen muss. Dies täten sie jedoch – so berichtet der Focus in seiner Online-Ausgabe –, um die Botschaft zu verbreiten, dass nur „Obdachlose und verkommene Elemente“ Kasparow unterstützen würden. Bereits in der Vergangenheit gaben Obdachlose vor, Kasparow zu unterstützen, was jedoch geschah, um die Opposition in Misskredit zu bringen.Milizionäre nahmen Kasparow am Samstag fest.
Offiziell wurde angegeben, dass Kasparow durch eine illegale Demonstration den Verkehr behindert und gegen das Versammlungsrecht verstoßen habe. Kritiker warnen jedoch davor, dass eine solche Einschränkung von Demonstrationen der Verfassung widerspreche und die Justiz das Recht beuge. In einem anschließenden Gerichtsverfahren, in dem es ebenfalls zu Unstimmigkeiten bezüglich des Festnahmeortes kam, wurde Kasparow zu fünf Tagen Ordnungshaft verurteilt, wogegen er Widerspruch einlegte.
Die beiden Belastungszeugen unterschrieben, wie auf newsru.com bekanntgegeben wurde, bereits zum Zeitpunkt der Festnahme um 15.45 Uhr 30 Fahrminuten entfernt auf einer Wache ihre Aussageprotokolle, denen zufolge sie die Festnahme beobachtet haben wollen. Einer der beiden Milizionäre änderte daraufhin seine Aussage so, dass sie mit der Aussage des anderen Belastungszeugen wörtlich übereinstimmte. Entlastungszeugen hörte das Gericht nicht an. Das für öffentlich erklärte Verfahren sei von Omon-Milizeinheiten abgeschirmt worden, so dass niemand das Gerichtsgebäude habe betreten können, so Kasparows Unterstützer Bilunow.
Die Richterin gab nach einer Beschwerde gegenüber Journalisten an, dass es deren Problem sei, wenn sie nicht in das Gebäude kämen.
Nur knapp eine Woche vor der Dumawahl, an der viele Oppositionelle wie beispielsweise Kasparow nicht teilnehmen dürfen, ist der Oppositionspolitiker und ehemalige Schachweltmeister völlig von der Außenwelt isoliert. Selbst seine Anwälte sowie Duma-Abgeordnete dürfen gesetzeswidrig nicht zu Kasparow. Seine Sprecherin sorgt sich, wie sie gegenüber „Focus Online“ berichtete, um Kasparows Gesundheit.
Viele Demonstranten wurden von Sicherheitskräften geschlagen. Hunderte Regimegegner wurden festgenommen. Kritik an den Festnahmen wurde unter anderem von Terry Davis, dem Generalsekretär des Europarats, laut. Jeder Kontakt zur Anwälten sei den Gefangenen bisher versagt worden, so die Menschenrechtsorganisation „Soldatenmütter von St. Petersburg“, deren Vorsitzende Ella Michailnowna Poljakowa ebenfalls verhaftet wurde. Auch Natalia Evdokimova, die Vorsitzende des lokalen Menschenrechtsrates, war unter den Festgenommenen.
Am vergangenen Mittwoch, den 21. November wurde in Dagestan Farid Babajew, lokaler Chef der Partei „Jabloko“, niedergeschossen. Er starb am Samstag, den 24. November an seinen Verletzungen. Die Täter sind unbekannt.
PISA-Studie: Platz 13 von 57
Berlin (Deutschland), 29.11.2007 wikinews – Deutsche Schüler haben bei der jüngsten PISA-Studie besser abgeschnitten als 2003: Platz 13 von insgesamt 57 teilnehmenden Staaten im Bereich der OECD, die die Studie in Auftrag gegeben hatte. Mehr als 300 Wissenschaftler und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter haben an der Auswertung der erhobenen Daten mitgearbeitet.
Bei der letzten Studie lagen die deutschen Schulen noch auf Platz 18. Obwohl die Studie offiziell erst am 4. Dezember veröffentlicht wird, wurden heute bereits erste Informationen dazu bekannt. OECD-Sprecher wiesen jedoch darauf hin, dass beide Studien wegen unterschiedlicher methodischer Vorgehensweisen nicht direkt miteinander vergleichbar seien. Unter anderem auf deutschen Wunsch standen Fragen zum Umweltwissen deutlicher im Vordergrund als vorher. Finnland landete wie schon bei der letzten Studie erneut auf dem ersten Platz.
