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12 Mai 2008

Schweres Erdbeben in China

Chengdu (Volksrepublik China), 12.05.2008 – In der chinesischen Provinz Sichuan hat sich am frühen Nachmittag (Ortszeit) des 12. Mai ein schweres Erdbeben mit der Stärke 7,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala ereignet. Das Zentrum des Bebens lag etwa 90 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Chengdu (Koordinaten: 31,104° Nord, 103,270° Ost). Das US-Erdbebenzentrum in Kalifornien registrierte ein Nachbeben mit einer Stärke zwischen 5,5 und 6 auf der Richterskala.

Das Erdbeben war so stark, dass noch in der 1500 Kilometer entfernten chinesischen Hauptstadt Peking Häuser zwei Minuten lang schwankten. In der an der Küste gelegenen Millionenstadt Shanghai wurde das Jin-Mao-Gebäude evakuiert. Selbst in der thailändischen Hauptstadt Bangkok und auf der dem chinesischen Festland vorgelagerten Insel Taiwan waren die Erderschütterungen spürbar.

Genauere Angaben über Schäden sowie Tote und Verletzte liegen noch nicht vor. Es sollen jedoch vier Schüler ums Leben gekommen sein, als eine Grundschule im Kreis Liangping der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing infolge der Erdstöße einstürzte. Mindestens hundert Kinder wurden dabei verletzt, berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Aus der Provinz Sichuan werden weitere Todesfälle befürchtet, da dort viele Gebäude eingestürzt seien. 900 Schüler sind in einer Schule in Dujiangyan verschüttet. Bisher wurden 107 Tote bestätigt.

Zyklon Nargis: Verlust der Mangroven verschlimmerte die Auswirkungen

Singapur, 12.05.2008 – Nach Meinung des Generalsekretärs der Vereinigung Südostasiatischer Nationen (ASEAN) ist die hohe Zahl der Opfer in Myanmar durch den Zyklon Nargis zumindest teilweise auf das Roden des schützenden Mangrovengürtels im Irrawaddy-Delta zurückzuführen. Schuld sei „das Vordringen in die Mangrovenwälder, die als Puffer dienten zwischen den Gezeitenströmen, zwischen großen Wellen oder Stürmen und den Siedlungen“, so Surin Pitsuwan. Somit konnte die Sturmflut ungehindert ins Landesinnere einströmen.

Seit 1924 sind im Irrawaddy-Delta 83 Prozent der Mangroven verschwunden, zunächst um Platz für den Reisanbau zu schaffen und in den letzten Jahren als Quelle für Brennmittel. Allein zwischen 1990 und 2000 nahm die Fläche der Mangrovenwälder im Delta jährlich um etwa 2.000 Hektar ab. Diese Entwicklung ist weltweit zu beobachten. Seit 1980 wurden weltweit 36.000 Quadratkilometer dieser im Grenzbereich zwischen Salzwasser und Süßwasser wachsenden Wälder vernichtet, wobei die Fläche nach Angaben der FAO alleine in Asien um 19.000 Quadratkilometer zurückging. Gründe sind die Anlage von Garnelen- und Fischzuchteinrichtungen sowie die Zersiedelung durch Bevölkerungswachstum und den Tourismus.

Eine Studie der IUCN hat gezeigt, dass in dem durch Mangroven geschützten Ort Kapuhenwala an der Küste Sri Lankas bei dem Tsunami 2004 deutlich weniger Menschen ums Leben gekommen sind als in dem ganz in der Nähe liegenden Wanduruppa, wo es keine solchen Wälder gab. Bereits ein zweihundert Meter breiter Mangrovenstreifen nimmt nach Ansicht der Wissenschaftler Flutwellen drei Viertel ihrer Energie.

Der verheerende Zyklon, der 1970 über das damalige Ostpakistan hinweggerast war und 300.000 bis 500.000 Menschenleben forderte, hat insbesondere in Bangladesch zu einem Umdenken geführt. Die Sundarbans stehen inzwischen unter Naturschutz und sind heute mit einer Fläche von 6.000 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Mangrovengebiet der Welt.

Eine Reihe von Staaten hat inzwischen mit einem Wiederaufforstungsprogramm für Mangrovenwälder begonnen. Auch die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt solche Maßnahmen.

09 Mai 2008

Myanmar: Militärregierung behindert die Arbeit der Hilfsorganisationen

Pyinmana (Myanmar), 09.05.2008 – Auf Unverständnis stößt bei Regierungen und Hilfsorganisationen die Verweigerungshaltung der Militärregierung Myanmars, ausländische Helfer für die wegen des tropischen Sturms „Nargis“ in Not geratene Bevölkerung ins Land zu lassen. Wie es in einer Presseerklärung des Außenministeriums Myanmars heißt, die in der Regierungszeitung „Myanma Ahlin“ veröffentlicht wurde, könnten zurzeit keine Rettungs- und Erkundungsteams aus dem Ausland empfangen werden. Priorität hätten solche Lieferungen, die das Militär des Landes mit eigenen Mitteln verteilen könne. Die Vereinten Nationen teilten heute mit, alle Hilfslieferungen aus dem Ausland seien von der Militärregierung bisher beschlagnahmt worden. Deshalb werde die Unterstützung bis auf Weiteres eingestellt. Wie Reuters meldet, wurde eine Gruppe einer Hilfsorganisation aus dem Wüstenstaat Katar (im Nordosten der Arabischen Halbinsel), die an Bord eines Flugzeugs mit Hilfsgütern in Rangun eingetroffen war, zurückgeschickt. Erst zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern sind Medienberichten zufolge bisher in Myanmar angekommen: eine Maschine aus Italien und ein Flugzeug des Welternährungsprogramms aus Bangkok. Flugzeuge mit Hilfslieferungen aus den USA wurden abgewiesen. Hunderte Helfer, darunter Katastrophenexperten und Logistiker, die für die Verteilung der Hilfsgüter benötigt werden, sitzen in Nachbarländern fest, weil sie kein Einreisevisum für Myanmar erhalten.

Der australische Ministerpräsident Kevin Rudd nannte die Haltung der Militärregierung Myanmars „erschreckend“. Es sei notwendig, den internationalen Druck auf das Regime in Myanmar zu erhöhen Hilfe ins Land zu lassen.

Frankreich dringt inzwischen wegen der Verweigerungshaltung der Militärregierung von Myanmar auf eine Einberufung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Dem schloss sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heute an. Gegenüber AFP sagte sie: „Ich unterstütze ausdrücklich die französische Initiative, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Krise zu befassen.“ Außerdem kündigte sie an, sich telefonisch in der Angelegenheit an den UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zu wenden. Die Verweigerungshaltung der Regierung Myanmars sei angesichts der Krisensituation in dem Land „vollkommen unverständlich“.

Gestern hatte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier den „Koordinierungsausschuss Humanitäre Hilfe“ zur Koordinierung der Hilfsmaßnahmen für Myanmar zu einer Sondersitzung einberufen. In einem Gespräch mit dem Außenminister Myanmars forderte der deutsche Bundesaußenminister die Regierung in Pyinmana Naypyidaw dazu auf, die ausländischen Helfer zu unterstützen.

Unterdessen wächst die Seuchengefahr für die in Not geratenen Menschen, die weder Zugang zu Trinkwasser noch zu elektrischem Strom haben. Das Weltkinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass bereits 20 Prozent der Kinder in den Regionen, die am schwersten von den Auswirkungen des Tropensturms betroffen waren, an Durchfallerkrankungen leiden. Auch seien bereits erste Fälle von Malaria gemeldet worden.

