Meine lieben Eltern jedenfalls nicht, auch meine lieben, älteren Geschwister nicht, sondern bloß ich als jüngstes Kind und Schülersprecher in den Siebzigern.
Die Überheblichkeit, mit der heute über Rückständigkeiten geplaudert wird, steht nur denjenigen zu, die für Fortschritte sorgten. Überhaupt nicht aber dürfen Leute gehässig sein, die ihr eigenes Versagen vergessen oder verschweigen.
GEWALT GEGEN ARBEITNEHMER
Bis zum 1.1.1900 durften Arbeitnehmer ("Gesinde") geschlagen werden. Lehrlinge noch bis 1951.
GEWALT GEGEN KINDER
Bis weit in meine Schulzeit hinein wurde die Prügelstrafe für ein taugliches Erziehungsmittel gehalten und war straffrei, "weil zum Wohle des Kindes", wie sich unsere Eltern und Lehrer nicht erst seit der Steinzeit einbildeten und einig waren, obgleich sich dem Menschen mit der Sprache gescheitere Durchsetzungsmittel entwickelten.
In Bayern, wo sich viele Leut' ihre Klappe besonders weit gegen Rückständigkeiten aufreißen, sofern es keine spezifisch bayrische Tradition betrifft, wurde die "körperliche Züchtigung" an Schulen erst 1983 untersagt.
GEWALT GEGEN FRAUEN
Bis 1997 war im dt.Bundestag keine Mehrheit dafür zu finden, dass die Vergewaltigung in der Ehe als Verbrechen einzustufen ist. "Der Staatsanwalt hat unter dem Ehebett nichts zu suchen, ...", so lauteten die Parolen der "Konservativen". Wenn bei uns das "Mittelalter"bzw. zutreffender "die Urzeit" grad mal Jahrzehnte her ist und wir unseren Eltern und Großeltern trotzdem verzeihen, dann sollten wir im Umgang mit Rückständigen zwar unser heutiges Recht anwenden, wo uns das möglich ist, ABER geschichtsvergessene Gehässigkeit ist Verlogenheit UND ekelt mich gleichermaßen an wie die Gewalt, die viele Frauen und Kinder auch in unseren "aufgeklärten" Kreisen noch heute massenweise erleiden müssen.
"Gleichermaßen" eklig ist sogar untertrieben, WEIL aus kulturkriegerischer Überheblichkeit gesellschaftliche, terroristische und militärische Konflikte entstehen, die rein gar nichts bessern, sondern an Gewalt besonders auch gegen Frauen und Kinder in Zahlen alles in den Schatten stellen, was wir an Elend in Familien erahnen. LG