Deutsche Schüler erreichten im Durchschnitt 516 Punkte, der Abstand zum Spitzenergebnis von Finnland ist erheblich. Die Finnen erreichten durchschnittlich 563 Punkte, was im Vergleich zu Deutschland einem Leistungsunterschied von mehr als einem Schuljahr entspricht. Die PISA-Forscher gaben an, dass eine Punktedifferenz von 30 Punkten einem Lernrückstand von einem Schuljahr entspricht. Die nächsten Plätze im Ranking nach Finnland belegen Hongkong, Kanada und Taiwan. Österreichische Schüler belegten den 18. Platz mit 511 Punkten. Die Schweiz fiel gegenüber der letzten PISA-Studie vom zwölften auf den 16. Rang zurück, ein Ergebnis, das angesichts der genannten eingeschränkten Vergleichbarkeit mit Vorsicht zu interpretieren ist.
1.516 Schulen aus Deutschland hatten an dem Test im Frühjahr teilgenommen, bei dem weniger die Abfrage von Lehrplanwissen im Vordergrund stand als die Kompetenz der Schüler, lebensnahe Aufgaben zu lösen. Ebenfalls erfasst wurde der familiäre und soziale Hintergrund der Schüler in der Studie.
Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnte insgesamt zu vorsichtiger Interpretation der Daten, da die Studie nur einen kleinen Ausschnitt des Schullebens überprüft habe. Insgesamt sieht Kraus eine Verbesserung der deutschen Bildungslandschaft nach dem PISA-Schock vor fünf Jahren. Die Einführung von Bildungsstandards im deutschen Schulwesen bewertete der Lehrerverbandspräsident positiv.
Die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer warnte die deutschen Bildungspolitiker vor „zu viel Ephorie“. Von einer Lösung der Probleme des deutschen Schulwesens könne keine Rede sein. Eines der größten Probleme sei nach wie vor die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland. Dieses Problem stelle sich in Deutschland schärfer als in vergleichbaren Industrienationen.
Internationale Verhandlungen nach Festnahme russischen Vizefinanzministers in Gefahr - „Wremja Nowostej“
MOSKAU, 29. November (RIA Novosti). Russlands Vizepremier und Finanzminister Alexej Kudrin bemüht sich um ein dringendes Treffen mit seinem festgenommenen Stellvertreter Sergej Stortschak, der des Versuchs beschuldigt wird, 43 Millionen US-Dollar aus dem Staatsetat zu entwenden. Das berichtet die Tageszeitung „Wremja Nowostej“ am Donnerstag.
Wie es im Finanzministerium hieß, wurden mit Stortschaks Verhaftung unter anderem die Verhandlungen über die Regelung der libyschen Verschuldung gegenüber Russland in Höhe von rund 3,5 Milliarden US-Dollar in Gefahr gebracht.
Verhandlungen gleich mit drei Staaten seien gefährdet. „Diese Arbeit ist nicht bloß lahmgelegt, sie ist torpediert worden“, sagte ein Ministeriumssprecher.
Die langwierigen und schweren Verhandlungen „haben faktisch die Zielgerade erreicht, als sich die Behörden eingemischt und einen Menschen festgenommen haben, der eine Schlüsselposition bei den Verhandlungen hatte und den die Ausländer gut kennen“, fügte er hinzu. Nach seinen Worten seien die Fortschritte bei den Verhandlungen mit Tripolis gerade dank den Bemühungen Stortschaks erzielt worden.
Der weitere Verlauf der Verhandlungen sei nun nach Ansicht von Experten schwer prognostizierbar, weil die Beziehungen mit Libyen weiter instabil seien.
KOMMENTAR
Die Novosti-Meldung klingt sehr nach Schelte gegen Strafverfolgungsbehörden und das Prinzip der Gewaltenteilung.
Die "Bemühungen" eines wegen Unterschlagung verdächtigen Vizeministers müssten hingegen kritisch bewertet werden, denn geht es dabei um "3,5 Mrd. US-Dollar", so könnte er seine "Schlüsselposition" auch darin missbrauchen.
-msr-
Bratislava: Ein Kilo Uran-Material beschlagnahmt
Die Baseler Zeitung berichtet, dass in der Slowakei und in Ungarn wurden drei Personen festgenommen unter dem Verdacht seien, ein Kilogramm radioaktives Material für eine Mio. US-Dollar illegal verkaufen zu wollen.
Internet-Journal
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