UNICEF-Deutschland berichtet, ein Flugzeug mit Hilfsgütern der Kinderhilfsorganisation der UNO sei am Freitagmorgen um 8.45 Uhr in Rangun eingetroffen. Mitarbeiter von UNICEF seien in 21 von 47 stark betroffenen Regionen im Großraum Rangun und im Irrawaddy-Delta eingetroffen und verteilten dort neben dem Grundbedarf für Krankenhäuser Medikamente zur Behandlung von Malaria sowie Plastikplanen und Moskitonetze. Außerdem seien Wasserreinigungstabletten und chemische Mittel zur Reinigung von Trinkwasser unter den Hilfsgütern. In der Stadt Laputta seien 7.259 Leichen gezählt worden. Von den ursprünglich dort 300.000 Bewohnern von Laputta sind 150.000 durch den Sturm obdachlos geworden.
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06 Mai 2008

Zyklon Nargis: Zahl der Opfer steigt weiter

Rangun (Myanmar), 06.05.2008 – Vier Tage nach dem Durchzug von Zyklon Nargis haben die Behörden die Zahl der Opfer deutlich nach oben korrigiert. Im staatlichen Rundfunk Myanmars wurde die durch den Wirbelsturm und die damit verbundene Flut verursachte Zahl der Toten mit 22.464 Personen angegeben. In den fünf zum Katastrophengebiet erklärten Divisionen sind mehr als 200.000 Menschen obdachlos geworden, bis zu 41.000 Personen werden offenbar vermisst. Insgesamt leben in der betroffenen Region rund 12 Millionen Einwohner.

Die Katastrophe wurde von Hilfsorganisationen als die schlimmste Naturkatastrophe seit dem Tsunami von 2004 in Südostasien bezeichnet. Bei dem Sturm soll es sich um den folgenschwersten Zyklon seit dem Bangladesch-Zyklon handeln, bei dem 1991 rund 143.000 Menschen getötet wurden. Die Lage in Rangun und in den betroffenen Gebieten ist weiter unklar.

Eine dreieinhalb Meter hohe Sturmflut hatte das Delta des Irrawaddy stundenlang unter Wasser gesetzt. Dabei hat es wohl die meisten Opfer gegeben. So sind in dem Ort Pyinzalu in Südosten des Deltas neun Zehntel der einst 4.000 Einwohner ertrunken. In der Stadt Bogalay sind 95 Prozent der Häuser zerstört – das gab ein Minister auf einer Pressekonferenz in Rangun bekannt. Der erste westliche Journalist im Katastrophengebiet, Dan Rivers von CNN, bestätigte diese Angaben. In der Region um Bogalay, wo Rivers sich aufhält, sah er auf einer Strecke von 30 Kilometern nur zerstörte Häuser. Die Leute suchten Zuflucht unter Zeltplanen. Rivers teilte am Dienstag auch Beobachtungen mit, wonach Leichen in die Flüsse geworfen würden. In der Region habe er Fahrzeuge des Roten Kreuzes sowie Militärfahrzeuge beobachtet, die Hilfe brachten.

Die betroffene Region gilt als Reiskammer Myanmars. Mitarbeiter von World Vision berichteten, dass viele Reisfelder mit angeschwemmten Leichen übersät seien. Ursprünglich war erwartet worden, dass Myanmar vor dem Hintergrund der weltweit hohen Nahrungsmittelpreise in diesem Jahr rund 400.000 Tonnen Reis exportiere, viermal mehr als in der Vergangenheit. Das UN-Ernährungsprogramm (WFP) befürchtet, dass die geplante Ausfuhr von Reis nicht stattfinden kann und damit der erhoffte Beitrag zur Linderung der Lebensmittelknappheit in Sri Lanka und Bangladesch nicht erfolgt. Von WFP stammt auch die düsterste Befürchtung über die Zahl der Hilfsbedürftigen: eine Million Menschen nach vorläufigen Schätzungen.

Nach Angaben von Jens Orback, einem früheren Minister in Schweden, der wegen des für den 10. Mai geplanten Referendums nach Myanmar gereist war, um sich ein Bild von den politischen Zuständen zu machen, berichtete vom Chaos auch in der Millionenstadt Rangun. Am 6. Mai 2008 hieß es im staatlichen Fernsehen, in den am meisten betroffenen Gebieten werde das Referendum auf den 24. Mai verlegt; im Rest des Landes solle es aber wie geplant stattfinden.

Die First Lady der Vereinigten Staaten, Laura Bush, hat inzwischen die Militärregierung beschuldigt, die Bevölkerung nicht vorgewarnt zu haben. Diese hätten nur durch ausländische Medien von der drohenden Gefahr Kenntnis erhalten. Eine australische Bürgerin, die sich in Myanmar aufhält, sagte gegenüber CNN, die Regierung habe wohl eine Warnung ausgegeben. Diese sei jedoch zu spät erfolgt. Die Menschen hätten keine Zeit mehr gehabt, sich in Sicherheit zu bringen oder sich mit Notfallgütern zu versorgen. Möglicherweise hätten viele Einwohner die Warnungen auch nicht ernst genug genommen, fügte sie hinzu.

Bush machte weitere Hilfen über die bereits zur Verfügung gestellte Soforthilfe von 250.000 US-Dollar davon abhängig, dass die Militärregierung US-amerikanische Hilfsorganisationen ins Land lässt. Später rückte eine Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, von dieser harten Linie offenbar wieder ab. „Der Präsident und Mrs. Bush haben einen Standpunkt eingenommen, wonach politische Differenzen gegenüber der Notwendigkeit, den Menschen zu helfen, zurücktreten müssen. Und das genau ist es, was wir dort tun würden.“

Die Vereinten Nationen befürchten, dass sich Seuchen ausbreiten, weil in vielen Gebieten weder die Versorgung mit sauberem Trinkwasser noch die Unterbringung der Obdachlosen möglich sei.

Myanmars Außenminister hat inzwischen die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. „Wir werden Hilfe begrüßen. Unser Volk ist in Schwierigkeiten“, sagte Nyan Win. Die Vereinigten Staaten, die Europäische Kommission, Deutschland und andere Staaten haben inzwischen Soforthilfen bereitgestellt.

Unklar ist, wie Hilfsgüter vor Ort gelangen sollen. Straßen sind durch umgestürzte Bäume unpassierbar geworden oder noch überflutet. Die schon in Myanmar tätigen Hilfsorganisationen sind nicht in der Lage, eigene Mitarbeiter zu erreichen, weil Telefonnetz und Elektrizitätsversorgung ausgefallen sind. Richard Horsey, ein OCHA-Sprecher, sagte in Bangkok, die Bevölkerung zu evakuieren, sei wegen der Überflutungen die größte Herausforderung. CNN berichtet, viele UN-Hilfskräfte warteten immer noch auf die Ausstellung von Visa, bevor sie praktische Hilfe vor Ort leisten könnten.

Matthew Cochrane vom Internationalen Roten Kreuz sagte, in den fünf am schwersten betroffenen Regionen lebe fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Landes. Die Einsatzfähigkeit der Organisation sei gewährleistet; man könne in Myanmar auf ein Netz von 250.000 freiwilligen Helfern zurückgreifen. Drei Mitarbeiter des regionalen Katastrophenmanagements des Roten Kreuzes seien heute nach Rangun geschickt worden, hieß es, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Klar sei jedoch bereits jetzt, dass der Mangel an Trinkwasser das größte Problem sei. Viele Menschen seien gezwungen, „kontaminiertes Wasser zu trinken und laufen damit Gefahr, sich mit Krankheiten zu infizieren“, sagte Cochrane. Die Gefahr von Seuchen steige wie bei jeder Katastrophe dieser Art.

05 Mai 2008

Burma-Zyklon weitet sich zur humanitären Großkatastrophe aus

Bis zu 10.000 Tote durch Zyklon Nargis in Myanmar

Rangun (Myanmar), 05.05.2008 – Der erste tropische Wirbelsturm der diesjährigen Wirbelsturmsaison im nördlichen Indischen Ozean, Zyklon Nargis, hat in Myanmar eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der Sturm, dessen Stärke kurz vor dem Landfall der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala entsprach, fegte mit einer Geschwindigkeit von mindestens 190 Kilometern pro Stunde über das Land, deckte dabei Dächer ab und riss Versorgungsleitungen herunter. Der Flugverkehr auf dem internationalen Flughafen wurde unterbrochen. Im Laufe des Tages stiegen die Opferzahlen schnell an. Außenminister U Nyan Win gab die Zahl der Toten mit vermutlich über 10.000 Menschen an.

Die Regierung Myanmars hat für die fünf Divisionen Irrawaddy, Karen, Mon, Bago und Rangun den Notstand ausgerufen. Die mehr als fünf Millionen Einwohner zählende frühere Hauptstadt lag unmittelbar in der Zugbahn des Zyklons. Der Sturm traf das Land eine Woche vor der angesetzten Volksabstimmung über den Verfassungsentwurf der Militärjunta, der für 2010 freie Wahlen vorsieht. Die Opposition hatte die Wähler aufgefordert, den Verfassungsentwurf abzulehnen.

Besonders betroffen sind tiefliegende Gebiete im Delta des Irrawaddy, wo zu den direkten Auswirkungen durch Wind und Regen noch eine Sturmflut wütete. In der Ortschaft Labutta sind nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders 75 Prozent der Gebäude zerstört. Laut Agenturmeldungen sind im Irrawaddy-Delta mindestens 90.000 Menschen obdachlos geworden; 20.000 Häuser sollen hier zerstört worden sein. Die Menschen flohen in Notunterkünfte. Direkt oder indirekt betroffen sind laut dem Hilfswerks Word Vision bis zu zwei Millionen Menschen.

Augenzeugen berichteten, dass auch Rangun erhebliche Schäden davon getragen hat. Die Shwedagon-Pagode soll schwer beschädigt und viele umliegende Gebäude völlig zerstört worden sein. Auch die Sule-Pagode sei verwüstet. Eine UN-Mitarbeiterin sagte in Rangun zur Associated Press, die Straßen seien blockiert, es gebe keinen Strom und kein Trinkwasser. Ein Diplomat verglich die Stadt mit einem Kriegsschauplatz. Im Hafen der Stadt sind nach Angaben staatlicher Medien vier Schiffe gesunken.

Inwieweit internationale Nothilfe vor Ort gelangt, ist unklar, da die Militärs auch nach der Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004 keine ausländischen Hilfsorganisationen ins Land ließen. Nach Angaben des UNO-Generalsekretärs Ban Ki-moon steht die UNO mit Hilfsangeboten für die notleidenden Menschen in Myanmar bereit. Das Katastrophenabschätzungs- und Koordinierungsteams der Vereinten Nationen (UNDAC) der UNO ist vorbereitet um der Regierung bei der Bewältigung der humanitären Probleme zu helfen. Zurzeit liegt von der Regierung Myanmars keine offizielle Bitte um Hilfe vor. Von Seiten der UNO laufen jedoch bereits Koordinierungsversuche in der thailändischen Hauptstadt Bangkok an. Terje Skavdal, der von Seiten der UNO für die Koordinierung der Hilfe in Südostasien zuständig ist, hat dafür eine Erklärung: „Normalerweise ist es die Position der Regierung, nicht um Hilfe zu bitten, aber wenn Hilfe angeboten wird, dann nehmen sie die auch an.“

Von der Regierung des Landes erwarten die Menschen wenig Unterstützung. Vereinzelt wurde durch die Bürger Kritik an den schleppenden Hilfsmaßnahmen des Militärs geäußert. „Wo sind all die uniformierten Leute, die stets bereit sind, Zivilisten zu prügeln?“ fragte einer. Von Zeitungen, die außerhalb Myanmars von Exilbirmanen herausgegeben werden, werden Bürger des Landes mit Stellungnahmen zitiert, wonach sie bisher vergeblich auf Hilfe warteten. Die Staatsorgane hätten die Lage nicht im Griff. Im staatlich kontrollierten Fernsehen zeigten sich führende Generäle der Militärregierung des Landes, wie sie sich ein Bild von der Lage machten. Unterdessen wurde bekannt, dass die Militärjunta an dem für Samstag geplanten Verfassungsreferendum festhalten will. Ungeachtet der größtenteils zusammengebrochenen Infrastruktur des Landes – die ehemalige Hauptstadt Rangun ist ohne Wasser und Strom – sollen die Bürger am Samstag über einen Verfassungsentwurf abstimmen, der die Rechte der Militärjunta noch weiter festigen soll. Mit einer eigens geschaffenen Bestimmung wurde zudem sichergestellt, dass die unter Hausarrest stehende prominente Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi nicht für das höchste Staatsamt kandidieren kann. In der Verfassung heißt es, dass niemand kandidieren kann, der mit Ausländern ehelich gebunden gewesen ist oder war. Suu Kyi war jedoch mit einem britischen Staatsbürger verheiratet.

Erste Hilfe soll aus Thailand und Indien geleistet werden. Plastikplanen für Dächer, Tabletten zum Wasser-Desinfizieren, Kochmaterialien, Decken und Kleidung sollen laut einem thailändischen Militärsprecher am Dienstag mit einem Transportflugzeug nach Myanmar transportiert werden. Auch aus Malaysia soll bald Hilfe eintreffen.

30 April 2008

Russland: 417.000 HIV-Infizierte

MOSKAU, 30. April (RIA Novosti). Die Zahl der HIV-Infizierten in Russland liegt bei 417 000.

Das teilte der russische Hygiene-Chefarzt Gennadi Onischtschenko am Mittwoch im Radiosender Echo Moskwy mit. "In diesem Jahr werden knapp 40 000 Infizierte medizinisch behandelt. Dabei soll sich jeder Kranke alle drei Monate untersuchen lassen und Medikamente jeden Tag und sein ganzes Leben lang einnehmen", sagte der Mediziner. Die ersten AIDS-Kranken waren in der früheren Sowjetunion 1987 registriert worden.

Die größte Risikogruppe bilden Onischtschenko zufolge nach wie vor Drogensüchtige. Demnächst sollten auch Schwangere aufmerksamer untersucht werden. "30 Prozent der Frauen, die Kinder erwarten und bei denen später das HIV-Virus nachgewiesen wird, erfahren von ihrer Erkrankung erst bei der Schwangerschaftsbehandlung... Das zeugt davon, dass sich die 'Feminisierung' der Epidemie durchsetzt und das Virus immer öfter beim Geschlechtsverkehr als beim Impfen mit verseuchten Nadeln übertragen wird."

Onischtschenko teilte mit, dass im vergangenen Jahr 22,5 Millionen und 2006 knapp 20 Millionen Einwohner auf das HIV-Virus untersucht worden waren. Jährlich stelle der Staat bis zu zehn Milliarden Rubel (271 Millionen Euro) für die Behandlung von HIV-Infizierten und AIDS-Kranken zur Verfügung.

24 April 2008

Bundestag debattierte globale Ernährungskrise

Berlin (Deutschland), 24.04.2008 – Unter der Überschrift „Überfällige Strategien der Bundesregierung zur Lösung der Welternährungskrise“ debattierte der Deutsche Bundestag am Mittwoch, den 23. April 2008 über politische Konsequenzen aus der gegenwärtigen weltweiten Ernährungskrise, die durch eine wesentliche Verteuerung von Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mais und anderen Getreidesorten ausgelöst wurde. Die Fraktion der Grünen im Deutschen Bundestag hatte dazu eine Aktuelle Stunde beantragt.

Für die Grünen begründete ihre Fraktionsvorsitzende Renate Künast zunächst die Beantragung einer Aktuellen Stunde mit der entstandenen globalen Bedrohungslage. 850 Millionen Menschen, so Künast, litten weltweit an Hunger. Trotz der international beschlossenen Milleniumsziele, die eine Halbierung der Zahl der Hungernden bis 2015 vorsah, seien nun „weitere 100 Millionen Menschen“ akut vom Hunger bedroht. Die Hauptursache der aktuellen Krise liegen ihrer Ansicht nach „in einer seit Jahrzehnten betriebenen falschen Agrarpolitik und falschen Welthandelspolitik“. Den Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) forderte sie auf, eine agrarpolitische Wende einzuleiten und Agrarexportsubventionen abzubauen.

Seehofer hielt der Grünen-Fraktionsvorsitzenden entgegen, die von ihr kritisierte Agrarpolitik sei von ihr selbst in ihrer Zeit als Ministerin der rot-grünen Bundesregierung „initiiert und in Europa durchgesetzt worden“. Seiner Ansicht nach sind die Agrarexportsubventionen nicht das Hauptproblem. Diese spielten „aufgrund der Weltmarktpreise im Moment keine Rolle“. Diese Exportsubventionen sollten ohnehin bis spätestens 2013 abgeschafft werden, weil sie „bei der Weltmarktentwicklung in der Sache nicht mehr notwendig“ seien.

In mehreren Redebeiträgen setzten sich die Abgeordneten der verschiedenen Fraktionen mit den Strukturen der Weltmarktentwicklung auseinander. Der Abgeordnete Hans-Michael Goldmann von der FDP-Fraktion sah die Kernursache der Ernährungskrise in „zu wenig Markt“: „Nein, es muss in Europa keine Agrarwende geben, sondern es muss einen Agrarschub in Richtung von noch mehr Markt geben.“ Andere Abgeordnete wiesen jedoch auf die Probleme hin, die eine weitgehende Liberalisierung des Weltmarktes geschaffen hat. Heike Hänsel von der Linksfraktion bezog sich auf die aktuelle Situation auf Haiti und machte ein „Versagen der neoliberalen Globalisierung“ für die Hungerrevolte in dem mittelamerikanischen Land verantwortlich. Haiti sei Mitte der 1980er-Jahre durch die herrschende Freihandelspolitik zu einer Absenkung seiner Zölle gezwungen worden. Die Folge sei eine Zerstörung der landeseigenen landwirtschaftlichen Produktion durch die Überschwemmung des Marktes mit Billigimporten. Heute sei Haiti „zu 80 Prozent von Nahrungsmittelimporten abhängig“. Ein Argument, das der SPD-Abgeordnete Sascha Raabe erneut aufgriff: Auf Haiti herrschten „hervorragende klimatische Bedingungen für den Anbau“, aber nur noch zehn Prozent der Lebensmittel, die von der haitianischen Bevölkerung benötigt würden, würden im Land selbst erzeugt. Raabe sprach sogar von einer 90-prozentigen Abhängigkeit von Importen. Dazu gehöre auch subventionierter Reis aus den Vereinigten Staaten. Ein anderes Beispiel für die verheerenden Wirkungen der Freihandelspolitik sei Mexiko, „einst ein Land, das Mais sogar exportieren konnte“. Nach der Einrichtung der Freihandelszone NAFTA sei der mexikanische Markt „mit hochsubventioniertem US-amerikanischen Mais überschwemmt worden“. Das Ergebnis sei, dass die armen Mexikaner sich nun nicht mehr ihre beliebte Tortilla leisten könnten. Neuerdings werde der Mais in den Vereinigten Staaten zu Biosprit verarbeitet, wodurch die Preise für Mais nach oben geklettert seien.

Breiten Raum nahm auch die Diskussion über die Ursachen der weltweiten Ernährungskrise ein. Horst Seehofer unterschied sich mit seiner Ursachenanalyse insofern von der Argumentation Künasts, als er vor allem auf demografische Faktoren hinwies: „Es gibt zwei Kernherausforderungen, bei deren Bewältigung wir eher am Anfang stehen, nämlich die wachsende Weltbevölkerung – jährlich kommen 80 Millionen Menschen hinzu – und die dynamisch zunehmende Kaufkraft der Schwellenländer, etwa in Indien oder China, mit ihrem hohen Bedarf an Nahrungsmitteln. Beides zusammen führt zu der Schätzung der Welternährungsorganisation, dass der Nahrungsmittelbedarf in der Welt in den nächsten beiden Jahrzehnten um 60 Prozent zunehmen wird.“ Die Abgeordneten waren sich dabei weitgehend darüber einig, dass eine Vielzahl von verschiedenen Faktoren zu der gegenwärtigen Situation geführt habe. Der SPD-Abgeordnete Ditmar Staffelt führte den folgenden Katalog verschiedener sich gegenseitig beeinflussender Faktoren an: „Spekulationsverluste, Biosprit oder die Tatsache, dass in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern heute – glücklicherweise – eine höhere Nahrungsnachfrage besteht, die zu bedienen ist, sind es nicht allein. Auch die schwierige Struktur der Landwirtschaft, die Politik der EU, der Vereinigten Staaten und anderer Industrieländer auf dem Felde der Landwirtschaft sind ebenfalls nicht allein ursächlich. Man muss alles zusammen betrachten.“

Einig waren sich die Debattenredner in der Einschätzung, die Stärkung der lokalen Märkte in der sogenannten Dritten Welt, die Stärkung der (klein)bäuerlichen Strukturen dort, wo sie erfolgreich sein können, sei ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung der Welternährungskrise. Nach der Überzeugung des Bundeslandwirtschaftsministers muss „die Produktion zusätzlicher Nahrungsmittel in erster Linie dort erfolgen […], wo der Hunger herrscht oder wo die Menschen von Hunger bedroht sind. Hier dürfen nicht die internationalen Konzerne zum Zuge kommen, sondern der Bedarf muss durch eine bäuerlich strukturierte Landwirtschaft gedeckt werden.“ Dem pflichtete der FDP-Abgeordnete Goldmann bei: „Wir müssen kleinbäuerliche Strukturen, wo es sie gibt, weiterentwickeln und die Kleinbauern in die Lage versetzen, einen eigenen Beitrag zur Ernährung der Menschen vor Ort zu leisten.“

Auch in einem weiteren Punkt herrschte weitgehend Einigkeit, der Problematisierung der Verwandlung von Biomasse in Kraftstoffe. Wolf Bauer räumte ein, dass man in dieser Frage zu blauäugig an die Problematik herangegangen sei: „Unser Problem war, dass wir uns zu voreilig auf konkrete Vorgaben festgelegt haben. Vielleicht hätten wir das Ganze global betrachten müssen.“

Konkrete Zusagen zur Lösung der aktuellen Preisexplosion bei Lebensmitteln machte die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die Bundesregierung werde dem Welternährungsprogramm zusätzlich 13 Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung stellen. Der Hungernothilfe werde die Bundesregierung weitere 10 Millionen Euro überweisen. Mittel- und langfristig müssten daneben vermehrt Anstrengungen unternommen werden, über die bilateralen Programme zur Förderung der ländlichen Entwicklung den „Zugang zu Krediten und Saatgut“ zu verbessern.

Trockenheit bedroht Thailands Reisernte

Bangkok (Thailand), 25.04.2008 – Die thailändische Landwirtschaft ist durch eine Trockenheit bedroht. Die Menschen im Norden, im Nordosten und im Zentrum haben zurzeit mit einer Dürre zu kämpfen. Das Problem: Fast die Hälfte der wichtigsten Anbauregionen ist davon betroffen.

Als Folge dieser Meldungen hat die Weltbank nun gewarnt, dass Thailand – wie andere Länder auch – seine Ausfuhren nun drosseln könnte. James Adams von der Weltbank verglich die Auswirkungen mit den Ölexporten Saudi-Arabiens. Die Auswirkungen einer Reduzierung des jeweils wichtigsten Exportgutes seien durchaus vergleichbar.

Die Preise für das wichtigste asiatische Nahrungsmittel sind mittlerweile sehr hoch. So hat sich die Sorte Pathumthani seit März um 50 Prozent verteuert. Grund ist auch die hohe Nachfrage aus dem Ausland. Am heutigen Donnerstag sind die Preise auf eine neue Rekordhöhe geschnellt. So musste man für eine Tonne Reis aus Thailand an der Chicagoer Börse 1.080 US-Dollar bezahlen. In den Vereinigten Staaten beginnen die ersten Lebensmittelketten den Reis zu rationieren. Zusätzlich drosseln auch andere Exportländer ihre Ausfuhren.

Im Jahr 2007 wurden 650 Millionen Tonnen Reis geerntet. Da die Reisproduktion langsamer wächst als die Weltbevölkerung, sind nur noch sehr geringe Lagerbestände vorhanden.

22 April 2008

Nahrungskrise steht weltweit auf der Tagesordnung

Berlin (Deutschland) / London (Vereinigtes Königreich) / Accra (Ghana), 22.04.2008 – Die weltweite Nahrungskrise bestimmt immer stärker die Tagesordnung von Parlamenten, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen auf nationaler wie internationaler Ebene: Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) berät in London einen Drei-Stufen-Plan gegen die weltweite Nahrungsmittelkrise, innerhalb der Europäischen Union ist eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Biosprit-Nutzung entbrannt, der Deutsche Bundestag kommt am Mittwoch auf Antrag der Grünen zu einer Aktuellen Stunde zusammen, um über Lösungen der Nahrungskrise zu diskutieren, und in Accra (Ghana) tagt die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), um über den Kampf gegen Armut und Hunger im Zeitalter der Globalisierung zu beraten.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon warnte auf dem 12. UNCTAD-Treffen in der ghanaischen Hauptstadt Accra angesichts der alarmierenden Teuerung der Lebensmittelpreise vor einer „Kaskade von Krisen“. Ein Versagen der internationalen Gemeinschaft bei der Lösung des Hungerproblems werde auch eine Lösung anderer globaler Probleme unmöglich machen. Wirtschaftliches Wachstum, sozialer Fortschritt und politische Sicherheit seien ohne die Bekämpfung des Hungers undenkbar. Er beschrieb die gegenwärtige Situation der Weltwirtschaft als eine „Bedrohung für die Stabilität vieler Entwicklungsländer“.

Einige tausend Kilometer weiter nördlich, in London (Großbritannien), wurde ebenfalls eine Situationsbeschreibung versucht – aus der Sicht des Welternährungsprogramms der UNO. Josette Sheeran, Direktorin des WFP, sagte: „Dies ist das neue Gesicht des Hungers – Millionen Menschen, die vor sechs Monaten noch nicht unter akutem Hunger leiden mussten, müssen es jetzt.“ Mehr als 100 Millionen Menschen seien vom Hungertod bedroht. WFP-Berechnungen zufolge sind die Lebensmittelpreise auf den Weltmärkten seit Juni 2007 um 55 Prozent gestiegen. Nach Ansicht Sheerans stehe die Organisation vor der „größten Herausforderung in der 45-jährigen Geschichte der Organisation“. Das WFP schlägt einen Drei-Stufen-Plan vor, dessen erste Stufe in dem kurzfristigen Ausbau der Schulspeisungen besteht, um der aktuell bedrohlichen Situation für viele Kinder zu begegnen, die darauf angewiesen sind. Mittelfristig sollen die logistischen Möglichkeiten der Organisation anderen Hilfsorganisationen zur Durchführung unmittelbar lebensrettender Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Langfristig geht es dem WFP um die Unterstützung von Reformen in der Landwirtschaft. In den armen Ländern, besonders denen Afrikas, müssten die vor Ort vorhandenen Möglichkeiten zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion gestärkt werden. Afrika brauche eine „grüne Revolution“. Für die Produktion von Bio-Kraftstoffen aus Nahrungsmittelkulturen dürfe es keine Prämien mehr geben, sagte der an der Konferenz teilnehmende slowenische Europa-Staatssekretär Janez Lenarcic für die EU-Ratspräsidentschaft.

Auch auf EU-Ebene wird über die Strategie der Gewinnung von Kraftstoffen aus energiehaltigen Pflanzen diskutiert. Konkret geht es um den EU-Beschluss vom März 2007, den Treibstoffverbrauch in den Mitgliedsstaaten durch einen vermehrten Einsatz von Biosprit bis zum Jahr 2020 um zehn Prozent zu verringern und so das Ziel der Klimapolitik zur Reduzierung des Kohlenstoffdioxidausstoßes erreichen zu helfen. Bis 2020 will die Europäische Union den CO2-Ausstoß um 20 Prozent senken, um der weiteren Erderwärmung zu begegnen. „Starke Bedenken“ gegen diese Biotreibstoffstrategie äußerte bereits die Regierung Luxemburgs. Es könne nicht sein, dass „diejenigen, die am härtesten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden, zusätzlich unter den perversen Konsequenzen kurzsichtiger Klimaschutzmaßnahmen zu leiden haben.“ Die Gewinnung von Biokraftstoffen aus Getreide wird mitverantwortlich für die weltweite Verteuerung von Getreide und Getreideprodukten gemacht. Die deutsche Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hatte am Montag ebenfalls einen Stopp der weiteren Verwertung von Nahrungsgrundstoffen für die Produktion von Biosprit gefordert. Die britische Regierung macht ihre Haltung in dieser Frage vom Ausgang einer Untersuchung abhängig, die Premierminister Gordon Brown in Auftrag gegeben hat. Die Studie soll ermitteln, welchen Einfluss die Produktion von Biokraftstoffen auf die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Umwelt ausübt.

Die Bundestagsfraktion der Grünen, die die morgige Aktuelle Stunde im Deutschen Bundestag beantragt hat, kritisiert insbesondere die Subventionen der Europäischen Union für den Export von Agrarprodukten. Diese sollten komplett gestrichen werden. Notwendig sei auch nicht eine weitere Steigerung der Produktion innerhalb Europas, sondern die Stärkung des Agrarmarktes in den Entwicklungsländern selbst. Die Grünen stellen sich damit gegen die Vorschläge des Bundeslandwirtschaftsministers Horst Seehofer (CSU), der sich für eine Erhöhung der europäischen Agrarproduktion ausgesprochen hatte. Innerhalb der Unionsfraktion wird auch der verstärkte Einsatz von Gentechnik zur Steigerung der Agrarproduktion ins Spiel gebracht. Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, hatte sich am Montag entsprechend geäußert.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch macht die Subventionspolitik der EU für die steigenden Lebensmittelpreise verantwortlich. Foodwatch-Gründer Thilo Bode sagte am Dienstag, die Exportsubventionierung von Schweinefleisch führe zu einer doppelten Bestrafung des Verbrauchers. Dieser müsse nicht nur die Subventionen über die Steuern finanzieren, sondern werde auch noch durch die so entstehenden höheren Preise zur Kasse gebeten, weil der Schweinefleischexport zu einer Verknappung des Angebotes im Inland und einem entsprechenden Preisanstieg führe.

18 April 2008

Honduras: Hungerkrise

Tegucigalpa (Honduras), 18.04.2008 – Nachdem in den vergangenen Wochen von gewalttätigen Protesten gegen die Verteuerung von Lebensmitteln auf Haiti berichtet worden war, ist offenbar auch in Honduras eine Hungerrevolte ausgebrochen. Von zehntausenden demonstrierenden Menschen in den Städten Honduras' ist die Rede.

In der Hauptstadt Tegucigalpa haben Arbeiter, Studenten, Lehrer und Bauern am Donnerstag Straßenblockaden errichtet. Sie fordern höhere Löhne und eine staatliche Kontrolle der Lebensmittelpreise sowie der Preise für Gas und Strom. Die Sicherheitskräfte setzten auch Tränengas gegen die Demonstranten ein. 1.000 Soldaten sollen die Polizeikräfte bei der Auflösung der Blockaden unterstützen. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen sollen, wie heute gemeldet wurde, sieben Angehörige der Sicherheitskräfte verletzt worden sein. Mehrere Personen wurden verhaftet. Die Auseinandersetzungen dauerten auch heute noch an.

Die honduranische Regierung hat inzwischen einen Notplan zur Bekämpfung der Ernährungskrise angekündigt. Die Regierung will dafür umgerechnet etwa 67 Millionen Euro bereit stellen. Mit dem Geld sollen landwirtschaftliche Flächen in Honduras mit Mais und Bohnen bepflanzt werden. Die hohe Abhängigkeit von ausländischen Lebensmittellieferungen soll so abgeschwächt werden. Die Preise für Reis und Bohnen sind in Honduras seit Oktober 2007 um 20 Prozent gestiegen.

15 April 2008

Weltagrarbericht fordert Umdenken

Paris (Frankreich), 15.04.2008 – Eine grundlegende Umorientierung der globalen Landwirtschaft wird im Weltagrarbericht der UNESCO gefordert, zu dem 400 Wissenschaftler aus mehreren Ländern beigetragen haben und der von 60 Staaten unterzeichnet wurde. Der Bericht fällt in eine Zeit, in der Hungerrevolten und explodierende Preise für Grundnahrungsmittel auf der Agenda stehen; eine Zeit, in der mit einem Wachstum der Weltbevölkerung von gegenwärtig 6,7 Milliarden auf 9,2 Milliarden bis zum Jahr 2050 gerechnet wird. In dem Bericht wird eine Abkehr von verbreiteten Formen der modernen landwirtschaftlichen Massenproduktion, die auf dem massiven Einsatz von Pestiziden und großflächigen Monokulturen basiert, gefordert. Stattdessen sei eine verstärkte Orientierung auf die Unterstützung von Kleinbauern notwendig, die auf lokaler Ebene ökologisch verträgliche Anbaumethoden mit ökonomischer Effektivität sowie nachhaltiger Nutzung von Ressourcen verbänden.

In der vom Weltagrarrat (IAASTD) heute in Paris veröffentlichten Expertise wird die gegenwärtige Situation der Welt als Ausgangspunkt der Analyse genommen. Diese Welt ist – so die Studie – durch ungleiche Entwicklung, nicht-nachhaltigen Gebrauch der natürlichen Ressourcen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels sowie fortgesetzten Nahrungsmangel und Armut gekennzeichnet. Um diesen Problemen wirkungsvoll zu begegnen, schlagen die Autoren des Berichts vor, gerade die landwirtschaftlichen Kleinproduzenten zu stärken, die für ihr lokales Umfeld produzieren. Dabei müssten die natürlichen Ressourcen der jeweiligen Region auf schonende Weise genutzt werden. Wissenschaftliches Wissen solle sich stärker an den Bedürfnissen dieser Nahrungsmittelproduzenten orientieren, die über ein traditionelles Wissen verfügten, das ebenfalls eine wichtige Resource darstelle. Unterstützung bedeute dabei gleichzeitig, ihnen mit ihren Produkten den Zugang zu den internationalen Märkten zu fairen Bedingungen zu erleichtern. Umgekehrt habe die Öffnung der lokalen Märkte für den internationalen Handel die kleinen lokalen Produzenten häufig ruiniert und damit die Grundlage für eine nachhaltige lokale Wirtschaft zerstört. Armut, Unterentwicklung und Umweltzerstörung waren und sind langfristig die Ergebnisse dieser Marktöffnung. Eine Änderung der globalen Wirtschafts- und Finanzpolitik, unter anderem der Formen der Besteuerung und Zollerhebung auf Agrarprodukte sei daher notwendig.

Der IAASTD-Bericht fällt in die Zeit von Hungerrevolten in Haiti, die dort bereits zum Sturz der Regierung geführt haben. Ursache sind aktuell weltweit anziehende Preise für Weizen, Reis und andere Grundnahrungsmittel. Nach Schätzungen der Weltbank könnte die Verdoppelung der Lebensmittelpreise in den letzten drei Jahren zu einer globalen Hungerkatastrophe führen, die etwa 100 Millionen Menschen in den ärmsten Ländern besonders hart treffen würde. Jochen Spengler, Generalsekretär der Welthungerhilfe, rechnete in einem Interview mit dem Deutschlandfunk vor, dass viele Menschen in den Entwicklungsländern bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aufwenden müssten. Geringfügige Preissteigerungen wirkten sich da katastrophal aus. Zur Linderung der aktuellen Ernährungskrise fordert Weltbankpräsident Robert Zoellick 500 Millionen US-Dollar Soforthilfe für das Welternährungsprogramm (umgerechnet etwa 320 Millionen Euro).

06 April 2008

Simbabwe und Kurt Beck

Simbabwe und Kurt Beck haben gar nichts miteinander zu tun, wie es scheint, denn Beck hat andere Sorgen als Simbabwe, wo vor einer Woche gewählt wurden und noch immer fraglich ist, ob dieser afrikanische Staat in Gewalt versinkt. Auch Frau Merkel und der Außenminister werden sich mit solch fernen Dingen kaum abgeben. Es könnte zwar sein, dass sie zur "Besonnenheit" aufgerufen haben, aber besser wäre es, wenn dem Land ein Entwicklungshilfeabkommen in Aussicht gestellt würde, wenn es den inneren Frieden zu wahren weiß. Oder wenn Deutschland den Weltsicherheitsrat auffordern würde, im Falle schuldhafter Bürgerkriegseskalation Mugabe oder sein Gegenüber quer durch die Welt ins Gefängnis zu jagen, denn das geht, wenn man will. Man müsste nur endlich die rechtlichen und kooperativen Grundlagen schaffen.

Aber unsere lustlosen und phantasielosen Politiker/innen haben wahrscheinlich gar nichts im Programm, woran Afrika Freude haben könnte. Und trotz höchster Steuereinnahmen aller Zeiten auch nichts im Etat, denn die Spekulationen im US-Immobilienmarkt gingen daneben.

-msr-

Haiti: Lebensmittelmangel und gewalttätige Proteste

Port-au-Prince (Haiti), wikinews 06.04.2008 – Auf Haiti kam es seit Donnerstag zu teilweise gewalttätigen Demonstrationen gegen die hohen Lebensmittelpreise. Dabei wurden am Samstag mindestens vier Menschen getötet und 20 verletzt. In der im Südwesten der Karibik-Insel gelegenen Hafenstadt Les Cayes wurden Agenturberichten zufolge von einigen der etwa 2.000 Demonstranten Straßensperren errichtet und Häuser in Brand gesteckt. Die Vereinten Nationen (UN) berichteten über Angriffe auf das UN-Gebäude in der Stadt. In der vorigen Nacht seien auch Schüsse auf Blauhelmsoldaten der UN-Mission (MINUSTAH) abgegeben worden. Blauhelmsoldaten erwiderten das Feuer. Bei dem Schusswechsel soll nach Aussagen von Demonstranten ein junger Mann von einem Soldaten der Friedenstruppe durch einen Schuss in den Kopf getötet worden sein. Die UN will den Vorfall untersuchen. Auf Haiti sind 9.000 „Blauhelme“ stationiert.

Nach den Überflutungen infolge des Hurrikans im vergangenen Jahr waren die Lebensmittelpreise inflationär in die Höhe geschnellt. Die Preise für wichtige Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Obst stiegen im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent. Haitis Premierminister, Jacques Edouard Alexis, verurteilte die Gewalt. Seiner Ansicht nach seien die Gewaltakte von Drogenhändlern und Schmugglern manipuliert worden. Er kündigte Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage an.

Haiti gilt als eines der ärmsten Länder in der westlichen Welt. BBC zufolge haben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung weniger als zwei US-Dollar am Tag zum Leben zur Verfügung. Die UNO hat wegen der Lebensmittelkrise in dem Land den Ausnahmezustand verhängt. Viele Menschen in den Slums von Haiti müssen sich wegen der hohen Lebensmittelpreise von so genannten Lehmkeksen ernähren – einer Mischung aus Lehm, Fett und Salz – um nicht zu verhungern.

04 April 2008

Zum Desaster bei UNICEF-Deutschland

Nach den Rücktritten von Heide Simonis und weiteren Wohltätern erklärte gestern der kommissarische UNICEF-Deutschland-Vorsitzende Reinhard Schlagintweit den geschlossenen Rücktritt des gesamten Vorstandes, nachdem die Wirtschaftsprüfung weitere Unregelmäßigkeiten aufdeckte.

Die Vorgänge bei UNICEF-Deutschland sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, die ihre Eliten aus der persönlichen Haftung für ihr politisches und wirtschaftliches Handeln entlässt, denn die "Rücktritte", mit denen UNICEF-Deutschlad und Konzerne die Vertretenen abspeist, werden dem Verantwortungserfordernis nicht annähernd gerecht, sondern sind, als würde jemand nach einer Verschuldung zum Gläubiger sagen: "Ich trete von den Schulden zurück." - Wenn es damit getan ist, dann lohnt das Schuldenmachen.

Die Gesetze geben eigentlich mehr Haftung her, kommen aber gegen die Eliten nicht zur Anwendung, dass die Vertreter für schlechte Vertretung den Vertretenen im Innenverhältnis haften. Und zwar in Gänze ihres Vermögens, wenn sie ihre Kompetenzen überschritten oder schuldhaft die Wahrnehmung unterließen.

Wer sich solche "Durchhaftung" ersparen will oder nicht leisten kann oder die Vertretenen im verschuldeten Schadensfall nicht im Regen stehen lassen will, müsste (wie ich) in eine Vermögenshaftpflichtversicherung einzahlen, die allerdings bei grober Fahrlässigkeit wiederum Rückgriff beim Versicherungsnehmer nehmen sollte, da einzig die persönliche Haftung Verantwortlichkeit bringt.

Ich werde weiterhin für UNICEF spenden und werben, denn sonst stehen laufende Hilfsprojekte vor dem Aus und "Kinder haften für ihre Wohltäter".

Die Konsequenz aus dem Desaster muss für UNICEF-Deutschland lauten, dass die Verträge mit dem neuen Vorstand persönliche Durchhaftung vorsehen. Wem dann das Amt keinen Spaß macht, der wollte nur den Titel, nicht die Arbeit, soll sich andere Jobs suchen.

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Reispreis-Rekord: 546 US-$ pro Tonne

04.04.2008 wikinews – In Thailand bewachen die Bauern aus Angst vor Plünderungen nachts ihre Reisfelder. Auf den Philippinen verteilt die Armee Reis an die Bedürftigen. Der Grund sind die seit Jahren steigenden Preise für dieses Grundnahrungsmittel. An der Terminbörse in Chicago stiegen die Preise für Rohreis in den letzten sechs Jahren um 450 Prozent. Allein seit Januar 2008 erhöhte sich der Reispreis nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) um 20 Prozent. Der qualitativ hochwertige thailändische Reis kostete im März 546 US-Dollar je Tonne, ein Zuwachs um 13 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt die Preissteigerung sogar 68 Prozent.

Ursache dieser Entwicklung ist ein seit mehreren Jahren wachsendes Missverhältnis zwischen dem Wachstum der Weltbevölkerung und ihrem wachsenden Reisbedarf und der nur langsam wachsenden Reisproduktion. So stieg die Weltproduktion an Reis im Jahr 2007 nur um ein Prozent auf insgesamt 650 Millionen Tonnen. Neben der Produktion ist auch nach der Entwicklung des Welthandels mit Reis zu fragen. Im laufenden Jahr wird der Welthandel mit Reis einen Umfang von 29,9 Millionen Tonnen erreichen; das sind 1,1 Millionen Tonnen weniger als erwartet worden war. Die Verknappung der Ware Reis führte zu steigenden Gewinnerwartungen der Exportländer. China, Indien, Ägypten, Vietnam und Kambodscha schränkten ihr Angebot ein oder verlangten höhere Preise. Der thailändische Handelsminister Mingkwan Saengsuwan forderte die Reisbauern sogar zu einer künstlichen Zurückhaltung bei Verkäufen auf, die Preise könnten bald bei 1.000 Dollar je Tonne liegen. Thailand exportiert normalerweise doppelt so viel Reis wie es selbst verbraucht. Betroffen von den hohen Reispreisen sind vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten in Reisimportländern wie Bangladesch, Indonesien und Iran.

Kurz- und mittelfristig gibt die FAO jedoch eine (für die Verbraucher) günstige Prognose für Reis. In den nächsten Monaten werden in einigen führenden reisproduzierenden Ländern die Ernten erwartet, darunter in Brasilien und Uruguay in Südamerika sowie in Bangladesh, Indien, Indonesien, Thailand und Vietnam in Asien. Dies wird den Druck auf die Preise für Reis vermindern.

25 März 2008

In Rio de Janeiro grassiert das Dengue-Fieber

Rio de Janeiro (Brasilien), wikinews 25.03.2008 – In der Stadt am Zuckerhut herrscht der gesundheitliche Ausnahmezustand. Seit Januar 2008 starben allein in der Stadt Rio de Janeiro 29 Menschen am Dengue-Fieber, einer vor allem in tropischen Regionen verbreiteten Infektionskrankheit. Im gleichnamigen Bundesstaat wurden 49 Todesopfer registriert, deren Tod auf diese Krankheit zurückgeführt wird. 23.500 Menschen leiden in Rio der Janeiro momentan an den Symptomen dieser heimtückischen Krankheit, gegen die es weder Medikamente noch einen Impfschutz gibt. Täglich kommen 2.000 Neuinfektionen hinzu.

Für den brasilianischen Gesundheitsminister Jose Gomes Temporao ist die Situation in Rio de Janeiro „alarmierend“. Die vorhandenen Kliniken reichen zur Betreuung der neu eingelieferten Patienten mit Dengue-Fieber-Infektionen nicht mehr aus. Die Streitkräfte des Landes sollen nun beim Aufbau von Zeltkliniken helfen. Das hämatologische Institut sucht dringend nach Blutspendern. Betroffen waren zunächst vor allem Kinder und Menschen in den Elendsvierteln der Stadt. Inzwischen hat sich die Epidemie jedoch auf alle Stadtviertel ausgeweitet.


Die Krankheit gilt nach Aussagen des Auswärtigen Amtes als die „weltweit häufigste durch Mücken übertragene Virusinfektion“. Die Zahl der weltweit Infizierten wird auf 50 Millionen Menschen geschätzt. Der Erreger wird von der Gelbfiebermücke beziehungsweise der „St. albopicta“ (Asiatische Tigermücke), beides Stechmückenarten, übertragen. Diese Mücken brüten in kleinsten Wasseransammlungen in Blumentöpfen, Kokosnussschalen und so weiter. Die Infektion durch das Virus führt nach zweitägiger Inkubationszeit zu hohem Fieber. Die Symptome ähneln dabei denen einer Grippeinfektion. Obwohl es keine Medikamente gegen diese Virusinfektion gibt, verläuft die Krankheit in der Regel nicht tödlich, heilt aber erst nach einer langen Erholungsphase aus. Der Krankheitsverlauf ist aber uneinheitlich. Es sind auch schwerere und mit höherem Risiko behaftete Krankheitsverläufe dokumentiert, darunter ein Verlauf, der als hämorrhagisches Dengue-Fieber (DHF) bezeichnet wird. Unterschiedliche Krankheitsverläufe ergeben sich auch aus der Tatsache, dass vier verschiedene Subtypen des Virus bekannt sind. Laut Robert Koch-Institut gehören Infektionen mit dem Dengue-Fieber-Erreger zu den am häufigsten aus dem Ausland eingeschleppten Fiebererkrankungen nach einer Fernreise.

Bei der letzten großen Dengue-Fieber-Epidemie in Rio de Janeiro im Jahr 2002 starben im Bundesstaat Rio de Janeiro 90 Personen an der Krankheit.

Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland empfiehlt allen Reisenden nach Brasilien einen „konsequenten Mückenschutz – insbesondere tagsüber“. Außer aus Rio de Janeiro weist das Amt auch auf erhöhte Fallzahlen von Dengue-Fieber in weiteren Städten und Provinzen des Landes hin, so in Ceara, Bahia, Paraiba, Maranhao, Pernambuco und Piaui. Die brasilianischen Behörden warnen außerdem vor einem erhöhten Gelbfieberrisiko in der Hauptstadt Brasilia.

18 März 2008

Tuberkulose bleibt eine globale Herausforderung

Genf (Schweiz), wikinews 18.03.2008 – Tuberkulose (TB) ist – 126 Jahre nach der Entdeckung des Tuberkel-Bazillus durch Robert Koch – weltweit immer noch eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Neuinfizierten im Jahr 2006 mit weltweit 9,2 Millionen Fällen an. Jährlich sterben rund 1,7 Millionen Menschen an der Krankheit (Zahlen von 2006, dem letzten Jahr, das aktuell vollständig dokumentiert ist). Dies entspricht einer Infektionsrate von 139 Fällen auf 100.000 Einwohner. Die Länder mit den höchsten Fallzahlen sind Indien, China, Indonesien, Süd Afrika und Nigeria in dieser Reihenfolge. Die höchste Pro-Kopf-Rate verzeichnet Afrika mit 363 Infizierten auf 100.000 Einwohner. Ein besonders großes Problem stellt die zunehmende Resistenz des Erregers gegen die zur Behandlung verwendeten Antibiotika dar, sie erreichte im letzten Monat den höchsten Stand, der jemals dokumentiert wurde. Inzwischen sind nach Schätzungen der WHO rund 500.000 Infizierte gegen die verwendeten Antibiotika resistent. Die zweite Bedrohung, mit der sich die Menschheit weltweit in Bezug auf die Ausbreitung dieser Infektionskrankheit bedroht sieht, ist die Verbindung der TB-Infektion mit einer gleichzeitigen HIV-Infektion. 200.000 Menschen starben 2006 an dieser tödlichen Kombination.

Die positive Nachricht ist, dass es vielen Ländern gelang, die Anzahl der Pro-Kopf-Erkrankungen durch TB deutlich zu senken. Nach WHO-Angaben fallen die Infektionsraten global seit 2003, und zwar in allen Hauptregionen, in denen Tuberkulose stark verbreitet ist – mit Ausnahme Europas, wo die Zahl der Infektionen auf vergleichsweise niedrigem Niveau seit einigen Jahren relativ stabil ist. Nimmt man einen längeren Vergleichszeitraum, sind die TB-Infektionszahlen in Europa sogar gestiegen. Während im Jahr 1980 die Zahl der Infizierten in Europa mit 348.921 angegeben wird, stieg der entsprechende Wert im Jahr 2006 sogar auf 359.735 Fälle. Die Erfassung der entsprechenden Daten konnte in diesem Zeitraum allerdings ebenfalls gesteigert werden.

Die Milleniums-Ziele (Millennium Development Goals, MDGs) der UNO dürften insgesamt nur schwer zu erreichen sein. Bis zum Jahr 2015 sollte die Ausbreitung der Infektion sowie die Zahl der Todesopfer halbiert werden. Ein Teil des Problems zur Erreichung dieser Ziele ist eine Finanzierungslücke von rund einer Milliarde US-Dollar, wie die WHO vorrechnet.

Die Situation in Deutschland ist laut einer Erklärung des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht besorgniserregend, darf aber auch nicht unterschätzt werden. Im Jahr 2006 waren in Deutschland 5.402 Tuberkulosefälle registriert, davon starben 201 Menschen. „Wegen der Schwere der Erkrankung und angesichts der internationalen Situation muss die Tuberkulose weiterhin einen hohen Stellenwert in Medizin und Gesundheitsdienst haben“, sagte RKI-Präsident Prof. Dr. Jörg Hacker. In Deutschland waren 2,2 Prozent der Fälle mit multiresistenten Bakterien infiziert, in absoluten Zahlen: 78 Patienten. Die Infektionsrate liegt in Deutschland mit zwei Infizierten auf 100.000 relativ niedrig.

In Bezug auf Europa sind die Länder der ehemaligen Sowjetunion besonders von hohen Infektionsraten mit TB betroffen, das gilt auch für den Anteil der Infizierten mit multiresistenten Bakterien. Hier die Infektionsraten einiger Länder der GUS auf 100.000 Einwohner: Aserbaidschan 17, Weißrussland 11, Georgien 41, Kasachstan 41, Kirgisistan 35, Russland 23, Tadschikistan 31, Turkmenistan 24, Usbekistan 27. Zum Vergleich einige westeuropäische Länder: Deutschland 2, Großbritannien 3, Frankreich 3, Polen 7, Spanien 5, Schweden 1.

Im Rahmen des Petersbergers Dialoges unterstützt das RKI das Gesundheitswesen in der Russischen Föderation bei der Umsetzung verschiedener Maßnahmen zur Behandlung der TB. Dazu gehören Fortbildungsmaßnahmen, Stipendienprogramme und andere Projekte.

Der WHO-Tuberkulose Bericht basiert auf Erhebungen in 202 Ländern und erscheint jährlich anlässlich des Welttuberkulosetages, der seit 1982 jährlich begangen wird. Am 24. März 1882 hielt Robert Koch in Berlin einen berühmt gewordenen Vortrag, in dem er den von ihm entdeckten Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Tuberkel-Bazillen und der Entstehung der Tuberkulose erstmals darlegte. Er erhielt für seine wissenschaftliche Leistung 1905 den Nobelpreis für Medizin.

04 Februar 2008

Über 40 Erdbebentote in Ruanda

Kigali (Ruanda), 04.02.2008 wikinews – Bei zwei Erdstößen in der Region um den Kiwusee wurden mindestens 40 Personen getötet. Das erste Erdbeben hatte sein Epizentrum im Osten der Demokratischen Republik Kongo, etwa 20 km von der Stadt Bukavu entfernt. Es ereignete sich am 3. Februar um 08:34 Uhr MEZ und hatte eine Magnitude von 6.0 auf der Richterskala. Ein zweiter Erdstoß dreieinhalb Stunden später erreichte eine Magnitude von 5.0. Das Epizentrum dieses zweiten Bebens lag im Südwesten Ruandas. Später traten noch einige Nachbeben auf.

Im ruandischen Rusizi stürzte eine Kirche ein, in der Gläubige an einem Gottesdienst teilnahmen. Radio Ruanda meldete, im Westen des ostafrikanischen Landes seien 34 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 250 hätten in Krankenhäusern behandelt werden müssen, zumeist wegen Knochenbrüchen.

Jacqueline Chenard, eine Mitarbeiterin der UN-Friedensmission vor Ort, sagte, dass viele Häuser völlig zerstört seien. Nach Meinung der stellvertretenden Polizeichefin Ruandas, Mary Gahonzire, seien noch viele Personen verschüttet, so dass die Opferzahl noch steigen könne.

Der Rundfunk der Demokratischen Republik Kongo berichtete von sechs Toten in der Provinz Süd-Kivu. Im benachbarten Burundi verursachte das Erdbeben einen Stromausfall.

Die Erdbebenregion liegt im Bereich des ostafrikanischen Grabenbruchs. Bereits in der Vergangenheit hatten sich in der Region schwere Erdbeben ereignet. 1966 hatte ein Erdbeben im Westen Ugandas 157 Afrikaner getötet und mehr als 1300 verletzt. Das letzte schwere Beben ereignete sich im Dezember 2005.

  • Welthilfe
  • 26 September 2007

    Tausende von Kindern in Somalia vom Hungertod bedroht

    Mogadischu (Somalia), 26.09.2007 wikinews – Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF sind etwa 8.700 Kinder in Jawhar und 13.500 in ganz Somalia direkt vom Hungertod bedroht, ungefähr 83.000 Kinder in Mittel- und Südsomalia unterernährt. Viele von ihnen leiden unter geschwollenen Lippen und haben orangegetönte Haare.

    Wie der UN-Notstandskoordinator John Holmes vergangene Woche mitteilte, handelt es sich dabei um die größte afrikanische humanitäre Krise neben denen in Darfur und im Tschad.
    Westliche Hilfsorganisationen beschweren sich über die Lage in Somalia: So soll die Regierung die Lage sogar verschlechtert haben, indem sie Steuern für humanitäre Hilfen verlangt, Straßen blockiert und Wohltätigkeitsorganisationen bezichtigt hat, „Terroristen“ zu unterstützen. Somalias Gesundheitsminister, Qamar Adan Ali, sagte, ihnen würden die Macht und die Ressourcen fehlen, um solch eine Krise zu bewältigen. Sie seien auf ausländische Spenden angewiesen, um ihre Gehälter zu bezahlen.
    Auf Beschwerden von UN-Mitarbeitern und der US-Botschaft in Nairobi, Hauptstadt von Kenia, hin wurde der Ton von somalischen Behördenmitarbeitern gegenüber Hilfsorganisationen nachgiebiger.
    Auch die fortwährende Gewalt im Land hält Hilfsgruppen davon ab, sich bei der humanitären Hilfe für Somalia zu beteiligen. Letzte Woche starb ein Fahrer des somalischen Roten Kreuzes, als er von drei bewaffneten Männern überfallen wurde.

    Seit 16 Jahren ist Somalia vom Bürgerkrieg gekennzeichnet. Im Jahr 2006 hatten radikalislamische Milizen in weiten Teilen des Landes vorübergehend die Macht übernommen. Sie wurden zu Beginn dieses Jahres von somalischen Regierungstruppen mit Unterstützung der äthiopischen Armee wieder vertrieben.
    Owliyo Moalim, 44 Jahre alt und Mutter von fünf Kindern, hatte zusammen mit ihrer Familie alle drei Monate die Ernte eingefahren, bis seit Oktober 2005 die Felder regelmäßig durch Überflutungen zerstört wurden. Auch viele Felder in der Gegend des Dorfes Boodle sind überflutet. Die Bewohner des Dorfes versuchten, die Böschungen des Flusses Shabelle zu erhalten, aber dazu seien Bulldozer und Traktoren notwendig, äußerte sich Hamdi Musei Osman, der Dorfchef, zu der Lage. „Wenn es eine Regierung gäbe, würde die es tun, aber wir können es nicht selbst machen“, so Osman. Außerdem steige durch die Überflutungen die Gefahr von Malariainfektionen an. So seien innerhalb der letzten zwei Monate neun Bewohner des Dorfes an der Krankheit gestorben.

    15 August 2007

    Peru: Erdbeben der Stärke 7,9

    Ein Erdbeben der Stärke 7,9 RiSk richtete in Peru schwere Schäden an. Etwa 600 Menschen kamen zu Tode. (Nachtragsmeldung)